Die Sako 75 Hunter gibt es im neuen Kaliber 9,3×66 Sako. Der solide Repetierer im starken Kaliber ist eine im Hochwildrevier universell verwendbare Jagdwaffe.
Von Roland Zeitler
Sako 75 Hunter in 9,3×66 Sako. |
Schon der erste Eindruck von der Sako 75 Hunter im neuen Kaliber 9,3×66 Sako war positiv. Ein solider, sehr gut verarbeiteter Repetierer mit klarer Linienführung. Eine Gebrauchswaffe, wie man sie sich vorstellt. Der Nussbaum-Schaft besteht aus einfach gemasertem Holz mit sehr gutem Längsverlauf der Maserung, was für die Haltbarkeit spricht.
Der griffige Schaft ist im Vorderschaft-Bereich unten flach gehalten und hat einen nicht zu steilen Pistolengriff. Der Pistolengriff besitzt einen leichten Bauch, der den Handhohlraum gut ausfüllt. Der Hinterschaft hat eine Monte-Carlo-Form mit klassischer Monte-Carlo-Backe und geradem Rücken bis zum Abfall im hinteren Bereich. Der Hinterschaft schließt nach schwarzer Zwischenlage mit einer dicken, roten Schaftkappe ab.
Die mittelfeine, sehr spitze Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft weist geschwungene Formen auf. Dies entspricht amerikanischem Geschmack. Am Schaft sind die Ösen für abnehmbare Riemenbügel. Ich hatte beim Tragen keine Probleme. Viele Jäger bevorzugen aber den vorderen Riemenbügel am Lauf. Im Rückstoß-Stollenbereich liegt ein Querstollen, der Schaftrisse verhindern soll.
Sako-System 75
Das Herzstück der Waffe ist das bekannte Sako-System 75 in der Ausführung Nr. IV: ein langes Standardsystem (.30-06-Klasse). Die kräftig dimensionierte Hülse hat ein großes Auswurffenster. Auf Hülsenbrücke und Hülsenkopf befindet sich eine Schiene für die Aufnahme der hauseigenen Sako-Montage. Mit der Festmontage wurde ein Swarovski-Zielfernrohr PV 3-12×50 montiert. Es wird dank Kunststoff-Einsätzen in den Stahlringen sehr sicher gehalten, ohne das Rohr zu beschädigen: eine sehr schussfeste Stahl-Montage.
Die Kammer verriegelt im Hülsenkopf mit drei Warzen. Große Bekanntheit erlangte der gefederte Sako-Auszieher, der sehr zuverlässig arbeitet. Der Stoßboden ist im Kammerkopf leicht zurückgesetzt. Unten greift der manuelle Auswerfer ein, der gefedert im Hülsenboden sitzt. Durch die drei Warzen wird ein Öffnungswinkel von nur 70 Grad erreicht.
Im gespannten Zustand tritt hinten sicht- und fühlbar ein Signalstück aus. Das Schloss ist dort übrigens absperrbar. Der Kammerstängel mit großer Kugel steht weit genug vom Schaft ab und kann sehr gut gegriffen werden. Die Waffe ist mit einem Steckmagazin für fünf Patronen ausgestattet. Es wird vorne durch eine versenkte, aber gut erreichbare Leiste verdeckt. Nach Entriegelung springt es unter Federdruck heraus. Ein Magazinwechsel ist mit lautem Klick verbunden.
Der Repetierer hat einen im Vorzug, Triggerstopp und Widerstand justierbaren Flintenabzug. Er stand sehr trocken. In der Fabrik wurde der Widerstand auf 1.500 Gramm einjustiert. Ein sehr sicherer Wert mit dem man auskommen kann, wenngleich ich einen rund 500 Gramm niedrigeren Abzugswiderstand bevorzuge.
Einfache Sicherung
Die seitliche Zweistellungssicherung ist sicherlich nicht das Gelbe vom Ei. Mit bloßen Fingern ist sie gut fühl- und bedienbar. Mit dicken Handschuhen ist das schon problematischer. Vor dem kleinen Sicherungsschieber liegt eine Druckplatte. Drückt man sie hinunter, wird im gesicherten Zustand der Verschluss zum gefahrlosen Entladen freigegeben. Das gelingt mit warmen Fingern recht gut. Mit eiskalten Fingern habe ich mich schwer getan. Die Sicherung wirkt auf Abzug und Abzugsstollen und blockiert die Verschlusskammer.
In den Hülsenkopf wurde ein nur 58 Zentimeter langer Jagdlauf eingeschraubt. Auf dem Lauf wurde eine einfache offene Visierung auf niedrigen Sätteln angebracht. Die Visierung besteht aus Rechteckkimme und kontrastlosem Balkenkorn. Ein Kornschutz ist vorhanden. Die Visierung stellt lediglich einen Notbehelf für einen ruhig abzugebenden präzisen Schuss dar. Für flüchtiges Schießen ist sie nicht geeignet. Das System mit freiliegendem Lauf wurde korrekt in den Schaft eingeschäftet. Die Waffe war sehr sauber verarbeitet. Die Metallteile wurden glatt geschliffen und fehlerfrei tiefschwarz brüniert. Die Kammer ist hell belassen. Der Schaft erhielt ein mattes Ölfinish.
Handhabung und Schussleistung
Die 3,6 Kilogramm schwere und 111 Zentimeter lange Waffe liegt sehr ruhig und ausgewogen im Anschlag. Die Balance stimmt. Man kann sie nicht nur aufgelegt oder angestrichen sehr gut schießen, sondern auch freihändig. Somit eignet sie sich bestens für alle Jagdarten auf Hochwild von der Pirsch über Ansitz bis hin zur Drückjagd.
Der Verschluss lief in seinen Verschlussbahnen weich und verkantungsfrei. Nicht mit allen Laborierungen funktionierte die Patronenzufuhr einwandfrei. Mit den Barnes Solids blieben die Patronen oft vorne hängen und erschwerten die Zufuhr, oder die Patrone wurde vom Zubringer nicht hochgehoben, so dass der Verschluss sie nicht mitnahm.
Sicherlich ein Magazinfehler, den man in Zukunft ausmerzen kann. Die Schäftung wurde eher für sehr niedrig montierte Zielfernrohre mit Objektivdurchmesser von maximal 42 Millimeter ausgelegt. Bei dem montierten 50er Glas musste ich den Kopf schon hochnehmen. Das entspricht nicht meiner Anschlagsgewohnheit. Ich weiß aber, dass viele Jäger eine mehr gerade Kopfhaltung bevorzugen. Mit 36,5 Zentimeter ist der Schaft für einen Anschlag mit gut geneigtem Kopf etwas zu lang. Die Sicherung ist Gewöhnungssache, da sie nicht sehr ergonomisch ausgefallen ist. Zumindest ist sie sehr geräuscharm bedienbar.
Die Schussleistung sowie das Warmschussverhalten waren ausgezeichnet. Mit der bestschießendsten Laborierung mit 18,5 Gramm Hammerhead Geschoss wurde bei fünf Schuss auf 100 Meter ein Streukreis von 18 Millimetern erreicht. Das lässt bei einem so starken Kaliber keine Wünsche offen. Bleibt einzig als Manko die ab und zu auftretenden Zufuhrstörungen. Das kann man bei schräger Patronenzuführung nie ganz ausschließen. Für Abhilfe sollte aber gesorgt werden. Eine wohl etwas kürzere Patronenlänge wäre von Vorteil.
Die Sako 75 Hunter ist eine hervorragend schießende Gebrauchswaffe. Konkurrenten sind etwa die Browning A-Bolt mit ebenfalls Dreiwarzenverriegelung, aber auch die Swiss SHR oder Tikka aus eigenem Haus, die Heym SR20 oder die Remington Repetierer Modellreihe 700.Foto: Roland Zeitler
Kleine Schiebesicherung mit davorliegender Kammer-Entriegelung. |