Jagdpraxis Jagdliche Einrichtungen Leiter-Bau: Es muss nicht immer Kanzel sein

Leiter-Bau: Es muss nicht immer Kanzel sein


Wenn Jäger im Frühjahr die Beobachtungs-Posten flicken, renovieren oderneu bauen, dann muß der nicht immer hoch hinaus und gewaltig in die Breite gehen. Hier die Anleitung für eine praktische Leiter.

Von Von Rudolf Falz

Leiter
Das Leitergerüst wird am Aufstellbaum hochgeschoben. Die Holme werden ausgerichtet und verpflockt. Die beiden vorderen Streben erlauben das Besteigen der Leiter.

Leitersitze haben gegenüber Ansitzkanzeln eigentlich nur Vorteile. Beim Bau braucht man nur halb so viel Material und halb so viel Zeit, und die Leitersitze lassen sich wegen ihrer Bauart besser in die Umgebung einpassen.

Einen Nachteil haben sie allerdings: Sie halten nicht so lange, weil sie ständig allen Witterungseinflüssen ausgesetzt sind und deswegen das Bauholz schneller zu faulen beginnt.

Man sagt ihnen auch nach, sie seien nicht sicher genug. Dem kann man begegnen durch die entsprechende Bauweise: Ansitzleitern dürfen nie an Bäume angenagelt werden. Die Bäume bewegen sich ständig im Wind, die Nägel lockern sich mit der Zeit, und die Leiter verliert ihre sichere Abstrebung. Schießen kann man auch nicht richtig von solchen Baumleitern, weil sie sich meist im Wind bewegen.

Um die Windverhältnisse im Revier voll auszunutzen, sollte man auf großen Sichtflächen wie Kulturen und Wildwiesen die Kanzeln ergänzen und ihnen Ansitzleitern gegenüberstellen.

Leitersitze eignen sich auch hervorragend zur „Revier-Erkundung“. Ist man in einem neu gepachteten Revier noch nicht vertraut mit den Revierverhältnissen – wie Hauptwindrichtung und Lebensgewohnheiten des Wildes – so baut man an ausgewählten Standorten einfache Ansitzleitern, um den Ort zu erkunden und „Kanzel-Fehlinvestitionen“ möglichst zu vermeiden.

Offener Leitersitz mit Fußboden

Hier beschreiben wir den Bau eines offenen Leitersitzes mit Fußboden, der sich in der Revierpraxis hervorragend bewährt hat. Sein Sitz ist 1,20 Meter breit, das reicht für zwei Personen.

Der Einstieg von der Rückseite ist gefahrlos und ermöglicht die Beobachtung des Wildes schon beim Einsteigen. Bei dieser Bauart braucht man sich beim Hinsetzen nicht umzudrehen; eine Gefahrenquelle weniger. Zudem gibt der eingebaute Fußboden dem Jagdgast ein sicheres Gefühl und bietet ihm mehr Bewegungsfreiheit.

Wir haben eine Bauhöhe von vier Metern gewählt; Bauhöhen bis sechs Meter sind ohne weiteres möglich. Einer allein kann die Ansitzleiter bauen. Wegen der Arbeitssicherheit sollte man aber zu zweit bauen (z.B. Einsatz der Motorsäge).

Was man an Material braucht, kann man der Materialliste entnehmen. Das Werkzeug ist im Prinzip das gleiche wie beim Bau der Kanzel.

Den Aufstellplatz sollte man so wählen, daß da ein schwächerer Baum als Aufstellhilfe steht, wenn die am Boden vorgefertigte Leiter aufgerichtet wird. Das ist am Rand von Dickungen und Stangenhölzern eigentlich immer der Fall.

Wie bei der Kanzel werden als Material für die Ansitzleiter trockene, nach Möglichkeit geschälte, gesunde Nadelholzstangen verwendet. Alle Anschluß- und Verbindungsstellen werden mit der Motorsäge angeflacht, damit keine punktförmigen Verbindungen entstehen können.

Leiterholme & Sprossen

Für die Leiterholme werden drei gerade gewachsene Stangen ausgewählt und auf vier Meter Länge zugeschnitten. Der Zopfdurchmesser (am oberen, dünnen Ende gemessen) sollte nie geringer sein als acht Zentimeter. Da die Aufstiegsleiter 1,20 Meter breit werden soll, sollte man unbedingt den dritten Holm als Mittelholm einziehen. Damit wird die Leiter stabiler und die Leitersprossen können nicht so leicht durchbrechen.

Die Sprossen werden in Einkerbungen eingelassen. Die sind mit der Motorsäge an den zusammengelegten und fixierten Holmen im Abstand von 30 cm eingeschnitten worden. Die Kerben dürfen nicht tiefer als 2 cm sein, sonst werden die tragenden Stangen an diesen Stellen zu dünn und schwach.

Man muß darauf achten, daß der rechte Leiterholm (in Aufstiegsrichtung gesehen) nur in 30 cm Höhe und bei 2,40 m, 2,70 m und 3,0 m eingekerbt wird. Zwei der Holme werden nun als äußere Holme in einem Abstand von 1,20 m parallel ausgerichtet. Der dritte Holm wird als Mittelholm genau mittig dazwischen eingelegt.

Jetzt kann man die zehn Leitersprossen aufnageln. Dafür haben wir Halblinge aufgetrennnt oder die aus Rundhölzern gefertigten Sprossen mit der Motorsäge oder mit der Axt angeflacht. Nur die unterste und die drei obersten der zehn Leitersprossen werden über alle drei Holme genagelt. Die übrigen sechs verbinden nur den linken Holm mit dem Mittelholm. Das spart Material und Gewicht. Die Konstruktion ist trotzdem stabil.

Sind alle Sprossen an allen Auflagepunkten doppelt vernagelt, drehen wir die Leiter um, so daß sie auf den Leitersprossen liegt. Die aus den Holmen ausgetretenen Nagelspitzen werden mit dem Hammer umgeschlagen.

In dieser Lage kerben wir nun die drei Holme in einem Abstand von 30 cm vom oberen Ende ein und bringen ein 1,60 Meter langes kräftiges Querholz mit durchgehenden Nägeln an. So ensteht das Strebenauflageholz. Im weiteren Arbeitsablauf nimmt sein seitlicher Überstand die vier Stützstreben auf, die das Gewicht der Ansitzleiter tragen. Auch jetzt werden wieder die Nagelspitzen mit dem Hammer entschärft, nachdem wir die Konstruktion in die Ausgangslage zurückgedreht haben.

Rückenstützen & Armauflagen

Danach längt man mit der Säge drei 2,80 m lange Rückenstützen ab und schalmt sie am stärkeren Ende auf einer Länge von rund 30 cm an. Diese neuen Bauteile werden zwischen die dritte und vierte Leitersprosse von oben seitlich an die Holme genagelt.

Wichtig: die äußeren Rückenstützen werden an den Holmaußenseiten und die mittlere Stütze an der rechten Seite des Mittelholmes angebracht. Nur so wird die Einstiegsöffnung in den Leitersitz so breit wie möglich.

Den richtigen Anstellwinkel der Stützen zu den Holmen erhalten wir, indem wir drei zusätzliche Nägel von hinten durch die Rückenstützen in die dritte Sprosse von oben schlagen, die über alle drei Holme geht. Zur Stabilisierung der Konstruktion verbinden wir die drei rückwärtigen Stützen mit einem Halbling von 1,40 m Länge, den wir 30 cm unterhalb der freien Enden von der der Leiter abgewandten Seite aufnageln.

Im letzten Arbeitsgang vor dem Aufrichten des „Rohbaues“ bringen wir die beiden 1,20 m langen, an beiden Enden angeschalmten Armauflage-Hölzer an. Diese Hölzer werden von außen aufgenagelt und verbinden die beiden äußeren Rückenstützen und die dazugehörenden Leiterholme.

Der Winkel zwischen den hinteren Stützhölzern und den Armauflagen soll 70° betragen. Zum Abtragen dieses Maßes nehmen wir einen Anschlagwinkel. Berücksichtigt man an allen Nagelpunkten einen Überstand der Armauflagen von 5 cm, erreicht man durch Verschieben der Auflagehölzer schnell die richtige Position.

Die Nägel nicht gleich ganz einschlagen. Denn vielleicht müßen an der aufgerichteten Leiter die Armauflagen korrigiert werden. Und nur so können sie mit der Wasserwaage in die Waagerechte gebracht werden. Eine Stangensäge entfertn dann alle Äste am „Aufstellbaum“ bis zu einer Höhe von rund 4,50 m. Die Zweige werden neben dem Aufstellplatz abgelegt, damit keine Stolperfallen entstehen.

Der soweit fertige Leitersitz wird am Baum hochgeschoben und angelehnt. Einer sichert, einer besteigt die Leiter und bringt zwei Stützstreben an den überstehenden Enden des Strebenauflage-Holzes an. Diese etwa fünf Meter langen Stangen stützen den Leitersitz nach vorn ab.

Um eine gute Stützwirkung zu erzielen, werden die Streben so weit wie möglich auseinandergestellt. Am Boden sollten sie mindestens 3,50 m auseinanderliegen. Die Streben-Enden werden eingegraben und mit 80 cm langen Heringen verpflockt.

Mit der Motorsäge fällen wir nun den »Aufstellbaum«. Der muß dabei genau zwischen die Streben fallen, ohne sie zu beschädigen. Da hilft der zweite Mann; er drückt mit dem Schäleisen den Baum in die richtige Richtung. Der Baum wird zerkleinert und beiseite geschafft.

Aufstellen

Jetzt erfolgt das Stellen der Aufstiegsleiter: im vorgeschriebenen Winkel von 70° zum Erdboden, mit Hilfe des Anschlagwinkels mit aufgelegter Wasserwaage. Fehlt der Anschlagwinkel, hilft eine einfache Methode weiter:

Man stellt sich von der Seite so an die Leiter, daß der Unterschenkel des rechten Beins eine Leitersprosse berührt. Der rechte Arm wird waagerecht gehalten und angewinkelt. Wenn der Ellbogen die Leiter berührt, steht sie im richtigen Winkel. Kompliziert? Das liest sich nur so.

Die Enden der Holme kommen auf Steinplatten, damit sie nicht so schnell zu faulen anfangen. Die Leitersprossen werden mit der Wasserwaage ausgerichtet. Die beiden äußeren Leiterholme sichern Erdanker, die von außen angenagelt werden. Jetzt kann die Leiter zum erstenmal ohne Sicherung bestiegen werden.

Fehlen noch zwei zusätzliche Diagonalstreben, die am Strebenauflageholz und an den Heringen der bereits vorhandenen Abstrebungen befestigt werden. Ihr Kreuzpunkt wird zusammengenagelt, und die Leiter kann wegen dieser doppelten Verstrebung nicht mehr umfallen.

Wem das noch nicht reicht, der kann als zusätzliche Abstrebung nach hinten zwei weitere fünf Meter lange Diagonalstreben oben an den äußeren Rückenstützen anbringen. Auch die werden eingegraben und am Kreuzungspunkt mit einem kräftigen Nagel verbunden. Hilfsmittel ist eine ausziehbare Aluminiumleiter.

Fußboden & Sitze

Die Auflagehölzer für den Fußboden bestehen aus drei 60 cm langen Kanthölzern 6×4 cm. Sie werden 1,10 m unterhalb der Armauflagen waagerecht zwischen die Innenseiten der Holme und die Innenseiten der dazugehörenden Rückenstützen genagelt.

Das erste vordere Bodenbrett ist 1,20 Meter lang und reicht über die ganze Breite des Leitersitzes. Damit hat der links sitzende Jäger oder Begleiter eine bequeme Fußunterlage.

Im rechten Teil des Sitzes bauen wir einen Fußboden aus 60 cm langen Brettstücken. Damit hat der rechts sitzende Jäger einen sicheren Auftritt.

Zwei 90 cm lange Sitzbrett-Auflagen werden an den Enden angeschalmt und 42 cm oberhalb des Fußbodens zwischen die äußeren Holme und Rückenstützen mit durchgehenden Drahtstiften genagelt. Dann folgt die 60 cm hohe Rückenlehne oberhalb der Sitzbrett-Auflagen. Am unteren Brett der Rückenlehne schrauben wir mit zwei Scharnieren das klappbare 4 cm starke Sitzbrett an. Hochgeklappt versperrt es beim Besteigen der Ansitzleiter nicht den Einstieg, und es bleibt stets trocken.

Nach dem „Probesitzen“ wird das Gewehrauflageholz je nach Geländeeignung über oder unter den Armauflagehölzern montiert. Die überstehenden Stangen-Enden der Stützstreben werden gekappt und der Ansitzkorb mit einem Tarnnetz verkleidet. An der Rückseite des Sitzes sollte man das Netz hoch anbringen, damit sich Oberkörper und Kopf des Jägers nicht als deutliche Silhouette gegen den Himmel abzeichnen.

Zu zweit dauert der Bau knapp zwei Stunden. Bretter, Nägel, Scharniere, Tarnnetz kosten rund 30 Mark.

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