Jagdpraxis Auf Jagd Prominente Jäger: Peter Harry Carstensen

Prominente Jäger: Peter Harry Carstensen

„Ich will Beute machen!“ – Seit 2005 ist Peter Harry Carstensen Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Schon als 6-Jähriger ging er mit den Nordstrander Weidmännern zur Jagd. Im Jahr 2013 löst er seinen 50. Jahresjagdschein.

Von Hans Jörg Nagel

 
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Carstensen kümmert sich mit großem Engagement um die Belange der Jagd und Forstwirtschaft. (Foto: Pressestelle MP SH)
Russland. Auerhahnjagd. Stundenlang waren wir in fast völliger Dunkelheit gepirscht. Dann sah ich seine Silhouette. Mein Pirschführer gab mir den Hahn frei. Ich erlegte den ausgerechnet in diesem Moment abstreichenden Vogel im Flug. Das hat dem Russen erstmal gar nicht gefallen …“ Noch ist keine Frage gestellt, aber Peter Harry Carstensen ist schon voll in seinem Element.
Jagd ist die große Leidenschaft des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. „Ursprüngliche Jagd“ – darauf legt er großen Wert. Offensiv könne, ja müsse, jeder Weidmann mit seiner Leidenschaft umgehen. Gerade in der Öffentlichkeit: „Es ist wichtig, die Selbstverständlichkeit der Jagd wieder herzustellen. Jagd ist die Nutzung natürlicher Ressourcen. Punkt. Da braucht sich kein Jäger hinter irgendwelchen Floskeln zu verstecken.“ Und er legt beherzt nach: „Ich hege Wild, um zu jagen. Ich will Beute machen.“ Die Frage sei nicht ob, sondern wie gejagt wird.
Peter Harry Carstensen war schon als kleiner naturbegeisterter Junge jagdlich aktiv. Mit den Jägern seines Heimatortes ist er, wann immer es ging, im Revier unterwegs gewesen. „Das begann mit meinem 6. Lebensjahr. Über meinen Bruder wurde ich in die Jägerei von Nordstrand eingeführt.“
Dabei machte der kleine Peter Harry so seine Erfahrungen: „Ich erinnere mich an einen besonderen Jagdtag. Ich war etwa 7 Jahre alt und sollte einen Hund halten. Ich band mir die Leine ums Handgelenk. Das war ein Fehler. Denn kurz darauf fiel schräg vor mir ein Schuss. Ein Jäger hatte auf der anderen Grabenseite einen Hasen erlegt. Da musste der Hund natürlich hin. Im vollen Galopp. Durch dick und dünn schleifte mich der Vierläufer hinterher – natürlich auch durch den verschlammten Graben.“
Wir sind priveligiert, das verpflichtet!
1963 bestand Carstensen die Prüfung und hielt seinen ersten Jahresjagdschein in der Hand. „Dann bin ich ja kurz vor der Goldenen Verbandsnadel“, bemerkt der Ministerpräsident im Gespräch überrascht. Zurück in die 60er: Eine Ricke sei seine erste Beute gewesen. Und erst 18 Jahre später habe er seinen 2. Kugelschuss abgegeben. Erstaunlich! „Nein, ich habe ja kräftig mit der Flinte gejagt. Vor allem Enten rund um Nordstrand“, so Carstensen.
Leicht gefallen ist ihm der raue Schuss anfangs aber nicht. Kein Meister fällt vom Himmel, und Üben gehört zum Handwerk. Die nötige Treffsicherheit holte sich der Jungjäger auf dem Schießstand. „Das ist eine dringende moralische Verpflichtung jedes Weidmanns. Wir sind Priveligierte. Wir töten Lebewesen mit Vorsatz. Das verpflichtet zum sauberen Schuss“, betont er.
Überhaupt ist das Thema „Umgang mit der Waffe“ für den 64-Jährigen ausgesprochen wichtig. Er spricht aus Erfahrung: „Auf einer Drückjagd hatte ich eine Sau beschossen. Erst nach dem Schuss bemerkte ich mit Schrecken, dass der Kugelfang fragwürdig war. Ich wusste nicht, ob die Kugel etwas angerichtet hatte. Ich habe stundenlang in Angst verbracht. Das hat mich noch einmal im Umgang mit Waffen sensibilisiert.“
Keine Mark für Bezahljagd
Peter Harry Carstensen ist kein Trophäenjäger. Erst nach längerem Nachdenken zählt er auf: „In der Oberpfalz habe ich meinen ersten Rothirsch erlegt. Dann noch den einen oder anderen Rehbock und 2007 im  schleswig-holsteinischen Emkendorf einen guten Damhirsch.“
Trotz des Eingangsberichtes sind Jagdreisen nicht die Sache des Landesvaters. Er habe sich noch nie eine Trophäe gekauft, aber: „Das ein oder andere Mal haben mich Freunde eingeladen. So konnte ich meine Büchse unter anderem auch mal in Schweden, Ungarn oder Österreich führen. Das hat mir das ein oder andere Stück Rotwild und mal eine Gams gebracht.“
Auf Niederwild in Nordstrand
Als Ministerpräsident ist Carstensen ein vielbeschäftigter Mann. Deshalb kommt die Jagd häufig zu kurz, obwohl es an Möglichkeiten nicht mangelt: „Es ist wie verhext. Früher hatte ich viel Zeit und wenig Jagdeinladungen, heute ist es genau umgekehrt.“
Doch hin und wieder kann sich auch ein Landesvater etwas Freizeit abzwacken. Und dann zieht es Peter Harry Carstensen zurück zu den Wurzeln: „Auf Nordstrand bin ich Mitpächter. Auf 450 Hektar bejagen wir in erster Linie Enten, Hasen und Fasane.“
Zur Jagdausübung gehört auch ein brauchbarer Hund. Davon ist der Ministerpräsident überzeugt, wenngleich er aktuell aus Zeitmangel keinen führt. Bevor er 2005 zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, führte er nacheinander einen Kleinen Münsterländer, einen Pudelpointer, einen Rauhaarteckel und einen Retriever. Je ein Exemplar der zuletzt genannten – so Carstensen – wird er bald wieder am Strick haben.
Überhaupt freut sich Peter Harry Carstensen auf den „Ruhestand“. Dann will er viel Zeit im Revier verbringen – und das nicht alleine. Seit einem guten Jahr ist er mit seiner zweiten Frau Sandra verheiratet. Carstensen: „Und seit 3 Jahren ist auch sie Jägerin. Es macht unglaublich viel Spaß, mit ihr zusammen zu jagen.“ Sie breche hervorragend Wild auf und sei zudem eine exzellente Schützin. Und abschließend sagt er und lächelt: „Sie jagt wie ich. Ich bin ja auch ihr jagdliches Vorbild. Das gefällt mir …“

Steckbrief

Peter Harry Carstensen (CDU) ist seit 2005 Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder. Geboren wurde er am 12. März 1947 auf Nordstrand. Von 1983 bis zu seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten war er Abgeordneter des Bundestags. Dort gründete er den Gesprächskreis „Jagd-Fischerei-Umwelt“. Zu den ersten Änderungen als MP gehörte die Anpassung der Jagdzeitenverordnung an das Bundesjagdgesetz. So wurde zum Beispiel das Mauswiesel wieder zur jagdbaren Art, allerdings ohne Jagdzeit.
 

 


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