WAFFEN & PATRONEN Waffen Kronendrilling von Streitmeier: Im Namen der Kronen

Kronendrilling von Streitmeier: Im Namen der Kronen


Er ist klassisch und kostet so viel wie ein gut ausgestatteter Kleinwagen: der Kronendrilling von Streitmeier. Mit separater Kugelschloss-Handspannung und drei Schlossen ist er aber auch der sicherste Drilling.

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Kronendrillinge werden nur in Einzelanfertigung gebaut: aufwändig nach Kundenwunsch. Das Schlosssystem stammt von Gustav Fükert und geht auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die kleine Kärntner Büchsenmacherei Streitmeier hat sich auf diese Waffenart spezialisiert.

Firmenchef Herbert Streitmeier ist stolz auf seine handwerklich gefertigten Kronendrillinge. Drei Handspannerschlosse stehen für Sicherheit: Sogar geladen können sie gefahrlos geführt werden. Natürlich darf man das Schlossentspannen niemals vergessen, etwa nach dem Laden oder wenn man nicht zu Schuss gekommen ist.

Ansonsten haben die Kronendrillinge klare Vorteile zur Konkurrenz. Zwar gibt es Zweischlossdrillinge, wie die von Blaser oder Krieghoff, die nur Handspannerschlosse besitzen. Erforderlich ist hier allerdings eine manuelle Laufumschaltung.

Sogenannte Handspannerdrillinge mit drei Schlossen besitzen grundsätzlich zwei Selbstspannerschlosse für die Schrotläufe und eine Handspannung für den Kugellauf. Aber nur beim Kronendrilling lassen sich alle drei Schlosse per Hand spannen. Die Seitenschlosse mit den Kronen werden zwar beim Laufabkippen selbstständig gespannt, die Schlosse lassen sich aber über die Kronen entspannen und später per Hand erneut spannen.

Bei den Schlossen für die beiden Schrotläufe handelt es sich um eine Art Seitenschlosse mit vorliegender Blattfeder und über den Schlossblech liegenden Kronen. Solche Schlosse bezeichnet man auch als halbhahnlose Schlosse. Sie werden beim Laufabkippen über Spannstangen gespannt.

Aus einer halbmondförmigen Rundung der Schlossbleche ragen Mini-Hähne hervor, die man Kronen nennt. Diese Kronen besitzen einen griffigen „Hahn“ mit breiter Fingermulde. Sie reichen allerdings nicht über den Schafthals oder die Scheibe hinaus. Der Vorteil gegenüber Hähnen: Der Schütze kann nicht hängenbleiben.

Über die Rundung der Seitenplatte läuft eine Art Abdeckplatte, so dass der Schlitz über die gesamte Fläche verdeckt wird und kein Schmutz ins Schloss eindringen kann. Die Schlosse lassen sich über die Kronen per Hand butterweich spannen und entspannen: ein Gang wie auf Rollenlagern.

Die Polier- und Pass-Arbeiten wurden erstklassig ausgeführt. Beim Entspannen muss natürlich die Krone gehalten und nach Abzugsbetätigung langsam nach vorne gelassen werden. Die Kronenschlosse wurden als rückspringende Schlosse ausgebildet. Nach dem Schuss springen die Hähne etwas zurück und geben den Schlagbolzen frei. Das erleichtert das Abkippen der Läufe beim Öffnen und verhindert die Beschädigung des Schlagbolzens.

Die Kronen sind mit einer Sicherheitsrast ausgerüstet, so dass bei entspannten Kronenschlossen der Schlagbolzen nicht das Zündhütchen erreichen kann. Durch die Selbstspannung kann schnell nachgeladen und geschossen werden.

Darüber hinaus können die Schlosse einfach entspannt werden, so dass sich der Drilling sehr sicher führen lässt. Immerhin werden durch die Seitenschlosse Abdrücke von 2,5 und einem Kilogramm (25 und 10 N) für die Schrotläufe erreicht. Diese Unterschiede erklären sich aus der Tatsache, dass bei mit Rückstecher versehenen Abzügen die Widerstände konstruktionsbedingt immer höher sind.

Kombifunktion des Spannschiebers

Der Spannschieber auf der Scheibe hat eine Doppelfunktion. Er dient einerseits als Abzugssicherung und andererseits als Handspanner für das Kugellaufschloss, bei gleichzeitiger automatischer Umschaltung auf den vorderen Abzug für den Kugelschuss. Ganz zurückgenommen sind die Abzüge gesichert. So kann die Waffe, trotz gespannter Seitenschlosse, gesichert geführt werden. Das entspricht der Handhabung von Flinten oder konventionellen Drillinge.

Bewegt man den Schieber geräuscharm in die nächste Position (durch eine Rast gut bemerkbar), dann ist entsichert, und die Schrotläufe können abgefeuert werden. Drückt man gegen merklichen Widerstand den Schieber weiter vor, dann wird das Kugellaufschloss gespannt und automatisch auf den vorderen Abzug für den Kugelschuss umgeschaltet.

Der Abzug ist mit einem justierbaren Rückstecher ausgestattet. Direkt abgezogen bricht er bei viel zu hohen drei Kilogramm (30 N) Widerstand. Eingestochen waren es 300 Gramm (3 N). Zum Zurücknehmen des Spannschiebers wird einfach ein Knopf auf der Oberseite gedrückt. Beim Sichern oder Entsichern ist der Knopf versenkt und nicht zu drücken.

Die Seitenplatten sind sehr formschön in die schlanke Basküle eingepasst. Die Muscheln verlaufen in geschwungenen Formen, wobei sich die Kronen geschmackvoll einpassen. Eine leichte Seitenbandenverstärkung fügt sich, kaum auffallend, vorteilhaft ins Gesamtbild ein.

Das klassisch verlötete Laufbündel (bis zu den Laufhaken hart verlötet) ist 60 Zentimeter lang. Es wird mit zwei Laufhaken und Greenernase in der Basküle verriegelt: eine übliche und solide Verriegelung. Die Visierschiene auf dem Laufbündel verjüngt sich und ist fein guillochiert. Die Klappkimme hat eine goldfarbene Dreieckmarkierung und Rundausschnitt. Auf dem Kornsattel sitzt ein feines buntmetallhinterlegtes Rundkorn. Insgesamt eine Notvisierung für den präzisen Schuss. Für flüchtiges Schießen ist diese Visierung ungeeignet.

Einfacher Schaft

Der mit Patentschnäpper befestigte Vorderschaft ist sehr griffig. Der Hinterschaft aus gutem Kernholz mit Pistolengriff und leichtem Schweinsrücken besitzt eine formschöne Bayerische Backe mit drei Falzen. Er schließt nach schwarzer und weißer Zwischenlage mit schmaler Gummischaftkappe ab. Bei dem hohen Verkaufspreis hätte man aber eine mit Schweinsleder überzogene Schaftkappe erwarten können.

Das Pistolengriffkäppchen besteht aus mattem Stahl. Die reichhaltig gravierte Basküle sowie die Seitenplatten wurden matt sandgestrahlt und einsatzgehärtet, was Korrosion sehr gut abhält. Das Laufbündel wurde glatt poliert und tiefschwarz brüniert. Die Seitenplatten wurden mit Tiermotiven wie „jagender Fuchs mit Enten“ sowie mit „vorstehendem Hund“ graviert. Das Abzugsblech ziert ein Keilerhaupt. Seitenplatten und Basküle sind mit Arabesken verziert: eine sauber gestochene, einfache aber ansprechende Gravur.

Die Waffe wurde penibel verarbeitet. Alle Passarbeiten hat Meister Streitmeier sehr genau ausgeführt. Schloss- und Metallteile sind erstklassig poliert.

Der aus gutem Nussbaumholz gefertigte Schaft wurde glatt poliert und sehr gut geölt. An Vorder- und Pistolenschaft ist eine korrekt geschnittene Fischhaut im Rautenmuster angebracht.

Gute Deckung

Da kein Zielfernrohr montiert war, ist eine Schussleistungsaussage für den Kugellauf nicht möglich. Auf 50 Meter konnte ein Schussbild mit 4,1 Zentimeter Streuung mit fünf Schuss aus dem Schießgestell erzielt werden.

Die Schrotschuss-Leistung der Schrotläufe mit 1/2- und 1/1-Chokes war regelmäßig mit guter Deckung. Mit Rottweil Waidmannsheil wurden Trefferprozente von durchschnittlich 63 und 72 Prozent erzielt, was dem Verwendungszweck eines Drillings entspricht. Auf Wunsch werden beide Schrotläufe so reguliert, dass sie mit Flintenlaufgeschossen zusammenschießen, bei gleicher Treffpunktlage wie die Kugel.

Die Waffe liegt sehr gut im Anschlag. Mit nur 3,58 Kilogramm Gewicht und 103,5 Zentimeter Länge ist der Kronendrilling auch sehr führig. Beim Spannen aller drei Schlosse ist jeweils ein leiser „Klick“ zu hören, der aber nicht jagdstörend ist. Dank geteiltem Patronenauszieher lässt sich die etwas weiter angehobene Kugelpatrone leicht entnehmen.

Der Streitmeier Kronendrilling ist sicherlich eine Liebhaberwaffe für Jäger mit gut gefülltem Geldbeutel. Immerhin kostet er „oben ohne“ 27.000 Mark. Dafür erhält man eine erstklassig und penibel gefertigte sowie individuelle Jagdwaffe, die aber gleichzeitig sehr praxisgerecht und sicher ist.

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Der Streitmeier Kronendrilling. Vertrieb im Jahr 2002: Frankonia-Jagd.
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