Jagdpraxis Moderne Taschenlampen – Rotlicht im Revier

Moderne Taschenlampen – Rotlicht im Revier

Für das Wild unsichtbar den Pirschweg ausleuchten. Nachsuchen ohne Hund. Riesige Leuchtweiten und dimmbare Dioden. Hightech-Taschenlampen mit unterschiedlichen Lichtfarben sollen alles Mögliche können. Was bringt davon den Jäger weiter?

 
Moderne Taschenlampen
Der Schuss fällt gerade im letzten Büchsenlicht. Lisa hat einen Frischling aus einer Rotte auf der Kirrung beschossen. Sitzenbleiben und warten, das hat ihr der Jagdherr beigebracht. Lieber etwas länger, sonst könnte sie vielleicht ein krankes Stück in der Nähe des Anschusses aufmüden. Endlich ist es soweit: der erste Praxistest. Vor wenigen Tagen hat sich Lisa ein Spitzenmodell unter den bunten Taschenleuchten gegönnt. Ein Meisterwerk aus dunklem Aluminium. Das Licht ist grell und hellrot.
Im Nu wird der Anschuss zum Rotlichtviertel des Reviers verwandelt. Aber sie hat den Eindruck, dass dieses Rotlicht nicht hilft, um Schweiß zu finden. Zum Glück bringt der zwischenzeitlich angerufene Jagdpächter eine alte Taschenlampe mit. Die liegt schon seit Jahren immer im Auto. Irgendwie sieht in diesem Licht die Umgebung ganz anders aus. Nur nach zwei Minuten ist auch die letzte Energie aus den Batterien verbraucht, und beide stehen im Dunkeln.
Im Internet-Forum informiert sich Lisa. Vielen anderen geht es genauso. Buntes Licht, Hochleistungs-LED’s und Lichtfilter bietet der große Marktplatz im Web an. Aber was bringen diese neumodischen Erfindungen wirklich? Helfen sie uns Jägern?
Pirschfunzel am Morgen
Auf der Jagd brauchen wir manchmal unauffälliges Licht, beispielsweise wenn wir morgens den Pirschweg zum Hochsitz möglichst lautlos langschleichen wollen. Das Wild soll uns nicht bemerken, daher wollen wir es nicht durch Tritte auf trockenes Laub oder Astwerk vorwarnen.
Weißes Licht ist dafür sehr grell und auffällig und somit ungeeignet. Hinzu kommt, dass Wild auf rotes oder grünes Licht weniger empfindlich reagieren soll. Durch aufgeschraubte Lichtfilter kann das bei Weißlicht erreicht werden.
Für den Pirschgang im Dunkeln gibt es Modelle mit Dimmer. Sie reduzieren die Leuchtkraft auf unter fünf Prozent. Moderne LED’s erzeugen bereits farbiges Licht. Ein Filter, der viel Licht schluckt, ist überflüssig. Bei Spitzenmodellen mit dreifarbigen LED’s ist die Reichweite enorm.
Dieses helle Licht brauchen  wir aber nur, um in der Ferne ein Ziel zu beleuchten. Bei Wildbegegnungen haben sich bis jetzt rotes und grünes Licht bewährt. Dabei soll grünes Licht die größte Helligkeit und Kontrastschärfe haben. Rotes Licht eignet sich besonders bei Nebel und soll die Nachtsichtfähigkeit des menschlichen Auges weniger stören.
 

 
Grünes Licht aus der LED-Lampe. Durch die Dimmfunktion gut für den Weg zur Kanzel geeignet
Suchscheinwerfer am Abend
Soll der Anschuss, wie in Lisas Fall, gesucht werden, muss die Taschenlampe möglichst hell leuchten. Rot-brauner Schweiß muss erkennbar werden. Strahlt die Lampe nicht in der notwendigen Wellenlänge, so erscheint der Schweiß schwarz.
Blaues Licht galt lange als Wunderwaffe für die Nachsuche. Sogar in der Kriminaltechnik wird es eingesetzt,  werben die Anbieter. In der Praxis bringt Blaulicht Schweiß aber leider nicht zum Leuchten. Lediglich  Wassertropfen erscheinen etwas dunkler. Ähnlich verhält es sich mit Rot- und Grünlicht. Buntes Licht hat am Anschuss keinen Vorteil.
Möglichst helles weißes Licht, am besten aus einem Halogenstrahler, ist für die Anschusskontrolle perfekt. Nachteil ist aber der hohe Energieverbrauch. Eine weiße LED-Lampe ist der beste Kompromiss aus Leuchtdauer und Leuchtweite. Kompakte Modelle mit einer Leuchtkraft jenseits der 200 Lumen gibt es im Fachhandel ab etwa 140 Euro.
Wenn man in der Jagdpraxis was brauchbares am Anschuss haben möchte, dann sollte man auf die altbewährte „Schweißlampe“ mit vier Pfoten zurückgreifen. Sie macht mehr Arbeit, ist aber die einzige, die auch ohne  Erleuchtung funktioniert.
Armin Liese
 

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