WAFFEN & PATRONEN Waffen Heym-Bergstutzen 26 BS

Heym-Bergstutzen 26 BS


 

Heft 12/2011

Nach der Doppelbüchse B 26 bringt Heym jetzt auch einen Bergstutzen zu einem ordentlichen Preis auf den Markt. Die leichte Kipplaufbüchse bekommt man ab 3.650 Euro.

Von Norbert Klups

 
Die Testwaffe hatte die Kaliberkombination 8 x 57 IRS und 5,6 x 50 R Magnum (Fotos: Norbert Klups)
Bergstutzen waren eigentlich die Waffe des Bergjägers. Die kleine Kugel für den großen und kleinen Hahn sowie Fuchs und Murmel, die große für Gams, Reh und Hirsch. Heute trifft man Jäger mit Bergstutzen aber nicht nur in den Bergen, sondern die handliche Kipplaufwaffe hat längst auch die Flachlandreviere erobert. Waren Bergstutzen früher hauptsächlich Einzelanfertigungen aus Suhl oder Ferlach, also entsprechend teuer, so gibt es heute auch preisgünstige Modelle von den großen Herstellern wie Blaser oder Krieghoff aus CNC-Fertigung. Bergstutzen sind schon besondere Waffen und wollen auch so behandelt werden. Sie haben zwei Kugelläufe in unterschiedlichen Kalibern, und das Laufbündel wird im Werk so zusammengelegt, dass die Läufe jeweils kalt ihre gewünschte Treffpunktlage haben. Das ist zwingend, denn, anders als bei der Doppelbüchse, steht hier nicht fest, ob der obere oder der untere Lauf abgefeuert wird. Würde man eine Doppelbüchse in der verkehrten Reihenfolge schießen, wäre die gemeinsame Treffpunktlage der Läufe nicht mehr gegeben. Der Bergstutzen ist also die Büchse für den präzisen Einzelschuss.
 
Kurz und leicht
 
Die Kipplaufwaffe ist nur 98 Zentimeter lang und wiegt ohne Zieloptik keine 3 Kilogramm. Damit ist sie eine extrem führige Waffe, ideal für die Berge, aber auch für enge Kanzeln. Das Laufbündel ist nur 55 Zentimeter lang, und die Basküle wird aus Aluminium gefertigt. Das spart natürlich Gewicht. Die CNC-Fertigung ist offensichtlich, aber das ist heute bei Serienwaffen die Regel. Das Laufbündel ist auf klassische Weise fest verlötet und sehr schlank gehalten. Hinter der Schiene verbergen sich Zwischenstege, die für ein spannungsfreies Verlöten des Laufbündels sorgen und eine sehr präzise Laufkorrektur ermöglichen. Die Mündungspartie ist blank belassen und zwischen den Läufen eine Schraube erkennbar. Keine Laufverstellung, sondern sie dient bei der Produktion dazu, das Innere des Laufbündels nach dem Tauchbrünieren mit Wasser auszuspülen. Der 26 BS hat keine Laufverstellung und wird ab Werk mit den gewünschten Laborierungen eingeschossen. Davon sollte der Käufer sich dann einen gehörigen Vorrat zulegen, denn ob nach Jahren eine andere Losnummer die gleiche Treffpunktlage hat, ist keinesfalls sicher.
 
 

 
Die Läufe sind im Monoblock eingeschoben, verriegelt wird über zwei Laufhaken. Der Auszieher ist einteilig (Foto: Norbert Klups)
Verschluss
 
Die beiden Läufe sind in einen Monoblock eingelassen, der Laufhaken und Auszieher aufnimmt. Vorn hat der Monoblock an der Unterseite einen Zapfen, der in eine Ausfräsung des Eisenvorderschaftes eingreift. Der Vorderschaft stützt sich dort ab und liegt nicht an der Basküle an. Die exakte Passung lässt sich über eine Schraube im Vorderschaft justieren. Der Vorderschaft wird mittels Schnäpper an eine am unteren Lauf angelötete Haft befestigt. Ebenfalls angelötet ist der vordere Riemenbügel. Heym verschraubt den Riemenbügelhalter zusätzlich noch mit dem Laufbündel. Sollte sich die Lötstelle mal lösen, bleibt die Büchse trotzdem sicher auf der Schulter. Solche Details sieht man heute eher selten. Eine Visierschiene ist nicht vorhanden. Auch sie kann die Präzision negativ beeinflussen und bringt zusätzlich noch unerwünschtes Gewicht. Die Kimme in Form eines abgeschrägten Hausdaches mit gelber Leuchteinlage aus Fiberglas ist in einen auf den Lauf gelöteten Visiersattel eingeschoben, der ebenfalls über eine „Sicherheitsschraube“ verfügt. Das Kimmenblatt lässt sich seitlich im Schwalbenschwanz verstellen. Das rote Kunststoffkorn sitzt auf einem blendfrei mattierten Kornsattel und kann in der Höhe justiert werden. Es bildet einen sehr guten Kontrast. Eine gelungene Fluchtvisierung, die nur wenig vom Ziel verdeckt und eine schnelle Zielaufnahme erlaubt. Serienmäßig ist der 26 BS für die Heym-Multi-Schnellmontage vorbereitet. In die abgerundete Oberseite des Monoblockes sind zwei Prismen sowie hinten eine Quernut eingefräst. Es handelt sich hier um eine Art Aufkippmontage, die direkt in diese Ausfräsungen eingreift und keine aufgesetzten Unterteile benötigt. Als Montage-oberteil dient eine Schiene mit seitlichen Drehhebeln, die auf zwei Krallen wirken. Auf die Schiene lassen sich dann nach Belieben Ringe oder Unterteile für Innenschienen der verschiedenen Hersteller anbringen. Das Swarovski 4Zi 3-12×50 der Testwaffe war mit einer Innenschiene ausgestattet und ließ sich sehr flach montieren. Das Abnehmen und Aufsetzen des Zielfernrohres funktioniert problemlos, und es zeigt sich keine Veränderung der Treffpunktlage nach wiederholtem Glaswechsel.
 
Zwei Schlosse
 
Der 26 BS ist als Sicherheitswaffe mit Handspannung auf dem Kolbenhals konzipiert. Erst vor dem Schuss werden die Schlosse über den Spannschieber gespannt. Beim Abknicken der Läufe entspannt der Bergstutzen automatisch. So kann der Schütze nicht vergessen, den Spannschieber zurückzunehmen, wenn er nach dem Nachladen eines oder beider Läufe nicht mehr schießen will. Der Spannschieber ist gut geformt, erfordert aber etwas Kraft beim Vordrücken. Zum Entspannen wird er noch etwas weiter vorgeschoben und kann dann langsam in die Endstellung zurückgelassen werden. Das ist lautlos möglich. Beide Läufe werden über einen Abzug bedient.
 
Der Abzug der Testwaffe war vorbildlich trocken eingestellt und löste beide Schlosse bei 1,4 Kilogramm Abzugsgewicht trocken und ohne spürbaren Weg aus. Er ließe sich auch noch feiner justieren, doch besonders im Winter mit kalten Fingern ist eine gute Abzugskontrolle wichtig. Die Umschaltung für die Laufvorwahl liegt als Drücker im Abzugszüngel selbst. Nach links wird der untenliegende große Kugellauf ausgelöst, nach rechts gedrückt der obenliegende kleine Kugellauf. Das erschien zunächst als wenig praxisgerecht und fummelig, aber in der Praxis zeigte sich später, dass diese Anordnung der Umschaltung durchaus Vorteile hat. Sie lässt sich leicht im Anschlag mit dem Abzugsfinger bedienen, und die Stellung des Wahlschalters ist fühlbar. Damit man jederzeit nachschauen kann, welche Stellung welchen Lauf auslöst, ist oben auf der Wurzel des Oberhebels ein Schaubild eingraviert. Links ein großer Kreis für den großen Kugellauf, rechts ein kleiner Kreis für den kleinen. Beide zum besseren Kontrast in Gold eingelegt.
 
Der helle Dural-Systemkasten ist links mit Rotwildmotiven graviert, und auf der rechten Seite sind Sauen abgebildet. Die Gravuren erfolgen natürlich nach Wunsch des Käufers. Der Schaft aus gut gemasertem Nussbaumholz hat eine fein geschliffene Oberfläche und ein Ölfinish. Die Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist scharf sowie sauber ausgeführt. Der Hinterschaft mit bayerischer Backe und leichtem Schweinsrücken wird mit einer Kunststoffkappe abgeschlossen. Gummi wäre hier besser, denn damit lässt sich die Waffe rutschsicher abstellen, und der Rückstoß wird gedämpft. So etwas kann der Kunde aber bei der Bestellung der Waffe regeln. Der Vorderschaft ist handfüllend und endet in einer eleganten Tropfnase. Der Schaft ist für den Schuss über eine Zieloptik geschäftet, was bei einem Bergstutzen nur vorteilhaft ist, denn hier wird fast ausschließlich über die Zieloptik geschossen. Wird über Kimme und Korn visiert, muss der Schütze den Kopf etwas herunternehmen.
 
Die Testwaffe war für die Kaliber 8 x 57 IRS und 5,6 x 50 R Magnum eingerichtet. Wie erwähnt, wird ein Bergstutzen kalt geschossen, und so wurden mit jedem Kugellauf 5 Schüsse abgegeben, wobei nach jedem Schuss 15 Minuten Pause eingelegt wurden. Die Waffe war werksseitig mit 12,7-Gramm-TMR von Geco bei der großen Kugel und dem 3,6 Gramm schweren TMS von RWS bei der kleinen eingeschossen.
 
Schussleistung
 
Die kleine Kugel schoss einen hervorragenden Streukreis von 22 Millimetern, die große Kugel lag mit 28 nicht viel schlechter. Viel wichtiger ist aber, dass die Treffpunktlage beider Läufe genau zusammenlag. Die Gesamtstreuung der 10 Schüsse betrug nur 4,9 Zentimeter. Das ist für eine kombinierte Waffe mit fest verlöteten Läufen sensationell. Um zu sehen, wie sich mehrere Folgeschüsse auswirken, wurde die Waffe auch warm geschossen. Zunächst ein Schusspaar aus beiden Läufen direkt in Folge. Die beiden Schüsse lagen genau zusammen und eine Dublette, etwa Kitz und Ricke, ist kein Problem. Danach wurden 3 Schüsse aus dem großen Kugellauf hintereinander abgegeben. Die ersten beiden Schüsse lagen nur 1,5 Zentimeter auseinander, der 3. Schuss etwa 4 Zentimeter höher. Das spielt jagdlich auf normale Distanzen keine Rolle. Damit zeigt sich der 26 BS als sehr wärmeunempfindlich und erlaubt das Abfeuern von beiden Läufen hintereinander oder bis zu drei Schüssen aus einem Lauf, ohne dass sich die Treffpunktlage bei Schalenwild aus der „tödlichen Zone“ bewegt. Trotz seines geringen Gewichtes schießt sich der Bergstutzen durch die anatomisch gute Schäftung noch angenehm.
 
Resümee
 
Mit dem 26 BS stellt Heym einen modernen und handlichen Bergstutzen vor, der sehr gut schießt und über eine praxisgerechte Ausstattung verfügt. Durch die Handspannung ist die Waffe sehr sicher. Gegenüber Wärmespannungen zeigte sich die Testwaffe erstaunlich unempfindlich.
 
Der Preis beginnt bei 3.650 Euro für die Ausführung „Schwarzkittel“ mit schwarz eloxiertem Kasten. Die hier vorgestellte Luxusausführung mit Tierstückgravuren kostet 4.200 Euro. Wer mehr ausgeben will, kann zur „Grand Royal“ greifen, die dann mit 21.970 Euro zu Buche schlägt.
 

 
 
 
 
 
 


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