DJZ Testrevier Feuchtflächen im Revier – Erfrischend anders

Feuchtflächen im Revier – Erfrischend anders


Wasser ist ein Lebensborn. Es ist eine gewaltige Bereicherung fürs Revier. Ob als Bach, Tümpel oder Suhle – Feuchtflächen ziehen Wild magnetisch an. Aber: Von nichts kommt nichts …

 
Das Anlegen und Pflegen von Tümpeln, die mit Regen- oder Grundwasser gespeist werden, sind für die Tier- und Pflanzenwelt im Revier ein Segen. Dass wir Jäger bei unserem Engagement auf die Interessen des Wildes achten, ist nicht verwerflich und behindert in keiner Weise den Artenschutz. Im Gegenteil: Wo öffentliche Gelder fehlen, sind Jäger oft die einzigen, die mit Euros und Arbeitskraft solche Projekte anpacken.
 
Ob der Tümpel neben Gelbbauchunke auch von Hirsch, Sau, Ente und anderen jagdbaren Tierarten genutzt wird, dürfte die Arten untereinander wenig stören. Leider sehen das einige Menschen anders. Selbst wenn wir Jäger ausschließlich „mit böser Absicht“ solche Maßnahmen für unser Wild durchführen würden, sind automatisch die Tore für unzählige Nutznießer aus Reihen der nichtjagdbaren Tiere und vieler Pflanzenarten geöffnet.
 
Wie gerne feuchte Stellen vom Wild angenommen werden, brauche ich an dieser Stelle nicht erwähnen. Sei es das schöpfende Reh, der suhlende Feist- oder Brunfthirsch, die hygienebewusste Wildsau, die einfallenden und brütenden Enten oder der jagende Iltis, um nur einige Beispiele zu nennen. Alle profitieren von dem Nass.
 
 

 
Natürlicher Wasserlauf im Revier: Hier brüten Eisvogel und Wasseramsel
Amtlich verwässert
 
Überall dort, wo Flächen natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweise, stehend oder fließend von Wasser überflutet sind, sprechen wir von Feuchtgebieten. Diese Biotope sind durch das  Bundesnaturschutzgesetz gegen Zerstörung geschützt. In besonderen Fällen kann selbst eine ordnungsgemäße Land- und Forstwirtschaft untersagt oder eingeschränkt sein. Das gleiche gilt für eine fischereiwirtschaftliche oder jagdliche Nutzung.
Anlage und Schutz von Feuchtgebieten ist auch deshalb wichtig, weil sie immer mehr aus der Landschaft verschwinden. Gründe hierfür sind:
 
• Fluss- und Bachbegradigungen
• Verrohrung von Bächen
• Eindeichung (Zerstörung natürlicher Überschwemmungsflächen)
• Zuschütten von Tümpeln mit Schutt oder Müll
• Entwässerung, Drainagen
• Düngeeintrag in Gewässer
• Düngung und intensive Bewirtschaftung von Feuchtwiesen
• Einleitung von Abwässern
• Einleitung von Chemikalien, Salzen und Schwermetallen
• Abwärme von Kraftwerken und Industrie
• Einschwemmung von Pestiziden
• Intensiver Freizeitdruck
 
Mit der Zerstörung von Feuchtgebieten ist ein starker Artenrückgang zu verzeichnen, weil viele Tier- und Pflanzenarten an das Wasser gebunden sind. Um dem entgegenzuwirken, ist es auch Aufgabe von uns Jägern, solche Biotope zu erhalten, zu pflegen oder neu anzulegen. Dabei geht natürlich die Pflege von vorhandenen Feuchtgebieten vor einer Neuanlage.
 
Bei der Schaffung der Biotope sind die Zuständigkeiten einzelner Behörden und Verwaltungen zu klären. Dazu gehören die Naturschutz- oder Landespflegebehörde, Wasserwirtschaftsamt, Flurbereinigung (Katasteramt), Forstbehörde, Landwirtschaftsamt aber auch der Grundstückseigentümer. Eine detaillierte Planung, Kosten und Aufwandsberechnung sowie eine technische Zeichnung mit Berechnung der Erdbewegung sind unerlässlich.
 

 
Stimmt der Untergrund, füllen sich Himmelsteiche ganz von selbst
Himmelsteiche
 
Bei der Anlage von sogenannten Himmelsteichen ist der Verwaltungsaufwand gering. Dennoch darf nicht einfach losgebaggert werden. Die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden fördert nicht nur die Zusammengehörigkeit, sie verhindert auch Fehler, wie das Anzapfen von Bachläufen oder die Zerstörung von Quellgebieten.
 
Da für die Belange des Naturschutzes schon Tümpel von 20 bis 50 Quadratmeter Fläche als Laichplätze für Amphibien interessant sind, können wir mit der Anlage von Himmelsteichen sehr viel bewegen. Diese Teiche füllen sich bei entsprechendem Untergrund ganz von selbst durch Staunässe und Regenwasser.
 
Es ist darauf zu achten, dass möglichst lange und breite Flachuferzonen, besonders am nördlichen Ufer des Gewässers (längste Sonneneinstrahlung), geschaffen werden. Daneben muss aber auch eine Tiefwasserzone von mindestens 1,5 Meter Tiefe vorhanden sein, damit auch beim Zufrieren des Tümpels eine Überwinterungszone für Arten, wie Wasserfrosch oder Kammmolch, erhalten bleibt.
 
Die Formgebung sollte möglichst viele Randeffekte aufweisen. Ausgebuchtete Ufer mit vielen unterschiedlichen Halbinseln sind ideal (Grenzlinien Wasser – Land). Die Uferböschungen sind mit Ausnahme kleiner Teilabschnitte flach anzusetzen. Besser ist es von einer Bepflanzung abzusehen und den Amphibientümpel einer natürlichen Sukzession zu überlassen. Einige Weidenstecklinge oder Erlen am Nordrand des Tümpels sind sinnvoll und machen wenig Arbeit.
 
 

 
Das Entenhäuschen muss nur noch verblendet werden
Morgensonne zieht
 
Nach dem Motto „viel hilft viel“ gibt es unzählige Möglichkeiten, die verschiedensten Vorkommen von Wasser zu fördern.
 
Dass wir gelegentlich die ein oder andere Forelle aus dem Teich ziehen, ist selbstredend. Wie eine vernünftige Bejagung tut auch eine schonende Befischung von Weihern, Teichen und Seen dem Natur- und Artenschutz keinerlei Abbruch.
 
In unserem Testrevier in Bad Camberg (Hessen) setzen wir Erlen und Weiden an unserem Fischteich parzellenweise „auf den Stock“. Die werden regelmäßig gepflegt. Für Enten und Singvögel schaffen wir Schilf- und Röhrichtbestände und dadurch Brutgelegenheiten. Beim Anbringen von Entenhäuschen ist darauf zu achten, dass der Eingang gegen Süd-Ost zeigt (Morgensonne nach kalter Nacht). Je besser getarnt (Luftwaffe), desto sicherer.
 
Solche Häuschen sind aber allgemein und nach dem „Entenexperten“ Revierjagdmeister Peter Panzer sehr  umstritten. Dachpappe auf den Dächern führt nach seiner Ansicht schnell zu Stauhitze und brät Entenküken in Extremfällen zu Tode.
 
Eine Rattenbekämpfung sowie eine scharfe Raubzeug- und Raubwildbejagung hilft nicht nur den jagdbaren Arten, sondern wirkt auch dem allgemeinen Artenrückgang entgegen
 

 
Natürlicher Wasserlauf im Revier: Hier brüten Eisvogel und Wasseramsel
Feuchte Vernetzung
 
Begradigte und befestigte Fließgewässer werden in schlängelnde Bachläufe mit natürlicher Uferbepflanzung
zurückgeführt. Quellhorizonte werden freigelegt sowie Feuchtwiesen in einen natürlichen Zustand überführt. Düngen sollte in diesen Gebieten unterbleiben.
 
Sofern es im Einflussbereich von uns Jägern liegt, sollte auf das Zuschütten wassergefüllter Fahrspuren auf Maschinenwegen und Rückegassen verzichtet werden; ebenso auf das Mulchen an Wegen mit wasserführenden Gräben. Denn mit diesen Aktionen werden Kleinstlebensräume zerstört oder feuchtigkeitsliebende Arten getötet.
 
Feuchtgebiete können für eine Wiederansiedlung von wassergebundenen Tier- und Pflanzenarten sorgen. Um diese Funktion auf Dauer aufrechtzuerhalten und zur Förderung des genetischen Austauschs sollten Feuchtgebiete vernetzt werden. Mit den oben geschilderten Maßnahmen leisten wir Jäger einen maßgeblichen Beitrag.
 
Eine Schnittzeichnung zum Anlegen eines Feuchtbiotops finden Sie auf unserer Internetseite djz.de
 
Erich Kaiser
 

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