Diese Frage kann man sich durchaus stellen, angesichts der Ergebnisse einer vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Auftrag gegebenen Studie, die die potenzielle Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland untersucht hat.
Das Ergebnis: Im gesamten Bundesgebiet seien 700 bis 1400 Wolfsterritorien in Deutschland potentiell vorhanden. Die Territoriengröße beläuft sich bei dieser Annahme auf jeweils etwa 200 Quadratkilometer. „Die Ergebnisse dieser Studie zeigen vor allem eines: Wölfe sind absolute Habitatgeneralisten, die potenziell fast die gesamte deutsche Landschaft in ihrer Vielfalt nutzen könnten. Für das Management bedeutet dies, dass nicht nur überall mit durchwandernden Wölfen gerechnet werden muss, sondern Wölfe fast überall in Deutschland sesshaft werden könnten“, heißt es in der wissenschaftlichen Untersuchung.
(Foto: Pixabay)
In einer früheren Untersuchung kristallisierte sich eine stärke Habitatbindung der Wölfe zum Wald heraus. Die jüngsten Ergebnisse zeigen jedoch, dass besonders in Sachsen die Grauhunde reine Agrarlandschaften besiedeln können, sofern partiell Rückzugsgebiete vorhanden sind. Sowohl das Mittelgebirge als auch die Alpen einschließlich des Vorlandes werden laut Studie als geeignet ausgewiesen.
Überraschend jedoch ist, dass nun auch das Flachland des gesamten Nordens potentiell sich als Lebensraum für Wölfe eignet, obwohl in früheren Untersuchungen diese Gebiete für die Etablierung von Wölfen weitgehend als ungeeignet angesehen wurden. Viele potentielle Wolfsterritorien wurden insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern ausgemacht. Großstädte wie Berlin, Hamburg, München sowie die Ballungsräume, wie z. B. Rhein-Main, Großraum Stuttgart, Halle/Leipzig, den Börden und der Großteil von Nordrhein-Westfalen seien besonders schlecht geeignete Gebiete für den Wolf.
„Bei der Anzahl der in der Studie ermittelten möglichen Territorien handelt es sich weder um eine Zielgröße für eine deutschlandweite Bestandsentwicklung, noch für das Management oder die Bewertung des günstigen Erhaltungszustands im Rahmen der Berichterstattung der FFH-Richtlinie“, betont das BfN in einem Hintergrundpapier. Angesichts der Ergebnisse wies es ebenfalls daraufhin, dass es maßgeblich darauf ankomme, Herdenschutzmaßnahmen zu fördern und umzusetzen, um damit Weidetiere vor Wolfsübergriffen zu schützen.
aml