Jagdpraxis Auf Jagd Krähenjagd mit Fuchsattrappen

Krähenjagd mit Fuchsattrappen


Besonders der Niederwildjäger hält Rabenkrähen und Elstern als Eier- und Jungwildfresser kurz.

Von Von Fabian Müller

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Hier kann kaum ein schwarzer Räuber widerstehen: Fuchsattrappe und Artgenosse.

In Nordrhein-Westfalen – ich jage am nördlichen Rand des Ruhrgebietes – beginnt die Jagd auf Rabenkrähen (und Elstern) bereits am 1. Juli, in Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz am 1. August. In allen genannten Ländern endet sie am 15. März, in Nordrhein-Westfalen am 31. März. Während uns also bei der Rabenkrähenbejagung jahrelang die Hände gebunden waren, ist zumindest eine Lockerung dieser unsinnigen Bestimmungen eingetreten. In den Niederwildgebieten gilt es nun aber auch, diese Chancen, wo der Gesetzgeber sie uns bietet, zu nutzen.

Krähen und Elstern dürfen wir nur noch mit Schußwaffen bejagen, Falleneinsatz ist nicht mehr gestattet. Das übliche Krähen- und Elsternjagen unter Einsatz des Wagens mit der schnellen kleinen Kugel bringt erfahrungsgemäß nicht den Erfolg, der notwendig ist, um den Krähen- und Elsternbesatz nachhaltig kurzzuhalten. Sehr schnell haben die Rabenvögel erkannt, von welchen Fahrzeugen Gefahr ausgeht. Der Jäger sollte also in Deckung ungesehen das Fahrzeug verlassen, während sein Jagdfreund das Auto weiterfährt. Trotzdem wird man mit diesen Methoden nur Teilerfolge erzielen.

Auch der Einsatz des künstlichen Uhus, der in der Fachliteratur schon mehrfach beschrieben worden ist, bringt nach meinen Beobachtungen nicht den durchschlagenden Erfolg. Zum Teil kennen die Krähen offensichtlich den Uhu nicht mehr, oder die Attrappen lösen zumindest bei erfahreneren Vögeln Mißtrauen aus. Ich habe deshalb darüber nachgedacht, was heute ein „Hauptfeind“ der Rabenvögel ist und bin auf den allgegenwärtigen Fuchs gekommen. Wer während des sommerlichen Ansitzes, wenn die Altfüchse Schonzeit haben, beobachtet, mit welcher Intensität die Krähen auf den Fuchs hassen, wird verstehen, daß der Fuchs das bessere Lockmittel ist.

Der Groschen fiel bei mir, nachdem ich im Morgengrauen mehrere Füchse erlegt hatte und sie nach Sonnenaufgang von Krähenschwärmen umflogen wurden. Bei meiner nächsten Krähenjagd legte ich daher einen Fuchs als Lockmittel aus.

Im Laufe der Jahre hat sich diese Methode verfeinert, und ich gehe folgendermaßen vor: Als erstes kundschafte ich den morgendlichen Krähenzug aus, weil bei unserer Strategie die Krähen nur morgens nach Sonnenaufgang bejagt werden. Diese Morgenjagd bietet sich deshalb an, weil man so in der absoluten Dunkelheit völlig unbemerkt von den Krähen zum Ansitzplatz kommt. Die Krähen streichen im Morgengrauen von ihren Schlafplätzen zu ihren Aussichtsposten, meist hohen und einzeln stehenden Bäumen, um von da aus ihre „Patrouillen“ zu fliegen.

Als geeigneten Ansitzplatz wähle ich ein offenes bewachsenes Feld am Rand eines Gehölzes oder größeren Waldes, das morgens häufig angeflogen wird. Dann suche ich mir aus einiger Entfernung zum Waldrand einen Baum, dessen Krone über das übliche Blätterdach hinausragt oder auch einen freistehenden Baum. So ein „Lieblings-Fallbaum“ bietet natürlich die größte Gewähr, daß der Fuchs auch entdeckt wird.

Während also die schwarzen Räuber den „Erzfeind“ unbedingt entdecken sollen, darf der Jäger auf keinen Fall entdeckt werden. Das A und O dieser Jagd ist, daß die Krähen wirklich keinen einzigen Hinweis bekommen, daß der Jäger dahintersteckt; wenn das mißlingt, scheitert die ganze Jagd.

Um das Ziel zu erreichen gibt es zwei Methoden: Tarnkleidung oder optimale Deckung. Für letzteres muß ein kleiner Stand oder Bunker gebaut werden, den man mit Tarnnetz oder natürlichem Material aus der Umgebung verblendet. Ich bevorzuge Tarnkleidung, kombiniert mit etwas zusammengetragener Deckung. So erspare ich mir das zeitaufwendige Bauen einer perfekten Deckung und bleibe bei der Wahl meines Ansitzplatzes mobil. Erweist sich eine Stelle nicht als optimal, kann man die Position kurzfristig leicht ändern. Die Wahl der Tarnkleidung muß selbstverständlich der Umgebung und der Jahreszeit angepaßt sein. Entsprechende Bekleidung findet man heute bei jedem gut sortierten Jagdausrüster oder in sogenannten Army-Shops.

Auch wenn traditionsorientierte Jäger derartige Jagdbekleidung oft ablehnen, läßt sich über den Erfolg nicht diskutieren. Mit entsprechender Kleidung genügt es in der deckungslosen Zeit bereits, sich eng an einen Baum anzuschmiegen. Die Konturverwischung des Tarnmusters in Verbindung mit tarnenden Ästen genügt, um für die Rabenvögel unsichtbar zu werden.

Im Sommer kann man sich sehr gut auch in „normaler“ grüner Jagdkleidung in ein Maisfeld stellen, das hinsichtlich Deckung und Schußfeld optimal ist. Obligat sind bei der Bekleidung auf jeden Fall Handschuhe, um die hellen Hände bei der Schießbewegung zu verstecken, sowie ein breitkrempiger Hut oder eine Mütze, womit man die Ohren abdecken kann. Mein wichtigstes Utensil ist ein Flecktarnschal, den ich mir vor das Gesicht binde. Theoretisch könnte man sich auch das Gesicht anmalen, aber dann kommt man sich vor, als wäre man Einzelkämpfer im Einsatz. Das Gesichtstuch verwende ich übrigens auch bei der Taubenjagd mit bestem Erfolg; jedenfalls werde ich so von den Krähen nicht entdeckt.

Wie positioniere ich mich nun zum ausgesuchten Fallbaum? Der weniger geübte Schütze, der die Krähen lieber aus dem Baum pflückt, sollte den Baum zwischen sich und den Fuchs bringen. So ist er tiefer in der Deckung, denn die Krähen werden sich hauptsächlich auf den Fuchs fixieren.

Idealerweise stellt man sich etwas seitlich des Fallbaums, so daß man genügend Schußfeld hat, um eine sitzende und eine abstreichende Krähe als Doublette zu erwischen. Die nach dem Schuß meist weiterhin hassend über dem Fuchs kreisenden Krähen können dann leicht im Flug beschossen werden. Dabei ist auf jeden Fall darauf zu achten, daß das Nachladen vorsichtig geschieht, um nicht entdeckt zu werden. Ein Ejektor ist hier hilfreich, wenn es ums unauffällige Nachladen geht, noch unauffälliger „stopft“ man allerdings eine halbautomatische Flinte. Die Hülsen werden selbstverständlich nach der Jagd eingesammelt.

Nun zum Fuchs. Er muß „natürlich natürlich“ aussehen. Man kann einen kurz vorher erbeuteten Fuchs verwenden, aber im Sommer sind dem zeitliche Grenzen gesetzt. Viel einfacher ist es, wenn man einen gegerbten Fuchsbalg nimmt, ihn mit Watte, Holzwolle oder Ähnlichem ausstopft und anschließend wieder fein säuberlich zunäht. Da mir meine gegerbten Bälge dafür zu schade sind, streife ich einen erlegten Fuchs, salze den Balg ein und trockne ihn gründlich. Dann präpariere ich ihn wie beschrieben. Wenn der Balg zu sehr lädiert ist, fertige ich mir ohne großen Arbeitsaufwand eine neue Attrappe.

Nun kann der Fuchs ausgelegt werden. Das muß aber unbedingt im absoluten Dunkeln geschehen, bevor die Krähen fliegen. Sie sind bereits mit dem ersten Anzeichen der Dämmerung unterwegs!

Wie legt man nun den Fuchs aus? Das einfachste ist, den Fuchs als vermeintlich eingegangen oder verendet maximal 30 Meter vom Fallbaum entfernt auf die Seite zu legen, so daß der weiße Bauch schön leuchtet. Der Fuchs sollte deshalb nicht zu weit weg gelegt werden, weil die Krähen sehr nah über ihm fliegen und sich auf dem nächstgelegenen Baum oder Busch niederlassen, also nicht unbedingt auf dem „Lieblingsbaum“.

Um die Effektivität zu steigern, kann man eine tote Krähe mit ausgebreiteten Schwingen neben den Fuchs legen. Ich benutze dafür eine selbst mit Watte ausgestopfte Krähe, weil sie sich gut positionieren läßt. Natürlich ist es auch möglich, eine eingefrorene Krähe zu nehmen.

Die besten Ergebnisse habe ich allerdings mit dem „schnürenden“ Fuchs. Dazu ziehe ich dem Präparat einen fünf Zentimeter kurzen Nylonfaden durch den Nasenknorpel und knote ihn zu einer Schleife. Daran hänge ich zirka 30 Meter dunkle 40er Nylonschnur mittels eines Karabinerhakens (Anglerzubehör). Die dunkle Farbe ist wichtig, um helle Lichtreflektionen zu vermeiden. Zur Verlängerung verwende ich eine schwarz gefärbte stabile Schnur. Wichtig ist nur, daß der Anfang aus „unsichtbarer“ Schnur besteht. Danach ist stabilere Schnur vorteilhaft, weil sie weniger „Schnursalat“ erzeugt. Ich benutze eine selbstgebaute Rolle, um dem vorzubeugen.

Den in meine Richtung „äugenden“ Fuchs lege ich in einer möglichst natürlichen Stellung bis zu 60 Meter ins Feld hinaus. Das Gelände dazwischen muß möglichst eben sein, damit der Fuchs fast echt „durchs Gelände kriecht“. Hat nun eine Krähe unseren Reineke entdeckt, wird er langsam herangezogen, ohne daß die Krähen selbstverständlich die Handbewegungen bemerken. Normalerweise baumen die Rabenvögel auf den Bäumen auf, auf die sich der Fuchs zu bewegt. Auch wenn die Krähen über dem Fuchs kreisen, kann er bewegt werden. Vor allem wenn geschossen wurde, sollte der Fuchs weiter herangezogen werden. Ich habe den Eindruck, daß die Krähen den Schuß dem Fuchs zuschreiben und ihn dann um so heftiger attackieren. Diese Variante ist bisher die effizienteste gewesen!

Bleiben die Krähen eines Morgens aus, muß man noch nicht resignieren. Dann bietet sich der Einsatz eines käuflichen Krähenlockers an. Wenn Krähen in Rufweite sind, können sie mit dem langgezogenen Krächzen, ihrem Kontaktlaut, angelockt werden. Das bietet sich vor allem am frühen Morgen an, wenn die Krähen ihre Posten beziehen. Haben sie den Fuchs nicht entdeckt, kann es vorkommen, daß sie sich ein paar hundert Meter entfernt niederlassen. Dann setzen wir den Warnruf ein. Er besteht aus kurzen abgehackten „Kräh-Kräh-Kräh“-Rufen. Er veranlaßt die meisten Krähen zum Auffliegen und Kontrollieren der Umgebung. Falls der Ruf nichts bewirkt, wiederhole ich die Warnrufreihe intensiver und länger.

Dieser Warnruf läßt sich auch beobachten, wenn ein Rabenvogel über dem Fuchs kreist und andauernd krächzt. Diesen Warnruf sollten wir uns unbedingt einprägen! Wie bei jedem Lockmittel muß man es genau kennen und sollte es nicht zu oft einsetzen. Ich empfehle, sich zunächst die Krähenrufe einzuprägen. Auf die richtige Betonung kommt es an! Zuerst also zu Hause üben, üben, üben. Und zwar genügt es, wenn der Jäger den „Kontaktlaut“ und den Warnruf genau beherrscht.

Welche Krähen beschießt man nun? Als erstes kommt ein Späher. Er umkreist Reineke erst lautlos, dann laut krächzend. Nach einiger Zeit streicht die Krähe ab und holt einen größeren Schwarm Artgenossen. Ich lasse diesen Späher nicht abstreichen, sondern schieße ihn. Durch den Schuß werden die Artgenossen ohnehin angelockt. Was nützen mir zehn Krähen, wenn ich nur eine Doppelflinte habe und ständig nachladen muß? Jagt man zu zweit, ist es natürlich sinnvoller, erst den Trupp anfliegen zu lassen.

Als Flinte empfehle ich die, mit der Sie am besten schießen. Sie sollte nicht zu eng gebohrt sein. Als Schrotgröße rate ich zu 2,7 bis 3 Millimetern: Krähen haben ein hartes Gefieder.

Normalerweise kann man bei so einer morgendlichen Jagd vier bis fünf Krähen erbeuten, je nach Krähenvorkommen, der Schießfertigkeit des Schützen und dem Quentchen Glück, das man eben braucht. Wenn unerfahrene Jungkrähen bejagt werden, kann die Strecke auch schon mal das Doppelte erreichen. Die Methode darf verständlicherweise nicht allzu oft von der selben Stelle aus betrieben werden. Die Krähen, die entkommen, merken sich, was los ist.

Soviel läßt sich aber sagen: Das Ganze verlangt einigen Jagdverstand, ist spannendes Waidwerk und verbessert, eifrig betrieben, unsere Niederwildstrecken!

Foto: Fabian Müller

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Ob man sie nun mag oder nicht: Die richtige Tarnkleidung läßt den Jäger auch für Rabenvögel unsichtbar werden.
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