Visionen, Leitbilder und Rotwild-Management waren die prägenden Bilder des Rotwild-Symposiums der Deutschen Wildtier Stiftung am 7. und 8. Mai 2004 in Bonn. Toll, wie akribisch die Verantwortlichen Vorarbeit geleistet haben.
Inhaltlich Neues indes war nicht zu vernehmen. Seit Jahren und Jahrzehnten drücken wir uns alle darum, Erkenntnisse um das Rotwild draußen umzusetzen. Interessens-Konflikte scheinen auch weiter unüberbrückbar, und ideologisches Getue prägt den Umgang miteinander.
Auch dieses Rotwild-Symposium war nicht imstande, nach wie vor bestehende Interessensblöcke auch nur annähernd aufzuweichen. Schade, dass Vertreter wirtschaftlicher Interessen der schlüssigen wildbiologischen Argumentation wie auch immer nicht folgen können und sich nachhaltig in stereotype Phrasen ergehen, die niemandem weiterhelfen.
Querdenken und Flexibilität ist auf ganzer Linie zu vermissen. Dabei profitieren Land und Forstwirtschaft durch die Umsetzung wildbiologischer Forderungen um das Rotwild ganz erheblich.
Wenn es gegenwärtig überhaupt eine Chance zur Umsetzung gibt, so liegt sie bei den Hege-Gemeinschaften. Mit eindeutigen Satzungen und schlüssigen Konzepten mit Rotwild als jagdlicher Leitwildart sind Verhältnisse zu schaffen, bei der absolut keine Revierform ausscheren kann.
Die Inhalte sollten im Sinne wildbiologischer Forderungen gestaltet werden unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Interessen. Hierbei kommt man nicht daran vorbei, populationsdynamische Erhebungen durch körperlichen Nachweis zu belegen.
In den Hege-Gemeinschaften sollte je nach Flächengröße mindestens ein Berufsjäger beschäftigt sein, der die fachliche Leitung inne hat und ausgleichendes Bindeglied zwischen den Interessensblöcken ist. Von der Art der Besoldung her muss er unabhängig sein, damit einseitige Interessens-Wahrnehmung auszuschließen ist.
Beginnen wir also uns mehr mit gangbaren Formen der Umsetzung zu beschäftigen, ähnlich wie es im DJZ-Hegeblock seit mehr als zehn Jahren praktiziert wird. Alle wildbiologischen Forderungen sind hier umgesetzt worden. Tagaktives, erlebbares Rotwild, deutliche Reduzierung der Wildschäden in Land und Forstwirtschaft auf ein erträgliches Maß und zwar ohne Reduzierung der Population, sozialbiologisch intakter Rotwild-Bestand, rotwildfreundliches Jagdmanagement mit körperlichem Nachweis.
Und das Wichtigste: Alle arbeiten transparent unter Ausschaltung ideologischer Ansätze am gleichen Ziel. Es gibt keine Kopflastigkeit und versteckte Mogeleien. Die Förderung des naturnahen Waldes ist uns genauso wichtig wie der Naturschutz und ein möglichst hohes Durchschnittsalter beim Rotwild. Ohne professionelle Hilfe geht jedoch gar nichts!
Hans-Joachim Duderstaedt