Salweide und Öhrchenweide sind Pionierpflanzen. Sie treten in der Folge der natürlichen Besiedlung von Lebensräumen nach der Hochstaudenflur auf. Sie besiedeln feuchte Standorte und sind mit rohen Böden zufrieden.
Die Salweide: Die Kätzchen erscheinen vor den Blättern. Die männlichen sind gelb. |
Salweide, Salix caprea
Die Salweide ist vom Habitus zwischen Strauch und Baum einzuordnen. Sie kann bis zu neun Meter hoch werden, hat aber meist einen kurzen und oft knorrigen Stamm, der ziemlich bodennah verzweigt ist.
Die Rinde der Salweide zeigt eine hellgraue Farbe und hat eine leicht gefurchte Struktur. Ein gutes Merkmal sind die rautenförmig aufbrechenden Rindenplatten.
Die Blätter haben eine breit elliptische Form und sind auf der Oberseite dunkelgrün. Der Rand ist schwach gesägt. Während die Oberseite des Blattes kahl ist, fallen auf der Unterseite die dichten graufilzigen Haare auf. Die Blattlänge liegt zwischen sechs und zehn Zentimetern bei einer Breite von bis zu vier Zentimetern. Der Blattstiel ist dunkelrot und ebenfalls behaart.
Die eiförmige Blütenknospe kann fast fünf Millimeter lang werden. Zum Schutz vor Frösten ist sie von einer Knospenschuppe überzogen, die im Frühjahr abfällt und die silbrige Behaarung deutlich werden lässt. In diesem Zustand sind die Blütenknospen als Kätzchen bekannt. Das hat zu dem Namen „Weidenkätzchen“ geführt. Die Kätzchen erscheinen vor den Blättern.
Weiden sind zweihäusig. Das heißt, dass männliche und weibliche Pflanzen existieren. Deutlich sind die männlichen Sträucher von den weiblichen Sträuchern zu unterscheiden. Erstgenannte blühen im März mit einer gelblichen, die weiblichen mit einer grünlichgelben Farbe. Während die männlichen Blüten zwei bis drei Zentimeter Länge erreichen, sind die weiblichen Blüten etwas größer und entwickeln sich bis Ende Mai zu Kapseln, aus denen die winzigen Flugsamen entfliegen.
Die Salweide gehört zu den Pionierarten. Die Samen der Lichtkeimerart entwickeln sich bevorzugt auf Rohbodenflächen. Sie besiedelt also gerne Gruben aller Art, Kahlschläge, Waldränder oder auch die Schlammbecken von Kläranlagen.
Mit ihren männlichen und weiblichen Sträuchern ist die Salweide die wichtigste Bienenweide im Frühjahr. Daneben fressen die Raupen vieler Schmetterlingsarten an ihren Blättern.
Verbreitungsgebiet: ganz Europa. Sie bildet unterschiedlichste Hybriden aus. Den weiteren Volksnamen „Palmweide“ hat die Salweide erhalten, weil die Zweige zum Schmuck der Kirchen am Palmsonntag verwendet werden.
Öhrchenweide, Salix aurita
Die Öhrchenweide erreicht eine Höhe von lediglich drei Metern. Sie hat eine rundlich-eiförmige Wuchsform. Die dünnen, sparrigen Äste und Zweige sind kahl, genau so, wie auch die Knospen. Die Jungtriebe der Öhrchenweide sind grau und behaart, werden später kahl und verfärben sich rötlichbraun.
Die Blätter sind zwei bis vier Zentimeter lang und haben eine verkehrt-eiförmige Form. Der Blattgrund ist keilförmig, der Rand des Blattes gewellt und grob gesägt. Öhrchenweiden-Blätter sind dunkelgrün, oben kahl und unterseits flaumig behaart. Namensgebend sind die großen und auffälligen Nebenblätter, die breit herzförmig gestaltet sind.
Öhrchenweiden sind zweihäusig. Sie blühen in den meisten Regionen im April. Die männlichen Kätzchen sind etwa 1,5 cm lang und besitzen sehr lange Staubfäden. Die etwas längeren weiblichen Kätzchen haben einen lang gestielten Fruchtknoten und kurze Griffel mit knopfiger Narbe.
Öhrchenweiden sind die Charakter-Arten von Flächen mit nassen und sauren Böden. Von der Ebene kommen sie bis in Höhen von 1800 Meter vor und finden sich in fast allen Bereichen Europas. Sie sind die Charakterart der frühen Sukzession von feuchten Hochstaudenfluren oder Feuchtweiden zu Öhrchenweidengebüschen, denen dann die Bruchwälder folgen.
Manche Autoren werten die Öhrchenweide als eine Unterart der Salweide.
Für den Jäger und Biotopheger sind alle Weidenarten die Pflanzen der Wahl, wenn es um die Anlage von Prossholzflächen geht. Natürlich sollten sie mit anderen Straucharten gemischt werden.
Die Öhrchenweide: Die männlichen Kätzchen mit den langen Staubfäden sind deutlich größer als bei der Salweide. |
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