In den Fernseh-Nachrichten flimmert er fast regelmäßig über die Mattscheibe, wenn Einheiten der UN-Truppen gezeigt werden: Der Toyota Landcruiser 100 ist immer dann die erste Wahl, wenn es auf maximale Robustheit und Größe ankommt und vor allem der Preis keine Rolle spielt.
Von Peter Brade
Der Landcruiser 100 ist das Schwergewicht für jedes Gelände. |
So groß wie außen, so groß ist er auch innen, und das ist gerade bei Geländewagen nicht selbstverständlich. Die Passagiere haben viel Platz, und der mittlere Fondsitz verfügt über einen vollwertigen Dreipunktgurt. In der Weite des Kofferraums wirkt eine Jagdausrüstung samt Wildwanne fast einsam. So einsam, dass der Fahrer in den Kofferraum klettern muss, wenn nach einer Vollbremsung alles nach vorn gerutscht ist und die längsten Arme nicht reichen.
Eine technische Raffinesse ist die komplett schwarze Armaturentafel, deren Zahlen und Zeiger erst beim Starten des Motors aufleuchten. Beim Rückwärtsfahren senken sich die Außenspiegel nach unten, damit man den Boden begutachten kann. Das Navigationssystem arbeitet mit einem Touchscreen – einen Bildschirm auf dem man die Befehle mit der Fingerspitze eintippen kann. Es gibt zwei Memory-Funktionen für die Sitze. Auf Knopfdruck bewegt sich der Sitz in die gespeicherte Position.
Beim normalen Fahrbetrieb tut sich der 204 PS starke Sechs-Zylinder-Turbodiesel schwer, die gewichtige Karosse in Schwung zu bringen. Mit dem Landcruiser ist alles andere als sportliches Fahren möglich, auch wenn man eine Fahrwerks-Abstimmung mit der Bezeichnung „Sport“ einstellen kann.
Bei langsamer Fahrt mit Untersetzung im Gelände und auf der Autobahn bei sehr schneller Fahrt ist das Handling gut. Sonst zieht der Toyota eher behäbig seine Bahn, und in Kurven beginnt irgendwann das schwere Gewicht den Landcruiser 100 unter quietschenden Reifen nach außen zu tragen. Also gewöhnt sich der Fahrer einen gemächlichen, aber entspannten Fahrstil an.
In der Stadt dauert die Suche nach geeigneten Parklücken etwas länger. Dafür machen in engen Passagen die entgegenkommenden Fahrzeuge devot Platz, wenn die Front des Toyota erscheint. Der Wendekreis ist für ein Fahrzeug dieser Größe noch moderat.
Im Gelände lässt der Landcruiser mit Untersetzung seine Muskeln spielen. Hier verfügt der Fahrer über ein schier unendlich scheinendes Kraftpotenzial, das den Japaner zum wahren Bergsteiger beflügelt.
Vorteil beim Fahren mit Untersetzung: Beim Zuschalten des Getriebes wird nicht automatisch das Mitteldifferenzial aktiviert. Das ermöglicht zum Beispiel das Hängerfahren ohne Verspannungen im Antriebsstrang. Manuell wird auch die Heckdifferenzialsperre aktiviert.
Der Landcruiser hat eine Luftfederung, die komfortables Fortkommen auf schlechten Pisten ermöglicht. Der Clou der Konstruktion ist aber die Möglichkeit des Herauf- und Herunterfahrens der Karosserie. Die Bodenfreiheit des Boliden kann so im Bereich von 220 bis 270 Millimeter variiert werden. Beim Beladen reguliert sich die Höhe entsprechend dem Beladezustand automatisch.
Robustheit, technische Daten und die Ausmaße kennzeichnen den Landcruiser 100 als schweres Geländefahrzeug. Aber auch wer ein wirklich individuelles Auto sucht, für den ist der 100 das richtige, denn er ist sehr selten auf deutschen Straßen anzutreffen. Vergleichbare Allradler sind der Nissan Patrol (etwas kleinerer, aber ähnlicher „Haudegen“), der Range Rover (mehr Nobelsegment) und der Mercedes G (nicht unbedingt teurer).
Foto: Peter Brade