DJZ Testrevier Reviertreue geht durch den Pansen

Reviertreue geht durch den Pansen

Im zeitigen Frühjahr werden Anlage und Pflege der Wildäsungsflächen geplant.  Dabei spielt die Auswahl der Saatgutmischungen eine zentrale Rolle. Im DJZ-Testrevier wurden 3 Wildackermischungen ausprobiert. Von Revieroberjäger Erich Kaiser

Dass Böden von Wildäsungsflächen über einen nahezu neutralen pH-Wert und eine optimale Nährstoffversorgung verfügen, ist zwingend für den Erfolg. Denn Wildäcker und Dauergrünflächen sollen mindestens so schmackhaft oder besser attraktiver sein als die Pflanzen des Waldes und der landwirtschaftlichen Kulturflächen.

Was der Boden hergibt und was man ihm wann zuführen muss, erfährt der Jäger über Bodenproben mit jeweiliger Düngeempfehlung durch die Landwirtschaftsbehörden. Für rund 10 Euro je Fläche eine günstige und hilfreiche Investition.

Wurden die Äsungsflächen sorgsam ausgesucht und anschließend professionell bearbeitet, liegt – abgesehen vom Wetter – alles weitere am Saatgut. Ob Hoch- oder Niederwild, ob Wildacker oder Dauergrün, das Angebot an Saatgut und Saatgutgemenge ist schier unendlich.

Im DJZ-Testrevier wurden im vergangenen Jahr einige Saatgutmischungen verschiedener Anbieter auf Äsungsflächen ausprobiert. Vorgestellt werden im Folgenden 3 besonders interessante Gemenge. Entscheidend für deren Auswahl waren diese Kriterien: Auflaufen der Saat, Wuchsleistung und Attraktivität fürs Wild in den jeweiligen Jahreszeiten.

Brunftmischung

Die von der österreichischen Firma Martin Schmidt/Wildackersaatgut angebotene „Brunftmischung“ wurde auf einem Hektar Feldfläche, 0,8 Hektar tiefgründigem Waldboden und auf 0,7 Hektar steinigem, flachgründigem Waldboden angepflanzt.

Verblüffend war, dass alle 3 Flächen bei gleicher Behandlung identisch aufliefen, gleich schnell wuchsen und auch nach Monaten noch sehr gut angenommen wurden. Die eigentlich 2- bis 3-jährige Mischung wurde so massiv beäst, dass schon Mitte November nur noch „verbrannte Erde“ auf den Flächen zu finden war.

Die „Ganzjahresmischung“ war so attraktiv, dass auch die mehrjährigen Sorten sowie die Winteräsungspflanzen komplett ausgefallen sind. Dies bedeutet, dass die insgesamt 2,5 Hektar großen Flächen für eine solch attraktive Mischung im Testrevier zu klein waren. Bei entsprechender Fläche hat man mit dieser Top-Mischung sicher 2 Jahre lang durchgehend Äsung und einen Wild-Magneten im Revier.

Das Wildackersaatgut „Brunftmischung“ entwickelte sich prächtig (Foto: Erich Kaiser)

Es wurden noch weitere Saatgutmischungen der Firma Martin Schmidt/Wildacker getestet. Sie waren aber aufgrund extremer Trockenheit nicht zu beurteilen. Nächstes Jahr werden wir sicher auch Ergebnisse hierzu liefern können. Weitere Informationen unter: www.wildacker.net.

Die Wildackermischung „Brunftmischung“ wurde sehr gut vom Wild angenommen (Foto: Erich Kaiser)

Rehwildmischung

Seit über einem Jahrzehnt arbeiten wir mit der Firma Sämerei Jehle zusammen. Eigentlich gibt es hier also nichts mehr zu testen. Denn alle Saatgutmischungen halten das, was die Firma verspricht.

Ein absolutes Plus dieses Saatgutanbieters ist die individuelle Beratung und Betreuung bei jeglichen Wildackerfragen. Das Familienunternehmen steht telefonisch für fachliche Probleme zu Verfügung.

Im vergangenen Jahr prüften wir die „Wildackermischung Rehwild“ auf ihre „Schmackhaftigkeit“: 25 ausgesuchte Futterpflanzen macht die „Apothekenmischung“ aus. Und tatsächlich wirkt dieses einjährige Äsungspflanzenkonglomerat wie ein Magnet auf Hasen, Reh-, Muffel- sowie Rotwild. In Rehwildrevieren mit Rotwild als Wechselwild sicher ideal. In wildreichen Hochwildrevieren ist diese Mischung schnell von Rot- und Muffelwild „heruntergemulcht“. Man wird hier besser auf die „Wildackereinsaat Rot-/Damwild“ setzen. Weitere Informationen unter: www.samenhaus-jehle.de.

Die Wildackermischung „Rehwild“ lieferte vielfältige und saftige Leckereien, die nicht nur von Rehen gut angenommen wurden, sondern auch von Mufflons, Rotwild sowie Hasen (Foto: Erich Kaiser)

Agro Vita II

Das „Urgestein“ der Saatgutanbieter sind Wildmeister Günter Claußen und dessen Sohn, Revierjäger Niels Claußen. Beide sind nicht nur Berufsjäger, sondern auch Fachleute in Sachen Wildäsungsflächen. Die kostenlos zu beziehende Wildackerfibel ist für jeden Interessierten eine lehrreiche Basis.

Neu im Programm ist die mehrjährige Saatgutmischung „Agro Vita II“. Speziell entwickelt für Sicht- und Schussschneisen in großen Mais-Monokulturen, zeichnet sie sich durch einen insgesamt flachen Wuchs aus. Die schmackhafte Mischung bietet ganzjährig Äsung.

Das Wildackersaatgut „Agro Vita II“ wurde speziell für Bejagungsschneisen in Maisäckern entwickelt. Es ist deshalb flachwüchsig. Im Hochwildrevier fehlt ihm der Masseertrag (Foto: Erich Kaiser)

Da wir im Testrevier keine großen Maisschläge haben, probierten wir diese Mischung einfach auf einer kleineren Fläche im Wald aus. Vom Zeitpunkt des Auflaufens bis tief in den Winter hinein, waren die Pflanzen so gut beäst, dass keinerlei Pflege von Nöten war. Für Wildäsungsflächen im Hochwildrevier fehlt natürlich der Masseertrag. Für Bejagungsschneisen allerdings ein probates Mittel, um Sauen aus dem schützenden Mais zu locken. Weitere Informationen unter: www.wildacker.de.

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