Jagdhunde Hundegesundheit Lebensgefahr bei Magendrehung

Lebensgefahr bei Magendrehung

Kranker Hund in der Hundephysiologie

Der Hund stirbt unbehandelt innerhalb weniger Stunden. Um so wichtiger ist es, die Symptome zu erkennen und sofort zum Tierarzt zu eilen. Worauf Sie achten müssen, erklärt Ihnen eine Veterinärmedizinerin.

Heute Mittag war noch alles in Ordnung. Einen schönen Spaziergang gemacht, mit anderen Hunden gespielt, danach gefressen und jetzt ist der Hund so „komisch“. Er befindet sich in einem nicht definierbaren Zustand, der von Minute zu Minute schlechter wird …

Achtung Notfall

Der Bauch ist angespannt und aufgebläht, im Ganzen ist der Hund schlapp, trotzdem aber unruhig. Er versucht erfolglos zu würgen, erbricht sich aber nicht. Ein unkontrollierter Speichelfluss setzt ein, und der Bauch wird immer dicker. Der Hund wird zunehmend teilnahmsloser, legt sich hin und hechelt stark.

Kranker Hund liegt auf der Seite und wird abgetastet
Foto: AdobeStock/Martin Schlecht

So oder ähnlich äußert sich die Magendrehung beim Hund, eine plötzlich auftretende, aber lebensbedrohliche Erkrankung. Hier müssen alle Alarmglocken klingeln! Es gibt nur noch einen sinnvollen Weg, wenn Ihnen das Leben Ihres Hausgenossen wichtig ist: Sofort beim Tierarzt mit der Verdachtsdiagnose „Magendrehung“ als dringender Notfall anmelden. Der Veterinärmediziner kann sich während der Anreise vorbereiten. Das spart Zeit – Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können.

Wieso verdreht?

Der Magen, ein äußerst dehnbares Organ, wird durch mehrere Bänder in seiner Position gehalten. Durch die Speiseröhre gelangt das Futter in den Magen und löst dort die Magenbewegung aus. Der Magenausgang mündet in den Dünndarm.

Bei der Magendrehung hat sich der Magen meistens durch Futterbrei, Flüssigkeit, abgeschluckte Luft und Gärungsgase ausgedehnt und danach teilweise oder vollständig um seine eigene Achse gedreht. Nun liegt er wie ein Ballon im Bauchraum: Ein- und Ausgang des Magens sind abgeschnürt. Er drückt auf das Zwerchfell und behindert die Atmung. Die Magenschleimhaut wird nicht mehr durchblutet, dadurch entstehen Zellgifte. Die Blutrückfuhr zum Herzen versagt,und der gesamte Körper leidet unter einer Sauerstoffunterversorgung. Diese Abläufe sind verantwortlich für Schocksymptome sowie Herzrhythmusstörungen und enden mit Organversagen. Die Diagnose in der Tierarztpraxis wird in erster Linie durch Hören, Sehen und Tasten gestellt.

Wenn die Zeit drängt, wird nur im Zweifelsfall eine Röntgenaufnahme gefertigt. Die Notfallmaßnahmen – Dekompression des Magens mittels Magensonde oder Kanüle, begleitet von einer Infusion, stehen im Vordergrund. Darauf folgt unweigerlich die Operation: Der Magen wird entleert, wieder in die richtige Position gebracht und vorbeugend im Bauchraum fixiert.

Ursachenforschung

Der betroffene Hundeführer wird sich fragen, wie dies so schnell geschehen konnte? Was habe ich falsch gemacht? Hätte ich es verhindern können? Die Antwort lautet „nein“! Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse zur Vorbeugung. Vorwiegend sind Hunde großer Rassen mit tiefem Brustkorb, wie Dogge, Deutscher Schäferhund, Vorstehhunde, Dobermann und Bernhardiner, betroffen. Ebenso ältere Vierläufer, deren Magenbänder und -muskulatur überdehnt sind. Außerdem tritt bei stressanfälligen und ängstlichen Hunden eine Magendrehung öfter auf. Finden sich häufig Hunde mit diesem Problem innerhalb einer Familienlinie, sollte sie von der Zucht ausgeschlossen werden. Da in den meisten Fällen ein enger Zusammenhang mit der Fütterung besteht, sollte der Hundehalter auf Folgendes achten:

Ein schnelles, mit „Luftschlucken“ kombiniertes Fressen riesengroßer Futterberge ist gefährlich. Nach einmaliger Tagesfütterung und Trinken quillt das Trockenfutter im Magen und begünstigt eine Magendrehung. Die Zeiten, in denen einmal in 24 Stunden gefüttert wurde, sollten lange vorbei sein!

Empfehlung für den Hundehalter:

  • Mindestens 2 Mahlzeiten pro Tag füttern, danach Ruhephasen einhalten und ein leicht verdauliches Futter geben.
  • Mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt sorgen für eine kürzere Verweildauer der Nahrung im Magen. So werden weniger Gase und Magensäure gebildet.
  • Außerdem sollte nicht vor dem Spielen,Toben,Schwimmenoder Arbeiten gefüttert werden.

Sicher ist sicher: Im Zweifelsfall lieber einmal zuviel eine Tierarztpraxis aufsuchen als einmal zu wenig. Die Ursachen der Magendrehung sind nicht geklärt, diagnostisches und technisches Wissen sowie Notfall- und Operationsmaßnahmen retten aber das Hundeleben.

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