ANZEIGE

DJZ-Gespräch mit Schulze Föcking

1501

Christina Schulze Föcking ist seit dem 30. Juni Umweltministerin in NRW und somit von Amts wegen auch zuständig für die Jägerei. Die 41-jährige CDU-Politikerin hat in ihrem neuen Ministerium so einiges aufzuräumen.

Sie ist nicht nur Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, sondern als staatlich geprüfte Landwirtin auch eine Frau vom Fach. Ganz im Gegensatz zu ihrem Amtsvorgänger hat Christina Schulze Föcking außerdem Ahnung von der Jagd – und von Jagdhunden. „Meine Eltern haben beide den Jagdschein, und schon früh als Kind haben sie mich mit auf den Ansitz genommen“, so die Ministerin im DJZ-Interview.

Der enge Kontakt zur Jagd habe sie eine hohe Achtung vor Wildtier und Natur sowie der Hegeaufgabe der Jägerei gelehrt. So sei es für sie normal und gehöre zur Jagd dazu, dass ein erlegtes Stück auch verspeist wird.

Besonders habe sie aber die Arbeit der Hunde und das Zusammenspiel zwischen Mensch, Wildtier und Natur fasziniert. Deshalb ist für sie auch als verantwortliche Ministerin die Ausgestaltung der Jagdhundeausbildung in NRW ein wichtiges Thema.

(Foto: Privat)

Eine Arbeitsgruppe, so die Ministerin, befasse sich augenblicklich mit der Novellierung des nordrhein-westfälischen Jagdgesetzes, und sie will einen Fehler ihres Vorgängers ausbügeln:

„Es wurde viel über Jäger, aber zu wenig mit Jägern gesprochen.“ Das werde sich ändern. Zudem solle die Leistung der Jäger für die Gesellschaft mehr in den Vordergrund gestellt werden: „Das Bild der Jäger in der Öffentlichkeit muss sich ändern.“

Auch das Niederwild liegt Schulze Föcking am Herzen. Deshalb sei die Prädatorenbejagung von hoher Bedeutung: „Wir müssen Rahmenbedingungen für eine intensivere Fuchsbejagung schaffen.“ So kann auch die Jagd aktiv zum Artenschutz beitragen.

Die Ministerin im Dialog

DJZ: Als Landwirtin hatten Sie direkten Kontakt zu Jägern. Ist mit Grünröcken auszukommen?

Christina Schulze Föcking: Diese Frage kann ich ausdrücklich mit „ja“ beantworten. Vor allem, weil ich die Arbeit vieler Hegeringe draußen in den Revieren kenne, kann ich bestätigen, dass die Jagd und der Schutz der Natur Hand in Hand gehen. Wenn man als Landwirtin vor diesem Hintergrund mit den „Grünröcken“ spricht, findet man recht schnell zueinander. Man spürt: Da ist ein gemeinsamer Nenner.

DJZ: Rund 91.000 Jäger in NRW warten darauf, dass ihre berechtigten Interessen in Düsseldorf ernstgenommen werden. Zu Zeiten Ihres Vorgängers Johannes Remmel hatte man den Eindruck, PETA und Co. gäben sich im Ministerium die Klinke in die Hand. Stehen die Türen jetzt für den Landesjagdverband ebenso offen?

Schulze Föcking: Ja, auf jeden Fall. Ich habe den Dialog mit der Jagd direkt aufgenommen und vertieft. Ich habe hohen Respekt und Wertschätzung gegenüber den Leistungen der Jägerschaft. Meine Türe steht darüber hinaus allen verantwortungsvoll arbeitenden Organisationen und Verbänden offen, denn zu einem engen Dialog auf fachlicher Basis gibt es keine Alternative.

DJZ: Wie werden Sie zukünftig den Dialog mit der Jägerschaft gestalten?

Schulze Föcking: Den Dialog werde ich eng und vertrauensvoll gestalten. Und damit habe ich auch längst schon begonnen: Bereits in den ersten Tagen nach Regierungsübernahme habe ich die Gespräche mit den Verbänden gesucht und geführt. Darunter auch Gespräche mit dem Landesjagdverband. Jetzt ist es besonders wichtig, diesen Dialog aufrechtzuerhalten und dabei alle Punkte, die uns wechselseitig unter den Nägeln brennen, anzusprechen. Denkverbote und Tabus gibt es bei mir nicht.

DJZ: Kommen wir zu den Themen, die uns Jäger extrem beschäftigen. Beginnend mit dem Verbot bleifreier Büchsenmunition: Wird es zurückgenommen?

Schulze Föcking: Wir haben eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich mit der dringend gebotenen Novellierung des Landesjagdgesetzes befasst. Das bisherige Verbot von Büchsenmunition aus Blei ist dabei ein wichtiger Punkt, der ja auch in der Vergangenheit schon kontrovers diskutiert wurde. Wichtig ist dabei eine bundeseinheitliche Regelung.

DJZ: Der Abschuss von Katzen ist verboten. Wer vom Landesbetrieb Wald und Holz ein Revier gepachtet hat, dem ist teils die Bejagung der Füchse verboten. Was werden Sie für den Erhalt des Niederwildes tun?

Schulze Föcking: Der Schutz des Niederwildes und der bodenbrütenden Vogelarten ist mir sehr wichtig. Deswegen habe ich die Rahmenbedingungen für eine intensivere Fuchsjagd erleichtert. Ab jetzt kann die Jagd im Kunstbau NRW-weit durchgeführt werden. Mindestens so wichtig wie die Jagd auf Prädatoren sind die Instrumente der Hege. Dazu zählen zum Beispiel das Anlegen von Grün- und Blühstreifen, von Hecken und Kleingewässern oder auch die Bewirtschaftung feuchter Wiesen und Weiden. Dafür könnte wiederum der Vertragsnaturschutz eine wichtige Hilfe sein.

DJZ: Gilt die Forderung „Wald vor Wild“ auch in Zukunft?

Schulze Föcking: Wild gehört zum Wald. Deswegen heißt es bei mir auch nicht mehr Wald vor Wild, sondern Wald und Wild. Entscheidend ist die Frage: Wie viel Wild? Wie bei Vielem gilt auch hier: Das gute Maß ist entscheidend.

DJZ: Der Wolf in NRW. Kann ein in Rudeln jagendes Raubtier in eine Kulturlandschaft wie die unsere integriert werden? Gehört der Wolf ins Jagdrecht?

Schulze Föcking: Es kommt auf ein international und bundesweit abgestimmtes Wolfsmanagement an, denn der Wolf kennt weder Landes- noch Staatengrenzen. Deswegen ist mir der Austausch über Ländergrenzen hinweg sehr wichtig. Für ein erfolgreiches Wolfsmanagement ist ganz entscheidend, die berechtigten Sorgen der Weidetierhalter und anderer Landnutzer zu kennen und angemessen zu berücksichtigen.

Mir ist es aber auch sehr wichtig zu betonen, dass bereits jetzt problematische Wölfe jederzeit entnommen – sprich: geschossen – werden können. Die Aufnahme des Wolfs in ein Landesjagdgesetz allein um seiner Entnahme willen ist damit nicht zwingend erforderlich. Insofern stellt sich die Frage nach der Aufnahme in das Landesjagdgesetz und damit verbunden auch die Frage nach der Hege und Pflege zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

DJZ: Christian Lindner (FDP) will die Jägerprüfung ablegen und bekennt sich eindeutig zur Jagd. Ist das ein Beispiel, dem andere Politiker – vielleicht auch Sie selbst – folgen sollten?

Schulze Föcking: Die Jägerprüfung zu machen, ist grundsätzlich eine gute Basis, um zu wissen, über was man eigentlich spricht. Diese Ausbildung und vor allen Dingen die spätere jahrelange Ausübung der Jagd in den Revieren vermitteln ein phantastisches Wissen. Ich selber brauche aber keine abgelegte Jägerprüfung, um mich für eine fachgerechte Jagd auszusprechen. Denn auch ohne Jagdschein kann man sich engagiert für die Interessen der Jägerschaft und die Ziele der weidgerechten Jagdausübung einsetzen.

Zudem ist die Jägerprüfung und auch die Ausübung der Jagd mit sehr viel Zeit verbunden – Zeit, die ich als Ministerin aktuell gar nicht habe.

Die Fragen stellte Harry Seelhoff

ANZEIGE
Aboangebot