DJZ News Gold-Junge Maximilian Müller

Gold-Junge Maximilian Müller


Die Deutsche Hockeynationalmannschaft hat ihren Olympiatitel von Peking verteidigt. In London besiegte sie in einem spannenden Endspiel Holland mit 2:1 Toren. Zu den besten Spielern des Turniers gehörte einmal mehr der Nürnberger Maximilian Müller – ein Jäger.

 
33319201 dpa_ Max Müller
Der Mannschaftskapitän der Hockey-Olympiasieger, Maximilian Müller, sprach mit der DJZ über sein Jägerleben. (Foto: dpa)
Die DEUTSCHE JAGDZEITUNG gratuliert herzlich den Gold-Jungs!
 
Der Mannschaftskapitän spielte sowohl das Halbfinale als auch das Endspiel mit einer Handverletzung. 3 Tage vor dem Abflug nach London sprach DJZ-Redakteur Hans Jörg Nagel mit dem Ausnahmesportler, denn: Max Müller ist ein prominenter Jäger!
na
 


Heft 09/2012

Prominente Jäger: Maximilian Müller

Er hat bereits eine olympische Goldmedaille, und nach dem Interview kam in London eine weitere hinzu. Maximilian Müller ist Kapitän der Deutschen Hockeynationalmannschaft. Ihn ärgert nur eins: „Warum finden die Spiele gerade während der Rehwildbrunft statt?“

Von Hans Jörg Nagel

 
Der Muffel-Widder hat auch Gold verdient. (Foto: Hans Jörg Nagel)
Das Interview verzögert sich etwas. Der Termin beim Physiotherapeuten hat länger gedauert. „Mein Rückken macht etwas Ärger. Nichts Ernstes, aber nervig.“ Maximilian Müller lacht: „Die üblichen Wehwehchen.“ Dem 25-Jährigen ist nicht die Spur von Nervosität anzumerken. Dabei geht es in 3 Tagen ab nach London – zu den Olympischen Spielen.
 
Der Kapitän der Deutschen Hockeynationalmannschaft erwartet Edelmetall. „Wir fahren als Weltranglistenzweiter und Olympiasieger von Peking auf die Insel. Alles andere als das Siegerpodest wäre enttäuschend“, sagt er. Optimismus pur – und das nicht grundlos: Max Müller und seine Mannschaft haben nicht nur die Spiele vor 4 Jahren gewonnen, die Deutschen Hockeyspieler sind zudem amtierender Europa- und Hallenweltmeister.
 
Reichlich Goldmedaillen in seiner Nürnberger Wohnung – und verstohlen fällt sein Blick auf ein beeindruckendes Schulter-Präparat. „Der Muffel-Widder hat auch Gold verdient.“
 

„Hochsitz gewackelt“

 
Und tatsächlich beeindruckt nicht nur die Schlauchlänge des Mufflons, auch Umfang und Curl sind beachtlich. 5-jährig sei er, sagt Max Müller und berichtet von dessen Erlegung: „Das war im November vergangenen Jahres. Mein Lehrprinz hatte mich in sein Revier Hartmannshof im Nürnberger Land eingeladen. Ich solle ruhig auch mal nach dem Muffelwild schauen.“
 
Als er gegen 7.30 Uhr den Hochsitz erreicht habe, seien bereits 4 bis 5 Wildschafe auf der Blöße gewesen. Plötzlich trat ein weiteres Stück aus. „Es war Brunft. Und sofort ging der Einzelgänger auf einen der Widder los. Lange habe ich den knallharten Kampf beobachtet.“ Irgendwann habe der Kapitale breitgestanden, und Max ließ fliegen. Hochblatt getroffen blieb der Widder auf der Strecke. „Das war mein bislang schönstes Jagderlebnis. Ich hatte danach so ein Jagdfieber, dass der ganze Hochsitz gewackelt hat“, erinnert sich der
Student der Sportökonomie.
 

 
Ein Hegeabschuss am Großklockner. (Foto: Max Müller)
Maximilian Müller kam „auf dem 2. Bildungsweg“ zur Jagd. In seiner Familie hatte nie einer den grünen Rock getragen. Wald und Wild lernte er durch einen Mannschaftskollegen vom NHTC (Nürnberger Hockey- und Tennisclub) kennen: „Mein Freund und Mitspieler Christian Tausendpfund überredete mich im Sommer 2008, mal mit auf den Ansitz zu gehen. Dort erlegte er in meinem Beisein einen schwachen Jährling.
 
Die Ruhe und Konzentration im Vorfeld des Schusses, der Anblick des Wildes, das Ansprechen und später dessen Erlegung haben bei mir bleibende Wirkung hinterlassen.“
 
Noch einige Male sei er mit seinem Teamkollegen auf der Pirsch oder dem Ansitz gewesen, bis es für Max Müller kein Zurück mehr gab: „Ich wollte unbedingt Jäger werden!“ In der Jagdschule Frankenland absolvierte der Kapitän der Deutschen Hockeynationalmannschaft einen Intensivkurs und hielt pünktlich zum Aufgang der Bockjagd seinen ersten Jahresjagdschein in der Hand.
 

 

Anfangs ging Müller im Revier seines Lehrprinzen mit. Und er erinnert sich gern an seinen ersten Abschuss: „Ein geringer Jährling. Links gar nichts, rechts ein Knopferl. Auf 100 Meter schoss ich. Der Bock lag im Feuer.“ Auch da habe ihn das Jagdfieber gewaltig gebeutelt, berichtet er – aber diese Gefühlsregungen sind dem Topsportler nicht unbekannt, und er kann damit umgehen. „Auch vor wichtigen Länderspielen oder bei großen Turnieren sind die Nerven bis zum Zerreißen gespannt. Du weißt, Millionen Menschen schauen im Fernsehen zu. Da musst du in der Lage sein, runterzufahren – wie bei der Jagd.“

 

 
Als knochenharter Verteidiger ist es nicht die Aufgabe von Maximilian Müller, Tore zu erzielen. In 161 Länderspielen gelangen ihm erst 6 Treffer. Und trotzdem sieht er Parallelen in der „Jagd nach Toren“ und der „Jagd auf Wild“: „Als Kapitän bin ich Führungsspieler. Das heisst, ich habe große Verantwortung innerhalb des Teams. Gleiches erwarte ich von mir als Jäger im Hinblick auf das Revier, Wild und jagdliches Handeln.“ Hinzu komme, dass er in der Lage sei, sehr zielorientiert und situationsbedingt konzentriert zu handeln – sowohl auf dem Spielfeld mit Schläger als auch im Revier mit Büchse.
 
Sport und Jagd prallen gerade in diesen vorolympischen Tagen aufeinander. „Probleme machen mir die Doping-Kontrolleure“, berichtet der Franke und erklärt: „Die kommen gerade vor großen Turnieren häufig und unangemeldet, um Urinproben zu nehmen. Da muss ich immer erreichbar sein.“ Aber im Wald habe er stellenweise keinen Handyempfang und sei auch sonst nicht leicht aufzuspüren. „Noch bis zu den Spielen melde ich mich zu den Reviergängen deshalb immer ab, beziehungsweise beschreibe meiner Lebensgefährtin ganz genau, wo sie mich notfalls findet, denn: Für Doping-Kontrollen muss ich innerhalb von einer Stunde greifbar sein.“
 

Sauen-Premiere

 
So mancher Bock und „die erste Sau seit Menschengedenken“ (Foto: Hans Jörg Nagel)
Seit 2010 betreuen er und Christian Hundertpfund einen eigenen Revierteil im Landkreis Amberg/Sulzbach. Rund 360 Hektar, zu gleichen Teilen Feld und Wald, bejagen die Freunde. „Wir haben einen guten Rehwildbestand, Schwarzwild kommt als seltenes Wechselwild vor. „Da hatte ich im Juni diesen Jahres riesen Dusel. Mir gelang es, die 1. Sau in diesem Revier seit Menschengedenken zu erlegen“, freut sich der 25-Jährige. Und das kam so: Er habe an einem frühen Morgen zur Abwechslung mal einen völlig „vergessenen“ Revierteil aufgesucht. Gegen 7 Uhr wollte er abbaumen, verärgert, die Chance auf einen Jungfuchs verpasst zu haben, als er im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Max Müller: „Aus dem Getreide steckte eine Sau das Haupt heraus. Das Stück wechselte vorsichtig auf einen Wiesenteil. Sofort sprach ich es als Überläuferkeiler an. Seine Erlegung wurde kräftig gefeiert.“
 
Laut Freigabe sind im Revier der Hockeyspieler 13 Rehe auf dem Abschussplan. „Gerade beim weiblichen Rehwild bleiben wir dran.“ Da die Jäger auch besonderes Augenmerk auf schwache Böcke richten, hat sich seit 2009 ein guter Bestand entwickelt. „Nicht quantitativ, sondern qualitativ“, betont Müller. Schon haben die sportlichen Jäger ein weiteres Ziel im Auge: den Hasenbesatz. Max Müller: „Zuletzt haben wir 20 auf 100 Hektar gezählt. Durch verstärkte Raubwildbejagung hoffen wir, mittelfristig diese Zahl deutlich zu erhöhen.“ Vom Ansitz aus erlegen die Jäger jährlich rund 15 Füchse. 2 Luderplätze und 6 Betonrohrfallen sollen die Strecke verdoppeln. „Ich habe extra einen Schweißer-Kurs absolviert, um die Auslösemechanismen und Klappen konstruieren zu können“, belegt der Topsportler seine Passion.
 
Das Interesse an der Auslandsjagd beschränkt sich bei ihm auf die Nachbarländer. Afrika sei nicht so seins – aber am Großklockner in Österreich habe er wunderschönes Jagen erlebt. „Dort habe ich in einer traumhaften Landschaft nach reichlich Strapazen ein verwaistes Gamskitz erlegt – Hegeabschuss.“ Der Olympionik führt mit Vorliebe seine „Universalwaffe“ – eine Blaser R 93 im Kaliber 8 x 57IS. Für den Fuchsansitz greift er zu seiner BBF mit .22 Magnum- und 20er-Schrot-Lauf. Max Müller ist ein fröhlicher und aufgeschlossener Mensch, ein begeisterter Jäger und Sportler. Nur eine Sache ärgert ihn während des Interviews. Er fragt: „Warum müssen die olympischen Spiele gerade während der Rehwildbrunft sein?“
 


Steckbrief

 
Maximilian Müller kam am 11. Juli 1987 in Nürnberg zur Welt. Bereits mit 3 Jahren hatte er erstmals den Hockeyschläger in der Hand. Nach etlichen Titeln im Jugendbereich gab der Student der Sportökonomie 2008 sein Debüt in der Hockey-Nationalmannschaft. Bereits ein Jahr später wurde er deren Kapitän. Titel: 2-facher Olympiasieger, amtierender Europa- und Hallenweltmeister. Der Innenverteidiger spielt mit dem Nürnberger HTC nach Ab- und sofortigem Wiederaufstieg in der Bundesliga.
 
 
 
 
 


Die mobile Version verlassen