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Auslandsjagd im Blickpunkt

Warum steht die Auslandsjagd in der Kritik? Gehört sie als Relikt aus der Kolonialzeit abgeschafft? Oder ist sie nützlich für Menschen und Wildtiere vor Ort? Antworten auf diese Frage liefert der Journalist Dr. Rolf D. Baldus:

(Foto: Privat)

Eine jagdpolitische Positionierung

Auslandsjagd, internationale Jagd, Trophäenjagd: Das ist der Themenkreis, über den ich heute Abend spreche. Dabei will ich die Trophäenjagd gleich aussortieren. Das ist ein Kampfbegriff gegen uns Jäger geworden. Die Motivationen zu jagen sind divers. Das auf Trophäen einzuengen ist viel zu eng. Entscheidend ist, was wir mit unserem Jagen bewirken!

Es ist durchaus berechtigt, zu fragen, ob wir uns damit beschäftigen müssen, wenn wir über die Zukunft unserer Passion nachdenken? Ist das relevant? Gibt es nichts Dringlicheres zu besprechen angesichts der Probleme und Anfeindungen, vor denen wir Jägerinnen und Jäger in Deutschland stehen?

Auslandsjagd ist ein Thema, das viele Gemüter in Wallung bringt. Nicht nur die von grünen Politikern. Auch mancher altgediente Waidmann zieht dabei die Augenbrauen hoch. Das merkt man spätestens dann, wenn man von seiner letzten Elefantenjagd erzählt.

Wenn ich an dieser Stelle einen Bogen zu dem Referenten schlagen darf, der hier ursprünglich reden sollte. Auch beim NABU ist intern das Verhältnis zur Auslandsjagd sehr umstritten. Das zeigte sich (wenn ich aus dem Innersten der Organisation petzen darf) vor allem bei der Arbeit am Text des „NABU-Grundsatzprogramms Artenvielfalt“. Schließlich setzten sich die Pragmatiker durch. Es heißt dort jetzt sinngemäß, dass die Nutzung einer Art ihren Schutz positiv beeinflussen kann. Und deshalb hält der NABU auch die „Trophäenjagd“ für vertretbar, wenn sie der Artenvielfalt dient. Ich zitiere, „Nutzungen sind zu unterstützen, die für die Erhaltung der genutzten Arten und deren Lebensräume in günstigen Erhaltungszuständen förderlich sind.“ Zu unterstützen!

Das hat aber nicht zur Folge gehabt, dass beim NABU die Top-Leute der Abteilung Internationaler Artenschutz dies auch umsetzen. Sie stehen eben nicht auf dem Boden der CBD, der UN-Konvention über Artenvielfalt, unterschrieben von 196 Staaten, also von allen außer dem Vatikan und den USA. Dort heißt es: Naturschutz und nachhaltige Nutzung sind die beiden Pfeiler der Artenvielfalt!

Unsere Jagd, und nachhaltige Auslandsjagd gehört dazu, steht auf dem Boden der CBD, des Grundgesetzes über den Erhalt der Umwelt auf unserem Globus. Ich möchte hier einmal meinen verstorbenen Freund Wolfgang Burhenne zitieren. Er war einer der wichtigsten Umweltjuristen des letzten Jahrhunderts, u.a. einer der Väter des Washingtoner Artenschutzabkommens. Er sagte mir einmal: „Vergiss nie: Wir Jäger gehören zu den wenigen, deren Passion durch internationales Recht geschützt ist!“

Da viele, gerade in der Politik, das aber ganz anders sehen, sollten wir alle über die Grundfragen der Auslandsjagd informiert sein, wenn uns die Zukunft unserer Passion am Herzen liegt.

Denn 1. ist sie heutzutage ein Massenphänomen und keine Eliteveranstaltung mehr.

Und 2. versucht man unsere Jagd generell über die sogenannte „Trophäen“jagd in Ländern des globalen Südens, vor allem in Afrika, sturmreif zu schießen. Ich werde deshalb hier auch nicht über unser Jagen in anderen europäischen Ländern oder Nordamerika reden, sondern über Asien und – vor allem – Afrika.

Ich erzähle Ihnen eine kleine Jagdgeschichte. Eigentlich ist der Vorgang völlig unbedeutend, aber danach sah die Welt der Auslandsjagd nicht mehr so aus wie vorher.

Tatort Simbabwe. Am 1. Juli 2015 beschoss ein amerikanischer Zahnarzt, irgendwann nach Sonnenuntergang, einen Löwen mit einem Jagdbogen. Erst am nächsten Tag konnte Panthera leo gefunden und getötet werden. Alles fand statt in einem Jagdgebiet an der Grenze zum nahe gelegenen Hwange Nationalpark. Der Löwe trug den Namen Cecil und trug außerdem einen Sender um den Hals. Er war an ein Luder aus dem nahegelegenen Nationalpark gelockt worden, wo er lebte. Als König der Löwen war er Chef eines großen Rudels und für das Überleben der vom Aussterben bedrohten Großkatzen dort unverzichtbar. Cecil war nicht nur das Lieblingstier aller Touristen im Park, sondern auch der berühmteste Löwe Simbabwes, so die BILD-Zeitung und soweit die Story.

Als Ergebnis rollte ein Medien-Tsunami, wie ihn die Welt in Sachen Auslandsjagd und Artenschutz noch nie gesehen hatte. Bis zu 12.000 redaktionelle Beiträge täglich gab es in Spitzenzeiten weltweit zu „Cecil“ in den Medien. Das arme Viech schaffte es nicht nur in die Tagesschau um 20 Uhr, sondern in die Hauptnachrichten in aller Welt. Die sozialen Netzwerke quollen über von emotionalen Kommentaren und blankem Hass. Celebrities setzten sich für ein Ende der Jagd in Afrika ein. Als Ergebnis verhängten mehrere Länder, z.B. Frankreich oder die Niederlande Einfuhrverbote für Jagdtrophäen vermeintlich gefährdeter Tierarten. Die USA erließen sogar ein spezielles Cecil-Gesetz. Rund 40 Fluggesellschaften teilten mit, sie würden keine Jagdtrophäen mehr transportieren. Länder wie Sambia oder Tansania erlebten massive Einbrüche ihrer Jagdeinnahmen. Naturschutz konnte nicht mehr finanziert werden.

Die Anti-Jagd-Organisationen, die hochprofessionell die Kampagne „Cecil“ weltweit konzertierten und koordinierten, nahmen hingegen Millionenbeträge ein. Mit immer neuen, sensationellen fake-news hielten sie die Kampagne am Laufen. Selbst die Löwenforscher aus Oxford, die gar nicht nach Spenden gefragt hatten, fanden zeitnah über eine Million Pfund auf ihrem Konto.

Die ganze Kampagne bestand im Wesentlichen aus einer „weltweiten Lawine der Desinformation“, so kürzlich ein wissenschaftlicher Artikel.

Was war denn dann die Wahrheit über Cecil? Der Löwe hatte eigentlich den Forschungscode MAGMI und war einer von vielen, die innerhalb und außerhalb des Nationalparks ihre Fährten zogen. 99,9% der Simbabwer hatten noch nie von diesem Tier gehört. Und aufgrund der Politik des Diktators und Mordbuben Mugabe kamen auch kaum Touristen, die den Park besucht hätten, um sich Löwen anzuschauen. Der Abschuss war gar nichts Ungewöhnliches. 65 Löwen, 45 davon mit Halsbändern, waren dort in den 16 Jahren zuvor geschossen worden. Die Jagd war naturschutzfachlich nicht zu beanstanden. Das Tier war 13 bis 14 Jahre alt und damit post-reproduktiv und eigentlich für eine Entnahme genau richtig. Die Jagd war – abgesehen von kleineren Ordnungswidrigkeiten – völlig legal. Niemand musste sich dafür vor Gericht verantworten. Dass ich persönlich das Erlegen eines Löwen in der Dunkelheit und das Verhalten der Beteiligten nach der Jagd nicht goutiere, ist eine ganz andere Frage.

Das Wichtigste aber: Ohne Jagd wäre der Löwe „Cecil“ nie geboren worden. Stattdessen wären schon sein Großvater und die ganze Verwandtschaft abgeschossen oder vergiftet worden. 25 Jahre vor Cecil habe ich zusammen mit tansanischen Wildhütern den Jagdfarmer Peter Johnstone besucht. Er war einer der Pioniere des Jagdtourismus in Simbabwe. Er hatte seine Farm ungefähr dort wo später der Löwe MAGMI lebte. Die hatte er 1969 auf Jagd umgestellt. Er sagte uns: „Jahrelang habe ich viel Geld ausgegeben, um die Löwen zum Schutz meiner Kühe abschießen zu lassen. Jetzt verdiene ich Geld damit, dass ich Löwen und anderes Wild hege und gelegentlich einen alten Simba von einem Touristen schießen lasse.“

Wir Auslandsjäger hatten dem „Perfect Storm“-Cecil nichts entgegenzusetzen. Wir wurden von der Presse auch nicht dazu befragt. Cecil war für uns, was die Schlacht bei Cannae für die Römer, Waterloo für Napoleon und Wounded Knee für die Sioux war. Hätte man uns gefragt, dann hätten wir zumindest sagen können, dass kurz nach Cecil 28 afrikanische Länder, feststellten: Gut organisierte Jagd kann zum Schutz der Löwen beitragen. Einfuhrverbote für Trophäen können hingegen stabilen Löwenbeständen schaden. Aber keiner hat uns gefragt.

Auch Frau Steffi Lemke will die Einfuhr von Jagdtrophäen verbieten, spätestens seit 2015. Damals war sie Abgeordnete und Sprecherin der Grünen für Naturschutz im Bundestag. Jetzt ist sie Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz usw. An den Hebeln der Macht will sie immer noch dasselbe. Warum: In erster Linie, weil ihre Klientel das will. Grüne NGOs, Jagdfeind*innen und ihre Organisationen gehen in Berlin ein und aus. Gesprächsversuche von unserer Seite versandeten hingegen immer in Vorzimmern.

Die Grünen hatten vor zweieinhalb Jahren ein Trophäenimportverbot in den Entwurf des Regierungsprogramms hineingeschrieben. Ein Satz, der zunächst niemand auffiel. Bis dann die FDP sagte: Mit uns nicht. Die Grünen vermuteten – zu Recht oder Unrecht – dass der Internationale Jagdrat CIC denen das gesteckt hatte. Die Rache folgte auf dem Fuße: Özdemir verkündete im Alleingang und ohne die eigentliche notwendige Beteiligung des Kabinetts, dass Deutschland als Staatsmitglied nach 30 Jahren aus dem CIC ausscheidet.

Ich will aber hier nicht nur die Grünen beschimpfen. Ehre wem Ehre gebührt: Auch die SPD ist für ein Verbot der Einfuhr von Jagdtrophäen, und zwar für alle CITES-gelistete Arten. Das umfasst eigentlich fast alle und steht in totalem Widerspruch zu CITES selbst! Bislang hatte sich die SPD zu dem Thema bedeckt gehalten. Bei Beantwortung der Wahlprüfsteine des DJV zur Europawahl haben die Sozis dann in dieser Woche die Katze aus dem Sack gelassen.

Wieso maßen wir uns eigentlich an, in Europa zu entscheiden, was in Afrika bejagt werden darf und was nicht?

Der Internationale Jagdrat sagt seit Jahren: Let Africa Speak! Anstatt dass das House of Commons in London oder die EU-Kommission in Brüssel in eigener Weisheit und dem Druck der NGOs folgend entscheidet,

  • was richtig in Sachen Jagd in Afrika ist
  • und das mit Erpressung durchsetzt,

anstatt das weiterzumachen, sollten die Entscheidungsträger doch endlich mal Afrika zuhören!

Und das geschah – und hier kommt die zweite Geschichte. Im März nutzten die Namibier den Besuch einer Bundestagsdelegation. Den MdBs erklärte man, was Jagd für Namibia bedeutet. Ein Brief des Ministers an Frau Lemke wurde übergeben. Ein Brief des Umweltministers von Botswana folgte.  Dann äußerten sich Basisorganisationen der ländlichen Bevölkerung dazu. Da war plötzlich – durchaus undiplomatisch – die Rede von Bevormundung, von europäischer Überheblichkeit, von Neo-Kolonialismus, gar von Rassismus. Umweltminister Dumedzweni Mthimkuli reiste eigens von Gaborone nach Berlin, um seine Kollegin zu sprechen. Doch die wollte ihn nicht sehen und stattdessen ihren Staatssekretär schicken. Es brauchte wohl hämische Presseartikel und das Auswärtige Amt, dass sie dann plötzlich doch Zeit hatte. „Sie knickte ein“ schrieb die Bild-Zeitung. Das Gespräch verlief frostig. Eine Einladung, sich doch vor Ort in Afrika selbst ein Bild zu machen, lehnte sie ab. Amtskollege Mthimkulu sagte darauf in seiner Pressekonferenz in Berlin: „Die Grünen schauen auf uns mit Verachtung.“

Und dann kam ein überraschendes Angebot von Präsident Masisi selbst. Er hatte zuvor schon einen Brief an Bundeskanzler Scholz geschrieben. Der ist übrigens bis heute nicht beantwortet. Dieses Angebot stand auf dem Titelblatt der Bild-Zeitung. Da hieß es: „Botswana will 20 000 Elefanten als Schenkung an Deutschland abgeben! Grund? Diplomatische Verstimmung, ausgelöst von unseren Grünen!“ Und weiter – Zitat: „Präsident Mokgweetsi Masisi hat die Faxen dicke. Wenn die Grünen alles besser wissen, sollen sie und Lemke zeigen, wie man ohne Jagd mit Elefanten zusammenlebt, meint er.“

Ihm sei es „todernst“ mit dem Geschenk. Es sei auch ernst, wie in seinem Land Menschen von Elefanten totgetrampelt („furchtbarer Anblick“), Ernten vernichtet, Dörfer verwüstet würden. Jagd sei ein Mittel, den Bestand zu steuern. Botswana stelle 40 Prozent Landesfläche für Wildtiere bereit. Genug, findet er. Lemke und die Grünen hätten die Tiere „nicht in ihrem Hinterhof“. Das könne er jetzt ändern!

Die Bild Zeitung legte eine Woche lang täglich nach. Alle Tageszeitungen in Deutschland folgten. Alle Fernsehsender ebenso. Und dann die Karikaturisten und Satiriker. Das Internet sowieso. Danach ging die Story weltweit viral: New York Times, BBC oder in Malawi und China. Und alles positiv im Sinne unserer Anliegen.

Wir haben mit dem CIC mal eine Fachfirma drangesetzt, um herauszufinden, wen die Story in den ersten vier Wochen erreicht hat. Die sogenannte „organische Reichweite“ weltweit betrug 1,9 Milliarden Zugriffe im Internet. Zeitungsleser, TV-Zuschauer und Radiohörer kamen on top. Der Webeäquivalenzwert, also was wir für Werbung hätten ausgeben müssen, um in Deutschland eine solche Reichweite zu generieren, liegt bei 37 Millionen Euro. Weltweit wurden um die 5.500 Artikel generiert. Wohlgemerkt, alles nur im ersten Monat.

Vergleiche ich Masisis Elefanten mit Cecil dem Löwen, dann ist das Ergebnis ganz klar: 1:0 für Masisi und den Artenschutz. Der erste richtig große PR-Erfolg pro Jagdtourismus in den letzten Jahrzehnten! Die Gegenseite einschließlich des BMU ging auch erst einmal k.o. auf die Bretter und hat bislang keine Gegenattacke gestartet. Die wird aber kommen.

Was wollen uns die beiden Geschichten sagen?

Erstens: Das uralte Reizthema internationale Jagd hat sich zu einer Art weltweiter Kulturkampf entwickelt. Der wird vorangetrieben von NROs, die im Jahr über eine Milliarde Euro einnehmen und damit prall gefüllte Kriegskassen haben. Inzwischen hat die „Trophäenjagd“ als Thema den mainstream, die Tagesschau und die große Politik erreicht. Wenn wir das jetzt verschlafen, dann verlieren wir die Jagd in Afrika und in Zentralasien.

Zweitens. Wer sich als Jäger bei uns bequem zurücklehnt und sagt, ich bejage nur Sauen und Rehe, das berührt mich nicht, dem kann ich nur sagen: die Beseitigung der internationalen Jagd ist nur Stufe 1 des Masterplans der Antis. Als vermeintliches Erbe der Kolonialzeit ist sie das weichere Ziel, auch in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Der sogenannte Trophäenjäger („alter weißer Mann“) eignet sich für das Feindbild der „Jagdgegner*innen“ optimal. Ist der ausgeschaltet geht es uns hier zuhause an den Kragen. Auch der DJV hat das seit ein paar Jahren erkannt und engagiert sich inzwischen für die internationale Jagd.

Drittens. Die Gegenseite arbeitet zum großen Teil mit verfälschten und teilweise mit gefälschten Informationen. Wir arbeiten faktenbasiert, und das muss auch so bleiben. Aber auch wir müssen ran an die Gefühle! Im Zeitalter von fake news und Internet wird die öffentliche Wahrnehmung von emotionalen Botschaften und von Bildern gesteuert. Der adipöse alte weiße Mann hinter einem toten Löwen ist der absolute PR-Gau. Dagegen helfen keine Fakten.

Unsere Gegner wissen das zu nutzen und sind dabei sehr geschickt. Chapeau kann ich nur sagen. Sie setzen einerseits erhebliche steuerbegünstigte Geldmittel dafür ein. Andererseits generieren sie damit Einnahmen im zehnstelligen Bereich. Das ist inzwischen ein Geschäftsmodell geworden. Inhaltsbezogene Diskussionen mit diesen Organisationen sind sinnfrei, da Fakten die Grundlagen ihrer Erwerbstätigkeit in Frage stellen.

Die Öffentlichkeit, die seriösen Medien und die Politik wollen aber ganz zu Recht eine Antwort auf die Frage, warum es denn nicht stimmt, dass die Auslandsjagd Natur und Wild schädigt, insbesondere wenn es sich um Tierarten handelt, die vielleicht tatsächlich selten oder bedroht sind. Aus meiner Sicht gibt es fünf Hauptgründe, die das Wild – in Afrika – gefährden.

 

In erster Linie ist es der Verlust an Lebensraum. Die Ursache: eine weiterhin stark wachsende Bevölkerung. Heute leben 1,3 Milliarden Menschen auf dem Kontinent. Fünfmal so viel wie 1950. In 25 Jahren dürften es doppelt so viele sein.

In zweiter Linie ist es die kommerzielle Wilderei für Buschfleisch und Trophäen wie Elfenbein und Rhino-Horn. Ungebremst trotz aller Absichtserklärungen.

Inzwischen schaffen Mensch-Tier-Konflikte ein drittes und ein schnell wachsendes Gefahrenpotential. In Tansania, wo ich 13 Jahre im Wildschutz gearbeitet habe, verloren wir jeden dritten Tag einen Menschen auf diese Weise. Ich habe selbst einen Löwen gejagt, der 32 Menschen gruselig zerfleischt hatte. In ganz Afrika ist die Zahl der Getöteten jedes Jahr vierstellig – und ein Mehrfaches verletzt. Als Ergebnis werden Tiere, viele Tiere, vergiftet, gespeert, abgeschossen. Bei weitem mehr als durch Jagd entnommen werden.

Eine vierte Ursache für den Rückgang des Wildes sehe ich in schlechter Politik der Regierungen in den Ländern mit Wildvorkommen. Korruption ist hier das Stichwort.

Und über die fünfte große Gefahr für das Überleben des Wildes in Afrika und Asien habe ich gesprochen. Das ist die weltweite Anti-Jagd-Bewegung. Erfolgreich schnürt sie erst der Jagd, und dann dem Wild in Afrika die Luft ab.

Fazit: Legale und nachhaltige Jagd hat keine einzige Tierart in den letzten hundert Jahren ausgerottet. Sie gefährdet das Wild nicht. Das Gegenteil ist der Fall!

Jagd setzt Wild in Wert. Das schafft materielle Anreize für den Erhalt des Wildes, um es langfristig nutzen zu können. Nimmt man den Wildtieren diesen Wert, treten dort Maisfelder und Kühe an ihre Stelle. Das ist empirisch belegt. Ohne Jagd gingen riesige Gebiete für die Natur verloren. Gebiete, die größer sind als alle Nationalparks zusammen.

Der ökologische Fußabdruck des Jagdtourismus ist geringer als der des Massentourismus. Gleichzeitig sind die Erträge pro Besucher sehr viel höher. Die meisten Jagdgebiete sind für Fototouristen ungeeignet.

Die nachhaltige Jagd in Afrika entnimmt nur ganz wenige Tiere. Dort werden jährlich gerade einmal um die 120.000 Wildtiere erlegt. Wir alle wissen: Allein in Deutschland sind es konstant über zwei Millionen Stück Schalenwild auf einem Bruchteil der Fläche. Ist es nicht kurios, dass oft dieselben Leute, denen wir Jäger hier bei uns zu wenig schießen, den Leuten in Afrika die Jagd verbieten wollen? Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Dieselbe Partei, dieselben NGOs, die bei uns das Schalenwild bis auf kleine Reste dezimieren wollen, fordern Totalschutz in Afrika! So ähnlich muss es in einer geschlossenen Anstalt zugehen!

Jagdtourismus hat in den letzten Jahrzehnten, z.B. in Namibia oder Südafrika, dafür gesorgt, dass sich viele Tierarten zahlenmäßig wieder vervielfacht haben. Vielerorts trägt er in erheblichem Maße zur Sicherung der ländlichen Lebensgrundlagen bei. Kein Zufall, dass auch die Weltnaturschutzunion IUCN sich für die kontrollierte Jagd als Mittel des Naturschutzes ausspricht.

Jagdverbote sind kontraproduktiv. Schauen wir auf Kenia, wo die Jagd seit 1978 verboten ist. Da ist das Wild um über drei Viertel zurückgegangen. Die Zahlen sprechen nicht dafür, dass das ein Erfolgsmodell war.

Es ist zwar paradox und für eine verstädterte, naturferne Bevölkerung in Europa und Nordamerika – mangels Sachkenntnis – schwer einzusehen, dass die kontrollierte Bejagung gefährdeter oder seltener Tiere zu ihrem Erhalt beitragen kann. Aber weil das so ist, genehmigt das Washingtoner Artenschutzabkommen, CITES, seit Jahrzehnten auch die Aus- und Einfuhr der Jagdtrophäen gefährdeter Tierarten, wenn dies zu ihrem Erhalt beiträgt. Geregelt wird das in einer Jagd-Resolution, und das schon seit einem halben Jahrhundert. Die SPD sollte sich das mal in Afrika erklären lassen.

„Use it or lose it“ – „Nutzen oder verlieren“! Vielleicht etwas vereinfacht, aber das bringt die Sache auf den Punkt. Wie das Prinzip funktioniert kann ich aus meiner eigenen Praxis am Beispiel des Selous erläutern. Durch die Reinvestition von 50% unserer Jagdeinnahmen brachten wir die Elefantenwilderei innerhalb von etwa sechs Jahren von 5.000 stinkenden Kadavern im Jahr auf plus-minus-Null. Innerhalb von weniger als 15 Jahren haben wir die Population wieder mehr als verdoppelt. Falls also Frau Ministerin Lemke wissen will, wie sie das Ziel der Wildereibekämpfung aus dem aktuellen Regierungsprogramm der Ampel umsetzen soll: Ich kann es ihr gerne erklären!

Ein Wort der Vorsicht in diesem Zusammenhang: Der Satz „Jagd ist angewandter Naturschutz“ ist zu simpel. Auch für Afrika gilt das nicht uneingeschränkt. Schlechte Jagd ist auch dort schlecht. Dazu kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung ausreichend Beispiele nennen. Leider!

Dennoch lautet meine Zusammenfassung: Nachhaltige Auslandsjagd ist eine Säule des Naturschutzes – nicht überall -aber vielerorts! Halten wir deshalb im Grundsatz fest:

– Die Forderung nach einem Totalschutz des Wildes lässt sich sachlich nicht rechtfertigen.

– Weder wirtschaftlich noch sozial ist sie plausibel.

– Nachhaltige Jagd nützt Mensch und Tier gleichermaßen.

– Deshalb lehnen die Regierungen der Jagdländer sowie die Bevölkerung vor Ort Jagdverbote ab.

Wie bringen wir nun unsere Botschaft an den Mann und die Frau? An die Politiker? In die internationalen Organisationen? In die Presse, in die neuen Medien? Das geht heutzutage nicht mit Amateuren. Das geht nur mit Profis. Und wo sind diese?

Nowhere to be seen!

Halt es gibt eine Ausnahme: Vor sechs Jahren haben CIC und DJV ein gemeinsames Projekt zur Auslandsjagd begonnen und jeweils zur Hälfte bezahlt. Ich bin mit Lobesworten sparsam, aber seit der Zeit hat sich viel geändert. Wir sprechen mit der Presse. Die BILD-Zeitung fragt auch uns und zitiert uns, wenn sie über tatsächliche oder vermeintliche Skandale schreibt. Wir verfolgen ganz systematisch, was in den Medien aufpoppt und reagieren bei Bedarf sofort. Auch bei X oder Facebook. Wir haben ein internationales Netzwerk aufgebaut, vor allem ins südliche Afrika. Nicht finanziell, aber inhaltlich begegnen wir unseren Gegnern auf Augenhöhe. Wir haben zusammen mit Privatpersonen bislang 1,2 Millionen in dieses Vorhaben gesteckt. Auf diesem Weg müssen wir weiter gehen.

Bevor ich zum Ende komme noch drei Wünsche an Sie.

  1. Das Erste und Wichtigste: Jagen Sie in Afrika! Unsere Partner dort, das Wild und die Bevölkerung vor Ort leben davon, dass wir kommen.

Aber schauen Sie auf der Messe Dortmund nicht nur auf den Preis, sondern auch darauf, ob nachhaltiges Jagen angeboten wird. Bevorzugen Sie Jagden, bei denen auch Geld bei der Bevölkerung vor Ort bleibt.

  1. Unterstützen Sie die Arbeit von CIC und DJV zur Auslandsjagd finanziell.
  2. Und alles letztes: Schämen Sie sich nicht dafür, dass Sie in Afrika jagen! Da gibt es nichts zu verheimlichen! Erklären Sie stattdessen, was guten Jagdtourismus ausmacht. Denken Sie dabei an Wolfgang Burhenne: “Wir Jäger gehören zu den wenigen, deren Passion durch internationales Recht geschützt ist!“
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