Jagdpraxis Borreliose-Schutzimpfung – Wunderelexier oder heiße Luft?

Borreliose-Schutzimpfung – Wunderelexier oder heiße Luft?


Für rund 45 Euro impft der Tierarzt den Hund gegen Erreger der Borreliose. Der Hundeführer wähnt seinen Schützling in Sicherheit. Dem ist aber nicht so.

 
In Lauerstellung: Eine Zecke im adulten Entwicklungsstadium. Noch einmal „tanken“, dann kommt die Fortpflanzung
Es ist Zeckenzeit. Jedes Jahr sammeln die Hunde unzählige der kleinen Spinnentiere im Vorbeigehen auf. Viele Mittel sollen die lästigen Blutsauger abwehren oder zumindest in kürzester Zeit zum „Abspringen“ bewegen. Oft beißen sich die Parasiten aber fest und können dabei verschiedene Krankheiten übertragen. Eine davon ist Borreliose. Dagegen können Tierärzte impfen. Aber wie groß ist die Gefahr, und bringt die Impfung einen umfassenden Schutz?
 
Beim Menschen gibt es eine Schutzimpfung gegen Gehirnhautentzündung (FSME), beim Tier nicht. Beim Hund gibt es eine Schutzimpfung gegen Borreliose, beim Menschen nicht. Das ist für den kritischen Betrachter verwirrend. Wieso kann man beim Hund impfen, beim Menschen aber nicht und umgekehrt? Die Ursache ist ganz einfach: Zulassungen für die jeweiligen Impfstoffe sind nur für den Menschen beziehungsweise für Hunde erteilt.
 
Erkrankung
 
Zu Beginn entsteht rund um die Einstichstelle eine Rötung. Diese setzt sich in Bewegung und wird zur Wanderröte. Auf der unbehaarten Menschenhaut ist sie gut zu erkennen.  Unter dem dichten Hundefell lässt sie sich aber nur in Ausnahmefällen entdecken. Und dann ist es schon zu spät. Der Erreger breitet sich aus. Die ersten Auswirkungen sind Gelenkbeschwerden, Schmerzen in Muskulatur, Sehnen und Knochen. Später kommen Störungen des Nervensystems und Schäden an inneren Organen, vor allem am Herz, hinzu. Ist der Vierbeiner mit Borreliose infiziert, treten schubweise die Symptome auf. Das ist Leiden auf Raten.
 
Ansteckungsgefahr
 
Die Angaben zur Durchseuchungsrate des„Gemeinen Holzbock“, der häufigsten Zeckenart in Deutschland, mit Borrelien schwanken stark. 10 bis 40 Prozent der Parasiten sind Träger der Krankheit. Regional gibt es große Unterschiede. Sie nimmt von Süden nach Norden ab. Glücklicherweise erkranken aber nicht alle Tiere nach einem Biss mit einer infizierten Zecke. Bei Wildtieren geht man größtenteils von einer Resistenz aus. Sonst müsste fast jedes Reh an Borreliose leiden. Genaue Angaben über die Resistenzen bei Hunden gibt es keine. Sicher ist nur, dass viele vierläufigen Jagdhelfer, die regelmäßig von Zecken gebissen werden, Antikörper besitzen, ohne zu erkranken.
 
Ist der Hund an Borreliose erkrankt, können die Bakterien (wie auch beim Menschen) mit Antibiotika in der Vermehrungsphase bekämpft werden. Die Behandlung ist mindestens dreiwöchig. Eine große Belastung für den Hundeorganismus. Sind nicht alle Erreger abgetötet, besteht die Gefahr eines erneuten Ausbruchs der Krankheit.
 

 
Impfung
 
Die Impfung sollte außerhalb der Zeckensaison erfolgen. Vorher muss aber dringend eine Untersuchung möglicher Borrelien-Antikörper erfolgen. Dadurch sind impfstoffbedingte Erkrankungen unwahrscheinlicher. Die umfassende Immunität gegen Borreliose wird allerdings nicht erreicht, da es drei Krankheitserreger gibt.
 
Momentan gibt es zwei Impfstoffe auf dem Markt. Der eine richtet sich mit hoher Sicherheit gegen eine seltene Form der Borreliose. Sie verläuft aber generell mit schlimmeren Folgen. Der zweite Impfstoff wurde gegen die zwei häufigen Formen der Krankheitserreger entwickelt, jedoch ist die Gefahr von schweren Erkrankungen oder Tod bei dieser Infektion fraglich.
 
Eine Schutzimpfung ist nur in Ausnahmefällen oder in Problemgebieten dringend notwendig.Ist das Immunsystem des Hundes intakt, so werden die Erreger auf natürlichem Weg abgetötet. Borrelioseerkrankungen werden bei Hunden oftmals überschätzt. Meist sind die beobachteten Symptome auf andere Krankheiten zurückzuführen.
 
Untersuchungen über die Ansteckung und die Ausbrüche der Borreliose bei Hunden gibt es keine. Beim Menschen ist bekannt, dass 3,5 Prozent aller von Zecken Gebissenen infiziert wurden. In weniger als der Hälfte der Fälle entstand eine Wanderröte, die aber nicht zwingend eine Erkrankung zur Folge hat. Daher wird davon ausgegangen, dass nur rund 0,9 Prozent der gebissenen Menschen letztlich erkranken.
 
 

 
Zu spät: eine vollgesogene Zecke. Trägt die Zecke Borrelien in sich, sind diese schon übertragen
Vorsorge ist besser
 
Die beste Möglichkeit den Jagdhund gegen Borreliose zu schützen sind die bekannten Halsbänder, Sprays und Spot-On-Produkte.Durch Duft- und Wirkstoffe wird den Plagegeistern der Hund als Blutspender vermiest. Kritisch sind die Angaben über den Wirkzeitraum. Hunde, die oft schwimmen, verlieren sehr schnell den Schutz. Hier müssen Präparate wesentlich häufiger als angegeben aufgetragen werden.
 
Fazit: Optimal wären die Vorsorgemaßnahmen in Kombination mit einer umfassenden Schutzimpfung. Sobald ein Impfstoff gegen alle drei Erreger der Borreliose auf den Markt kommt, sollte die Spritze von allen Hundehaltern genutzt werden. Fraglich ist nur, wann es so weit ist.
 
Armin Liese
 

 
 


Die mobile Version verlassen