Jagdpraxis Prominente Jäger: Rolf Schimpf – „Der Alte“ Weidmann

Prominente Jäger: Rolf Schimpf – „Der Alte“ Weidmann

Mit dem Schießen kennt sich Rolf Schimpf aus. Reichlich Wild hat er erlegt, zweimal hat es aber auch ihn erwischt. Als Fernseh-Kommissar nutzte der begeisterte Wiederlader allerdings mehr seinen Grips, weniger die Dienstwaffe.

Von Hans Jörg Nagel

 
Der ehemalige TV-Kommissar Rolf Schimpf lebt mit seiner Frau in München. Sein jagdlicher Höhepunkt war die Erlegung des Lebensbocks. Foto: privat
Der ehemalige TV-Kommissar Rolf Schimpf lebt mit seiner Frau in München. Sein jagdlicher Höhepunkt war die Erlegung des Lebensbocks. (Foto: Rolf Schimpf)
Die Bild titelte im Juni 2010: „Der Alte zieht ins Altenheim“. Ein „journalistischer Elfmeter ohne Tormann“. Aber tatsächlich war dieser Schritt das Ende der schauspielerischen Laufbahn von Rolf Schimpf. Nach weit über 30 Jahren Bühne und Studio, setzte sich der heute 86-Jährige zur Ruhe. Mit seiner Frau, der Schauspielerin Ilse Zielstorff, lebt Schimpf seitdem hoch über München – im 12. Stock einer Seniorenresidenz.
Auch Jagd vorbei? Nicht für den Alten: „Ich habe gerade eine sehr reizvolle Blattzeit hinter mir und freue mich schon auf die Herbst-Jagden.“ Wie jedes Jahr verbrachte Schimpf das Ende der Rehbrunft im Revier eines Jagdfreundes bei Illingen (Enzkreis/ Baden-Württemberg). Diesmal kam ein abnormer Gabler zur Strecke. Jahre zuvor an gleicher Stelle ein unvergessliches Erlebnis für den begeisterten Rehjäger: „Ich blattete einen mir unbekannten Bock heran. Immer näher kam der Rote, und das Gehörn wuchs mit jedem seiner Tritte. Aus drei Metern schoss ich schließlich meinen Lebensbock. Einen Sechser mit reich geperlten Stangen und rund 400 Gramm Gehörngewicht.“
 

Schrote auf Scherping

 
Von der Front ins Revier: Schimpf löste noch im Kriegsjahr 1944 einen Tagesjagdschein.(Foto: Rolf Schimpf)
Dieser Kapitale war vielleicht das schönste Erlebnis in seinem langen Jägerleben. Denn „grün“ wurde Schimpf schon in jungen Jahren. Und zwar 1940. Der Zweite Weltkrieg tobte: „Als 16-Jähriger bekam ich den Jugendjagdschein – damals noch ohne Lehrgang oder Prüfung. Das bedeutete schon seinerzeit, dass ich nur in Begleitung eines erfahrenen Weidmanns jagen durfte. Daran hielt ich mich auch – meistens.“
Seine erste eigene Waffe verdankte er „dem Franzmann“: „Für kleines Geld konnte ich eine französische Beutewaffe erstehen. Das war eine feine 20er Flinte.“ Und diese Waffe hätte fast Jagdgeschichte geschrieben. Schimpf erinnert sich lachend: „Sie schoss zwar nur leidlich, hätte aber fast dem damaligen Oberstjägermeister Ulrich Scherping den Kopf gekostet.“
Wie das? Über den befreundeten Sohn des berühmten Weidmanns und geistigen Vaters des Reichsjagdgesetzes war Jungjäger Schimpf zu einer Treibjagd bei Nauen, westlich von Berlin, eingeladen. „In einem Vorstehtreiben stieg vor mir seitlich ein Fasanenhahn auf. Ruckzuck hatte ich die Flinte angebackt und schoss auf den etwa 2 Meter hohen Gockel. Erst als dieser mausetot auf dem Acker lag, erkannte ich im Hintergrund einen anderen Jäger. Ausgerechnet dem Oberstjägermeister waren meine Schrote um die Ohren geflogen.“ Wortlos aber mit großen Schritten sei der auf Schimpf zugegangen und hätte klare Worte gesprochen. „Mit festem Griff zog er an meinem Ohr. Dann sagte Scherping, das sei ein ordentlicher Schuss gewesen, doch künftig müsste ich Federwild höher aufsteigen lassen. Seitdem halte ich mich daran.“
 

Im Krieg „gekrellt“

 
Mit Treffern kennt sich Schimpf bestens aus. Von beiden Seiten. Als Freiwilliger diente er ab 1943 in der Sturmgeschützabteilung 277, einem Artillerie-Verband. Dort sei er am Brückenkopf Nikopol durch eine russische Salve „gekrellt“ worden, berichtet der Weidmann: „Der Schuss traf mich im Genick, und ich ging schlagartig down. Sanitäter holten mich heraus und versorgten die Wunde. Zur Erholung ging’s heim ins Reich.“ Kaum genesen, löste Schimpf umgehend einen Inländer- Tagesjagdschein und erholte sich auf Jägerart.
Den zweiten Treffer kassierte er Ende 1944. Nach der erfolglosen Verteidigung der „Festung Metz“ kam Soldat Schimpf in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde dann den Franzosen überstellt. „Die hassten uns –  aber meine Verletzung war wohl doch ein Unfall. Ein Wachsoldat spielte an seiner Maschinenpistole, und plötzlich löste sich ein Schuss. Treffer. Mein Bein baumelte nur noch an Sehnen und Fleisch. Dank der Ärzte wurde es  aber erhalten.“
Im Gefecht Glück gehabt und doch Opfer gebracht. Schimpf berichtet: „Mein Vater war Leiter des NS-Forschungsamtes von Reichsmarschall Hermann Göring. Dort bekam er Krach mit dem SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich. Wenige Tage später lag mein Vater tot im Wald. Erschossen.“ Offizielle Version: Autounfall. Seiner Familie wurde geraten, keine weiteren Nachforschungen zu unternehmen. Im eigenen Interesse…
 

Jagdlicher Traum

 
Die Bockjagd hat es dem „Alten“ ganz besonders angetan. (Foto: Rolf Schimpf)
Nach Kriegsende gab es Wichtigeres als das Weidwerk. Mit ein paar Groschen in der Tasche tingelte Rolf  Schimpf durch Deutschland, erlernte einen kaufmännischen Beruf, aber erkannte schon recht bald sein Talent für die Bühne. Über Hörfunkproduktionen landete er schließlich 1964 beim Fernsehen. „In Hamburg spielte ich in der Serie, Hafenkrankenhaus’ mit. Über einen Kollegen dieser Fernsehreihe wurde ich irgendwann zu einer Treibjagd ins nahe Schneverdingen eingeladen. Ich war sofort wieder Feuer und Flamme.“
Bis heute hat der Ex-Fernsehkommissar kein eigenes Revier betreut. Mit fehlender Zeit und der Unstetigkeit als  Schauspieler begründet er dies. Trotzdem wurden Büchsen und Flinten des Alten kaum kalt: „Meistens habe ich in Deutschland gejagt. Aber ich hatte auch das Glück, die Gebirgsjagd erleben zu dürfen.“ Unter anderem in Tirol erlegte er so manche Gams, eine Handvoll geringer Hirsche und einen Birkhahn. „Die Jagd in einer solch gewaltigen Landschaft hat mir besondere Freude gemacht. Heute geht das leider nicht mehr. Meine Knie sind kaputt“, bedauert er.
Obwohl übertriebener Jagdtourismus nicht seins ist, hat Rolf Schimpf auch in Afrika die Büchse geführt. In  Namibia streckte er einen Oryx und einen Leoparden: „Der Kuder war in einem Tellereisen gefangen und schwer verletzt. Mein Jagdführer traute sich nicht an die Katze heran. Da habe ich die Büchse genommen und dem Elend ein Ende bereitet.“
Mit besonderer Vorliebe führt der 86-Jährige die Büchsen seines Großvaters. „Neben einem Repetierer ist das ein ganz feiner Drilling mit 16er-Schrotläufen und dem ungewöhnlichen Kaliber 8×58 R.“ Längst gibt es dafür keine Munition mehr. Das ist für Schimpf aber kein Problem: „Ich war und bin begeisterter Wiederlader. Stopfe 6 Kaliber und habe so gut wie nie fertige Munition gekauft.“
Einen jagdlichen Traum hat sich der TV-Kommissar im Ruhestand nie erfüllt: Gerne hätte er mal einen kapitalen Hirsch erlegt. Doch das Kapitel sieht er als abgeschlossen an, während er ein anderes Vorhaben weiter verfolgt: „Ich möchte unbedingt noch einmal ein eigenes Revier haben oder zumindest mitpachten. Eine feste Jagdgelegenheit bei München wäre prima.“
 

 

Steckbrief

 
„Der Alte“ ermittelt – hier mit den Kollegen Michael Ande, Markus Böttcher und Axel Richter (Foto: ZDF-Pressestelle)
Rolf Schimpf wurde am 14. November 1924 in Esslingen als Sohn eines Marineoffiziers geboren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs besuchte er unter anderem die Schauspielschule Gensichen (Stuttgart). Später spielte er auf Theaterbühnen in Luzern, Bern und Hamburg. 1967 kam das Fernsehen.
Nach Rollen in „Bürgerkrieg in Russland“ und der 13-teiligen Serie „Hafenkrankenhaus“ wurde er dem TVPublikum durch Serien wie „Soko 5113“ und „Schwarzwaldklinik“ bekannt. Der endgültige Durchbruch gelang ihm als „der Alte“. Von 1986 bis 2007 ermittelte Schimpf 340 Mal als Kriminalhauptkommissar Leo Kress im ZDF. Weitere Rollen spielte er unter anderem in „Es muss nicht immer Kaviar sein“ und in der ARD-Vorabendserie „Büro Büro“.
Seit Juni 2010 lebt Rolf Schimpf mit seiner Ehefrau Ilse Zielstorff in einer Seniorenresidenz in München.
 

 

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