Wissenschaftliches Projekt zur Auswirkung der Gänsesäger auf seltene Fischpopulationen wird zum Streitpunkt
Das Fressverhalten des Gänsesägers ist schon lange ein Streitpunkt in Bayern. Mit der Studie zur Bejagung des Vogels sollte nun eine eindeutige Antwort geliefert werden. (Symbolfoto: Adobe Stock- Lothar Lenz)
In Bayern bahnt sich derzeit ein Konflikt um den Abschuss der auf der Roten Liste stehenden Vogelart Gänsesäger an. Das zeigen Berichte vom BR24 und dem Bayrischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Im Mittelpunkt des Streits steht ein Forschungsprojekt, welches 2019 vom Landwirtschaftsministerium beschlossen wurde. Dabei geht es darum, durch den kontrollierten Abschuss der Vogelarteinen Einfluss auf die Bestände der ebenfalls seltenen Fischart Äsche zu prüfen. Der Ort der Bejagung befindet sich in typischen Äschen-Gewässern und zieht sich auf insgesamt 36 Uferkilometer an sechs Streckenabschnitten hin. Bis 2025 soll das Projekt noch weiterlaufen, die Daten dann von der Technischen Universität München ausgewertet werden.
Neben der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wirkte bei der Studie auch der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mit. Dieser hat aber nun die Mitarbeit beendet und fordert Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber dazu auf, das Projekt sofort zu beenden. Laut dem LBV seien bei der Studie andere Aspekte, die der Äsche schaden könnten, zu wenig beachtet worden. Stattdessen habe man sich auf den Fressfeind Gänsesäger eingeschossen. So zitiert BR24 den Geschäftsführer Helmut Beran: „Wir haben bisher schon 440 getötete Gänsesäger im Rahmen dieses Forschungsprojekts. Wir wissen nicht und können uns auch nicht erklären, was ein weiterer Abschuss von Gansesägern noch für neue Erkenntnisse bringen soll.“
Die LfL und das Landwirtschaftsministerium wollen das Projekt laut BR24 weiterführen. Michael Schubert, Verantwortlicher der LfL, erklärt, dass sich bereits deutliche Effekte an der mittleren Isar zeigen würden. Allerdings seien weitere Abschüsse wichtig um bisher gewonnene Daten abzusichern. Ein Abbruch hingegen wäre seiner Meinung nach fatal für die Aussagekraft.
Willi Rupp, einer der am Projekt beteiligten Jäger, beschrieb im Bayrischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt, dass sich in den Mägen der entnommenen Vögel neben der Äsche auch andere geschützte Fischarten finden würden. Er kritisiert außerdem die Wortwahl des LBVs. Die Aussage des Vorsitzenden Norbert Schäffer, der in Presseberichten von Abschussorgien gesprochen haben soll, halte er für bösartige Propaganda. Ab Freitag, 16. August, sollen laut BR 24 an der Isar und anderen Flüssen in Oberbayern wieder Gänsesäger geschossen werden. Das soll auch für Naturschutzgebiete gelten.
red