WAFFEN & PATRONEN Waffen Für Sparsame: Frankonia-Repetierer M98 de Luxe

Für Sparsame: Frankonia-Repetierer M98 de Luxe


Der Frankonia-Repetierer M98 de Luxe ist eine günstige Gebrauchswaffe. Wie bewährt sich der ansprechend aufgemachte Repetierer?

Von Roland Zeitler

A
Der Frankonia-Repetierer M 98 de Luxe ist eine Büchse für den Revieralltag.

Der Frankonia-Repetierer Modell 98 de Luxe ist eine typisch deutsche Jagdwaffe: klassischer Ölschaft aus gutem Nußbaumholz mit formschöner Tropfnase. Der Hinterschaft mit Pistolengriff und Bayerischer Backe hat einen leichten Schweinsrücken. Den militärischen Ursprung können Abzugsbügel und fester Magazinkastenboden allerdings nicht verleugnen. Auch die Sicherungsschrauben für die Systemschrauben fehlen nicht.

100 Jahre hat sich das Mauser 98er System bewährt. Wegen der hohen Zuverlässigkeit wurde es in Jagdbüchsen beliebt. Es ist noch heute eines der bewährtesten Repetiersysteme mit Drehzylinderverschluß. Der lange Auszieher sorgt für kontrollierte Patronenführung aus dem Magazin (und nur von dort dürfen Patronen zugeführt werden) und zuverlässigen Hülsenauszug. Der manuelle Auswerfer erfordert zwar das ganze Zurückziehen der Kammer, ist aber unübertroffen sicher. Gasschild und große Gasfreiräume in der Kammer bürgen für Schützensicherheit.

Bei diesem Repetierer wurde das Schlößchen mit einer linksseitigen, horizontal arbeitenden Dreistellungssicherung versehen, die direkt auf den Schlagstift wirkt und in hinterster Stellung die Kammer sperrt. In Mittelstellung kann gefahrlos entladen werden.

Das Kastenmagazin faßt fünf Patronen des Kalibers .30-06 Springfield (Testwaffe). Der Kammerstengel mit großer Kugel wurde stark nach unten und etwas nach hinten gebogen. Das System erhielt einen justierbaren Frankonia-Kombiabzug mit sehr guter Charakteristik.

Wegen sehr engen Kimmenausschnittes und feinem Korn ist die offene Visierung nur für präzise Schüsse bei sehr gutem Licht brauchbar. Auf der Büchse wurde mittels einfach zu bedienender EAW-Schwenkmontage ein Kahles Helia Compact 8×50 montiert. Montage und Zielfernrohr bewährten sich ausgezeichnet. Nach Ab- und Aufsetzen des Zielfernrohrs blieb die Treffpunktlage gleich.

Bei der in Tschechien gefertigten oder zusammengebauten Büchse hätte man etwas mehr „Muskelschmalz“ verwenden sollen. Dann wäre die Waffe weit praxisgerechter. Der Kammerstengel liegt sehr nahe am Schaft an, wodurch er sich schwer fassen läßt. Mit dicken Handschuhen gibt’s da unweigerlich Probleme. Die Warzen sind rauh, und die Spannkurve wurde wohl auch nicht besonders gut poliert.

Dank enger Passungen bringt man den Kammerstengel schlecht hoch. Es ist bei ungespanntem Schloß erhebliche Kraft nötig, und besonders im Anschlag fällt das Kammeröffnen und Schloßspannen sehr schwer. Leider sind auch die Verschlußbahnen nicht gut poliert, trotzdem läuft die Kammer verhältnismäßig leicht.

Die Sicherung erhielt lediglich eine Grobpassung. Im Anschlag ist erheblicher Daumendruck nötig, um zu entsichern. Ferner sind gut vernehmbare „Klicks“ beim Entsichern hörbar. Ansonsten wurde die Waffe sehr sauber verarbeitet. Der Schaft ist glatt und gut geölt. Zwar sind die Metall-/Holzübergänge sicht- und spürbar, aber die Passungen stimmen recht gut. Der 60 Zentimeter lange Lauf liegt im Vorderschaft frei. Die Metallteile wurden zwar nicht spiegelblank poliert, sind aber glatt und sehr gut brüniert.

Etwas umständlich erwies sich das Entladen durch Ausrepetieren der Patronen. Dafür kann man sie aber auch keinesfalls durch aufgehende Magazinklappe oder herausfallendes Magazin verlieren. Die Patronenzufuhr aus dem Kastenmagazin klappte gut und störungsfrei. Genauso der Hülsenauszug und -auswurf.

Die 3,4 Kilogramm schwere und 113,5 Zentimeter lange Waffe liegt sehr gut im Anschlag und läßt sich sicher greifen. Ihre Balance stimmt. Auch angestrichen läßt es sich bestens schießen.

Der Kombiabzug steht, als Flintenabzug benutzt, recht trocken. Bei konzentriertem Abziehen kann man ein winziges Kriechen spüren. Das fiel aber weder bei der Jagd noch auf dem Schießstand auf. Mit seinen 1200 Gramm (12 N) Widerstand ist es ein sehr guter Direktabzug, mit dem es sich präzise, aber auch flüchtig schießen läßt. Das Einstechen des Rückstechers ist zu laut.

Eingestochen bricht der Schuß nach Überwindung von 400 Gramm (4 N). Meines Erachtens ist der Rückstecher vollkommen überflüssig. Positiv ist die Entstechautomatik beim Sichern und/oder Kammeröffnen.

Die Waffe wurde mit verschiedenen Laborierungen probegeschossen (siehe Kasten rechts oben). Sie zeigte ein ausgezeichnetes Warmschußverhalten. Fünf hintereinander abgegebene Schüsse lagen stets gut zusammen, und der Streukreis war nicht wesentlich schlechter als aus kaltem Lauf. Bestschußleistung mit Norma-Patronen von 22 und 23 Millimetern bei fünf Schuß auf 100 Meter können sich sehen lassen. Die Büchse schießt hervorragend. Mit Norma-Patronen lagen die Schußbilder fast immer bei etwa 2,5 Zentimeter, nie aber schlechter.

Ärgerlich ist allerdings die laute Sicherung, die rechtzeitiges Entsichern bei der Jagd erfordert oder aber eine sehr zeitaufwendige und umständliche Handhabung mit der linken Hand. Das Repetieren ging langsam und bereitet durch den „festsitzenden“ Kammerstengel Probleme.

Mit Handarbeit wurde da aufs äußerste gespart. Man sollte zwei oder drei Hunderter drauflegen und die Passungen sowie Gleitflächen in der Frankonia Werkstatt nacharbeiten beziehungsweise polieren lassen. Dann wird man an dem gut aussehenden Repetierer viel Freude haben.

Ähnliche Waffen gibt es von Kettner (M 98 Luxus). Sie sind einfach aufgemacht und im gleichen Preisgefüge sowie wohl mit denselben Problemen behaftet. Kettners 98er Luxusversion hat Edelholzschaftabschlüsse und eine Gummischaftkappe (Preis 895 Mark). Etwas mehr Handarbeit hat Mauser in seine „neuen“ Jagdrepetierer mit alten 98er Systemen investiert. Dafür sind die Büchsen aber mit 1698 Mark auch teurer.

Foto: Roland Zeitler

F

A
Die linksseitige, horizontale Dreistellungssicherung ging schwer und laut.
F

Bilder

A
F

Die mobile Version verlassen