WAFFEN & PATRONEN Waffen Auf dem Schießstand

Auf dem Schießstand


Unverzichtbar – der regelmäßige Besuch auf dem Schießstand. Hier lässt sich kontrollieren, ob die Büchse noch präzise schießt, und nur hier lässt sich die notwendige Fertigkeit in der Waffenhandhabung verfeinern und auf hohem Niveau halten. Das gilt für den Umgang mit Büchse, Flinte und Fangschusswaffe.

Von Norbert Klups

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Ein Gehörschutz sollte immer getragen werden. Besonders Waffen mit Mündungsbremsen können schnell Hörschäden verursachen. Richtige Anschusstische sind sehr nützlich, denn sie schließen Schützenfehler fast völlig aus.

Regelmäßiger Schießstandbesuch liegt im Interesse der waidgerechten Jagd und des Jägers selbst, denn: Das freiwillige Übungsschießen ist allemal besser als eine Zwangsverordnung durch den Gesetzgeber. Damit der Besuch des Schießstandes aber nicht zum Desaster wird und dem Schützen auch etwas bringt, sind einige Spielregeln zu beachten.

Sicherheit hat Vorrang. Der Umgang mit Schusswaffen birgt immer potentielle Gefahren. Und die gilt es von vornherein auszuschalten, indem bei der Handhabung ein gewisses Verhalten antrainiert wird.

Nach den neuen Vorschriften muss eine Waffe noch im Aufenthaltsraum aus dem Futteral genommen werden. Das Verbringen einer Waffe auf den Schießstand im Futteral ist verboten. Dann wird sofort der Verschluss geöffnet. Das muss der erste Handgriff sein, wenn die Waffe in die Hand genommen wird. Dass dabei eine Patrone auf den Boden klirrt, ist gar nicht so selten.

Wird die Waffe geladen, muss sorgfältig kontrolliert werden, ob die Patrone auch das richtige Kaliber hat. Wer mit mehreren Waffen zum Stand fährt, hat auch unterschiedliche Munition in der Tasche. Manche Patronen lassen sich durchaus laden und auch abfeuern, obwohl sie das falsche Kaliber haben.

Gewehrriemen ab, Gehörschutz auf

Wurde der Gewehrriemen nicht zu Hause entfernt, ist das die nächste Handlung, bevor der Schütze mit der Waffe den Stand betritt. Noch vor dem Schießstand wird ein Gehörschutz aufgesetzt. Das menschliche Ohr ist sehr empfindlich, und bereits ein einziger lauter Knall, der das ungeschützte Ohr trifft, kann bleibende Schäden hervorrufen. Immer mehr Waffen sind mit Mündungsbremsen ausgestattet, die den Knall erheblich verstärken.

Ohrstöpsel sind nur ein Behelf. Ein Kapselgehörschutz ist die bessere Wahl und kostet knapp 25 Euro – gut angelegtes Geld. Auf dem Schießstand wird die Waffe im dafür vorgesehenen Gewehrständer abgestellt, der auf jedem Schießstand vorhanden ist. Es ist ein Unding, Gewehre an die Wand zu lehnen oder auf Stühle zu legen. Allzu leicht fallen sie um oder runter, und das bekommt der Zieloptik meist schlecht.

Soll die Treffpunktlage kontrolliert werden, wird vom Anschusstisch aus geschossen. Die Büchse wird hierzu sorgfältig auf Vorder- und Hinterschaft gebettet. Hierzu liegen auf den meisten Ständen Sandsäckchen bereit, oder es ist sogar ein Schießgestell vorhanden. Vor der Schussabgabe wird kontrolliert, ob der Lauf frei ist. Ein steckengebliebener Reinigungsfilz reicht für eine Laufsprengung bereits aus, und damit gefährdet der Schütze auf dem Schießstand nicht nur sich selbst, sondern auch die Nachbarschützen.

Richtig einschießen

Nur die wenigsten Schießstände halten vernünftiges Scheibenmaterial bereit. Meist sind nur Ringscheiben vorhanden, die sich zum Einschießen einer Jagdbüchse nicht gut eignen. Besser ist es, eigenes Scheibenmaterial mitzubringen und auch bei einem Scheibentyp zu bleiben.

Es gibt spezielle Anschuss-Scheiben für Jagdwaffen, die auf die jeweiligen Absehentypen der Zielfernrohre abgestimmt sind. Bei der Kontrolle der Treffpunktlage soll nicht die Fertigkeit des Schützen überprüft werden, sondern nur, ob die Waffe dahin schießt, wo das Absehen steht. Schützenfehler müssen also so weit wie irgend möglich ausgeschlossen werden.

Bei Rechtshändern liegt die rechte Hand locker um den Pistolengriff und die Linke um die Auflage des Hinterschaftes. Sie sollte die Waffe möglichst gar nicht berühren, sondern nur das hintere Sandsäckchen. Durch Zusammendrücken des Säckchens erfolgt die Höhenverstellung der Waffe. Der Schütze sitzt entspannt hinter der Waffe, beide Füße flach auf dem Boden. Dieser Anschlag ist optimal und erlaubt präziseste Schussbilder. Er ist einsetzbar bei Jagdwaffen bis zu mittleren Standardkalibern, etwa 8×57 IS oder .30-06.

Bei rückstoßstarken Magnumkalibern oder sehr leichten Büchsen sollte die zweite Hand am Vorderschaft liegen, um zu verhindern, dass die Büchse von der Auflage springt, auch wenn das mehr Unruhe bringt. Keinesfalls berührt die linke Hand aber den Lauf oder drückt gar von oben auf die Zieloptik. Das führt zu erheblichen Abweichungen. Besonders bei Waffen, wo der vordere Montagesockel auf dem Lauf angebracht ist, wie etwa bei allen Kipplaufwaffen, wird die Laufschwingung damit unkontrollierbar beeinflusst, und ein gleichmäßiges Schussbild bleibt bloßes Wunschdenken.

Nicht sofort am Glas drehen

Bevor das Zielfernrohr verstellt wird, werden mindestens drei Schüsse abgefeuert. Diese sollten in akzeptablem Abstand zusammen liegen, damit Fehler an Waffe, Zielfernrohr oder Montage ausgeschlossen werden können. Eine Büchse, die über die ganze Scheibe streut, kann man nicht einschießen, sondern höchstens reparieren.

Eine normale Jagdbüchse darf bei drei Schüssen nicht mehr als fünf Zentimeter streuen, sonst sollte eine andere Laborierung probiert werden. Nicht jede Patrone schießt gleich gut, und die Suche nach der präzisesten Laborierung für die eigene Waffe lohnt sich eigentlich immer.

Der Ausgangspunkt für die Einstellung des Zielfernrohres ist der Mittelpunkt unserer Drei-Schuss-Serie. Bei modernen Gläsern ist die Verstellrichtung auf der Höhen- und Seitenverstellung angegeben. Wissen muss man aber, um welches Maß ein Klick die Treffpunktlage auf 100 Meter ändert. Das ist nicht immer gleich, liegt aber meist bei zehn oder sieben Millimetern. Ein Repetierer mit freischwingendem Lauf (eine Postkarte sollte sich vom Ende des Vorderschaftes bis zum Patronenlager durchziehen lassen) sollte fünf Schüsse in Folge vertragen. Dann muss der Lauf abkühlen, sonst fängt die Waffe an zu klettern. Eine heiße Waffe einzuschießen, ist sinnlos.

Kipplaufwaffen mit fest verlöteten Läufen sollten nach jedem Schuss abkühlen. Viele Waffen vertragen zwar durchaus einen zweiten Schuss, aber dann wird die Abkühlphase entsprechend größer, und man hat nichts gewonnen. Eine Viertelstunde sollte man dem Lauf schon Zeit geben, damit er die Ausgangstemperatur wieder erreicht.

Bedingungen wie im Revier

Der sitzend aufgelegte Schuss ist für den Ansitzjäger eine gute Übung. Wer aber auch pirscht, Drückjagden besucht oder gar in fremden Ländern jagt, sollte etwas mehr tun. Viele Schießstände haben einen laufenden Keiler und sind auch für den angestrichenen Schuss eingerichtet.

Schließlich wird das ja auch bei der Jägerprüfung verlangt – aus gutem Grund. Das jagdsportliche Schießprogramm des DJV mit den Disziplinen Fuchs liegend, Bock angestrichen, Überläufer stehend freihändig und laufender Überläufer hat zwar sicher noch einige Schwächen, was den Praxisbezug angeht, aber besser als der Schuss vom Anschusstisch ist es für den Pirschjäger und Drückjagdschützen allemal.

Diese Disziplinen sollten aber mit der gewohnten Jagdbüchse und nicht mit der Wettkampf-Hornet geschossen werden. Einige Durchgänge im Jahr reichen schon, um in Übung zu bleiben und bringen vielleicht draußen im Revier den kleinen Vorteil an Schnelligkeit und Sicherheit, der oft entscheidend ist.

Was bringen Trap und Skeet?

Bevor die Flintensaison beginnt, sollte der Jäger auf dem Schießstand wieder in Schwung kommen. Die eher sportlichen Disziplinen Trap und Skeet sind zwar keine sehr gute Übung für die Jagd, doch sie sorgen zumindest für die sichere Waffenhandhabung und den richtigen Anschlag. Hauptproblem beim Trap- und Skeetschießen ist, dass die Wurfscheibe schnell startet und im Verlauf ihrer Flugbahn immer langsamer wird. Bei Wild ist es genau umgekehrt: Der aufstehende Fasan oder der aus der Sasse startende Hase ist erst langsam und wird dann immer schneller.

Ein guter Tontaubenschütze muss also nicht immer auch ein guter Schütze im Revier sein. Wesentlich praxisgerechter ist der Jagdparcours. Leider sind so ausgestattete Stände rar. Wer also das Glück hat, in der Nähe einer Anlage zu wohnen, sollte das nutzen. Einige Runden auf dem Schießstand mit der Flinte bringen dem Jäger das Gefühl für die Waffe. Er wird mit dem Abzug vertraut, weiß, wo die Führhand am Vorderschaft zu liegen hat und findet wieder den sicheren Stand.

Wer für die Jagd übt, sollte das auch in Jagdkleidung tun und nicht in der Schießweste mit Schulterpolster.

Mit der Fangschusswaffe

Wer sich entschlossen hat, einen Revolver oder eine Pistole bei der Jagd zu führen, sollte regelmäßig auch damit schießen, sonst kann es im Ernstfall eine böse Überraschung geben. Dazu kommt, dass Kurzwaffen durch ihre kurze Bauweise wesentlich problematischer und gefährlicher sind als Langwaffen. Wer eine Kurzwaffe führt, muss sie wirklich beherrschen, sonst gefährdet er sich und andere. Die Kurzwaffe darf erst auf dem Schützenstand aus der Verwahrung genommen werden und nur dann, wenn sich keine Person mehr vor dem Schützen befindet.

Für den Jäger macht es wenig Sinn, präzises Schießen aus sportlichem Anschlag auf 25 Meter zu üben. Das fördert zwar den sicheren Umgang mit der Waffe, bringt für die Praxis aber sonst nichts. Fangschüsse werden in der Regel auf Distanzen von unter fünf Metern abgegeben, oft noch wesentlich näher.

Wenn auf dem Schießstand auf kurze Distanz geschossen werden kann, sollte das genutzt werden. Oft gilt als Mindestentfernung aus Sicherheitsgründen sechs Meter: eine ideale Entfernung, um den Fangschuss zu üben. Die DJV- Überläuferscheibe ist dafür geeignet. Wer auf Kurzdistanz sicher die 10 hält, ist gut gerüstet.

Geübt werden sollte der ein- und beidhändige Schuss, sowie das Schießen mit einer Taschenlampe in der anderen Hand. Gerade das ist für die Praxis wichtig.

Schießobleute sind gefordert

Schießen macht in Gesellschaft eindeutig mehr Spaß, und hier sollten die Schießobleute der Hegeringe die Organisation übernehmen. Praxisgerechte Übungsschießen anzusetzen, ist kein großes Problem, und wenn die Sache richtig aufgezogen wird, ist der Erfolg gewiss.

Keinesfalls sollte ein solches Schießen unter Wettkampfbedingungen stattfinden. Sinn der Sache ist, für die Praxis zu lernen, und nicht zu testen, wer am besten schießen kann.

Geschossen wird mit den üblichen Jagdwaffen, und der Übungsablauf wird so gestaltet, dass er einen möglichst hohen Praxisbezug hat. Die Schießstandvorschrift lässt ja auch den Gebrauch der Mehrladeeinrichtung zu, sodass auch mehrere Schüsse hintereinander unter Zeitdruck abgegeben werden dürfen. Oder der Schütze benutzt als Waffenauflage das, was er im Revier auch zur Verfügung hat, wie Rucksack oder eine zusammengerollte Jacke.

Jede auf dem Schießstand verschossene Patrone ist kein rausgeworfenes Geld, sondern trägt dazu bei, den sicheren Umgang mit der Waffe zu üben und die Schießfertigkeit zu erhalten oder zu verbessern.

Wer als guter Schütze bekannt ist, wird gern eingeladen und kann sich sicher sein, auf der Drückjagd einen guten Stand zu bekommen. Auf dem Schießstand kann der Jäger seine Leistungsgrenzen und die seiner Waffe in aller Ruhe ausloten. Er weiß dann im Revier genau, wann ein Schuss noch vertretbar ist und wann er den Finger lieber gerade lässt.

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