Der amerikanische Hersteller Savage Arms baut für den deutschen Importeur Helmut Hofmann einen Repetierer in den beliebten deutschen Drückjagdkalibern 8 x 57 IS und 9,3 x 62. Eine Waffe, die man kaum übersehen kann.
Von Norbert Klups
Der Kammerstängel ist groß, griffig und steht weit genug vom Schaft ab
Amerikanische Büchsen erfreuen sich bei uns zunehmender Beliebtheit, denn sie bieten eine gute Schussleistung zu einem günstigen Preis. Oft ist für unter 1.000 Euro ein voll ausgestatteter Repetierer zu bekommen. Meistens sind US-Waffen aber nur in den typischen amerikanischen Kalibern zu erhalten, die klassischen metrischen Kaliber fehlen. Das hat Savage-Importeur Helmut Hofmann mit der 111 FC Euro jetzt geändert. Die für Europa gefertigte Büchse wird in den Kalibern 8 x 57 IS und 9,3 x 62 gefertigt. Besonders Drückjagdschützen schätzen diese Patronen. Daher wurde die 111 FC Euro auch speziell für diese Jagdart ausgestattet. Neben dem kurzen 50,8-Zentimeter-Lauf bekam der Repetierer ein Fluchtvisier und einen pflegeleichten Kunststoffschaft. Wahlweise in Signalorange oder einem neutralen Schwarz. Die schwarze Version ist sogar noch 50 Euro günstiger als die hier vorgestellte rote, die 999 Euro kostet.
Bewährte Technik
Das Modell 111 FC Euro basiert auf dem bereits im Jahre 1958 von Nicolas Brewer konstruierten Model 110, wurde aber in den vergangenen 50 Jahren ständig verbessert und modernisiert. Beim Verschluss lehnt sich Savage stark an Mauser 98 an und verriegelt über zwei am Verschlusskopf angefräste Warzen. Hinten an der Kammer sitzt bei der Savage aber ein drehbarer Kranz, der die eigentliche Drehbewegung der Kammer nicht mitmacht. Dieser Kranz dichtet den Verschluss nach hinten hin ab und verhindert im Falle eines Zündhütchendurchbläsers, dass die heißen Gase in Richtung des Schützen ausströmen. Der Stoßboden ist zurückversetzt und umschließt die geladene Patrone rundum. In die rechte Verschlusswarze ist die Auszieherkralle integriert.
Die Kammer lässt sich leicht bewegen, fühlt sich aber etwas rau an. Eine Savage muss man kräftig repetieren wie einen 98er. Der Öffnungswinkel fällt flach aus und erlaubt eine tiefe Zielfernrohrmontage. Die Hülsenbrücken sind für die Zielfernrohrmontage vorgebohrt. Hofmann setzt hier eine durchgehende Weaverschiene von Henneberger auf. Diese Montageschiene ist bereits im Preis enthalten. Über das Auswurffenster laufende Montageschienen sind bei Repetierern nicht unumstritten. Sie behindern den Zugriff auf die Patrone beim Entladen und können auch beim Repetieren Probleme verursachen, wenn die ausgeworfene Hülse oben gegen die Schiene prallt und in den offenen Verschluss zurückfällt. Das Ladefenster der Savage ist aber so großzügig dimensioniert, dass reichlich Platz bleibt, und beim Testschießen wurden die Hülsen sauber seitlich ausgeworfen. Wer die durchgehende Schiene aber nicht mag, kann sie einfach abschrauben und durch eine zweiteilige Montage ersetzen.
Der Schlosshalter befindet sich vorn im Abzugsbügel. Er muss gleichzeitig mit dem Abzug gedrückt werden, um die Kammer zu entnehmen. Die Einstellung des Verschlussabstandes hat Savage etwas eigenwillig gelöst. Der in den Hülsenkopf eingeschraubte Lauf wird mit einer großen Laufmutter festgelegt. So lässt sich der richtige Verschlussabstand sehr einfach und kostengünstig einstellen. Bei früheren Savage-Modellen war diese Laufmutter noch kantig und für das Arbeiten mit einem entsprechenden Einstellwerkzeug ausgelegt. Heute ist die Außenform glatt und integriert sich in die Außenlinien des Laufes.
Sicherheitsabzug
Verstellbarer Accu-Trigger (Fotos: Norbert Klups)
Die Savage verfügt über einen einstellbaren Flintenabzug, der zusätzlich ein kleines Züngel im Drücker hat. Eine zusätzliche Sicherung, die eine unbeabsichtigte Schussabgabe verhindern soll. Dieses Züngel wirkt auf den Abzugsstollen und lässt eine Schussabgabe nur bei völlig durchgezogenem Abzug zu. Savage nennt es Accu-Trigger und stellt mit diesem Abzug auch den verwöhnten europäischen Jäger zufrieden.
Der Abzug der Testwaffe brach bei 1 050 Gramm und stand sehr trocken. Das Gewicht kann vom Schützen selbst über eine Madenschraube eingestellt werden. Dazu muss die Waffe aber ausgeschäftet werden. Praxisgerecht ist hier, dass eine Einstellung unter das Minimalmaß nicht möglich ist. Die Sicherung liegt hinter dem Schlösschen auf dem Kolbenhals und arbeitet als Dreistellungsschiebesicherung. In hinterster Stellung sind Abzug und Kammer blockiert, in der mittleren Position kann die Kammer geöffnet werden, und ganz vorn ist die Büchse feuerbereit. Der Sicherungsschieber verlangt zwar etwas Kraft, arbeitet aber bei nicht zu ruckartiger Betätigung lautlos.
Das herausnehmbare Magazin fasst drei Patronen und verfügt über einen Schulterstopp, der eine Beschädigung der Geschossspitzen verhindert. Es wird aus Stahlblech gefertigt, was bei den heute üblichen Kunststoffmagazinboxen preiswerter Waffen schon auffällt. Der Magazinauslöser sitzt vor dem Magazin und ist versenkt angebracht, so dass ein versehentliches Entriegeln beim Auflegen der Büchse nicht zu befürchten ist.
Kurzer Lauf
Das Kastenmagazin nimmt drei Patronen auf
Der nur 50,8 Zentimeter (20 Zoll) kurze Lauf ist mit einem Außendurchmesser von 17,8 mm nicht zu schlank ausgeführt, macht die Büchse aber sehr handlich. Sie ist zwar nur 104 Zentimeter lang, wiegt aber 3,4 Kilogramm, was beim Kaliber 9,3 x 62 sicher nicht zu viel ist. Lauf und System sind matt gebürstet und schwarz brüniert. Die Visierung besteht aus einer Schmetterlingskimme mit U-Ausschnitt und einem roten Leuchtkorn. Die Kimme lässt sich in Höhe und Seite verstellen: eine gute Fluchtvisierung. Was sie noch besser gemacht hätte, wäre ein farbiger Mittelstrich auf dem Kimmenblatt oder eingesetzte Leuchtpunkte.
Schaft in Signalfarbe
Für den Präzisionstest der Savage wurde ein Leupold VX 3 3,510 x 50 montiert. Die Montageschiene von Henneberger reicht über die gesamte Hülsenbrücke. Das Ladefenster ist aber groß genug, um Patronen zu entnehmen oder zu laden.
Der signalrote, mit Tarnmuster von Real Tree bedruckte Kunststoffschaft hat einen geraden Schaftrücken und wird mit einer schwarzen, sehr weichen Gummischaftkappe abgeschlossen. Am Pistolengriff und Vorderschaft ist eine Fischhaut vorhanden, die genügend griffig ist.
Auf eine Schaftbacke wurde verzichtet, so dass auch Linkshänder die Büchse nutzen können. Im Vorder- und Hinterschaft sind Basen für Riemenbügel eingeschraubt natürlich auch in orange. Die vordere Base sitzt durch den kurzen Lauf noch im richtigen Abstand zur Mündung.
Im Schaft ist ein verwindungssteifes Aluminiumbett eingesetzt, das bis zum Vorderschaft reicht. Darauf liegt das System nicht nur auf, sondern wird von drei Seiten abgestützt. Durch einen zusätzlichen Ring am Laufansatz, der über einen Stahlkonus im Aluminiumbett zwangszentriert wird, erhält das System quasi eine dreidimensionale Bettung. Durch diese aufwendige Maßnahme soll die Präzision entscheidend verbessert werden.
Die Testwaffe wurde mit Weaver-Ringen und einem Leupold VX 3-Zielfernrohr 3,510 x 50 ausgestattet (deutsches Absehen 4 und Leuchtpunkt). In der Praxis zeigte das Leupold VX 3 ein sehr scharfes und farbneutrales Bild. Sicher kein Drückjagdglas, aber es wurde montiert, um die Schussleistung beurteilen zu können. Für die Durchgänge im Schießkino wurde ein Aimpoint-Rotpunktvisier benutzt.
Auf dem Schießstand
Die Testwaffe zeigte eine sehr konstante Präzision mit allen verwendeten Munitionssorten
Die Testwaffe im Kaliber 9,3×62 wurde auf 100 Meter aus dem Schießgestell geschossen. Als Munition wurden beliebte Drückjagdlaborierungen eingesetzt. Der Importeur Helmut Hofmann empfiehlt die 18,5-Gramm-Teilmantelrundkopf von Hornady und liefert zu jeder 111 FC Euro gleich 2 Schachteln mit. Bei einem Packungspreis von 58 Euro wird die Savage damit gleich mal einen guten Hunderter billiger. Zunächst wurde aber gemessen, wie stark der kurze Lauf sich auf die Mündungsgeschwindigkeit auswirkt. Die nachstehende Tabelle zeigt die ermittelten Werte 5 Meter vor der Laufmündung und auch gleich den Streukreis der betreffenden Patrone mit 5 Schuss auf 100 Meter. Der Geschwindigkeitsverlust fällt erstaunlich gering aus. So gibt Norma für das 18,5g Plastspitz eine v0 von 720 m/s an. Aus dem 50,8-Zentimeter-Lauf der Savage kommt die Patrone auf 702 m/s. Zielballistische Nachteile durch den kurzen Lauf sind in der Praxis daher auszuschließen.
Im Schießkino zeigte sich, dass die Savage ruhig im Schuss liegt und sich gut an der Schulter repetieren lässt. Der birnenförmige Kammerstängel befindet sich genau in Höhe des Abzuges und steht weit genug vom Schaft ab. Die Testwaffe schoss störungsfrei und warf die Hülsen zuverlässig aus. Etwas störend ist die Gummikappe: Sie gleitet nicht optimal beim schnellen Anschlag. Nachdem die Kappe mit Tape abgeklebt wurde, ging es deutlich flüssiger.
Resümee
Mit der Savage 111 FC Euro ist dem deutschen Importeur Helmut Hofmann die Anpassung der US-Büchse an die Bedürfnisse deutscher Jäger gut gelungen. Die Büchse ist handlich, aber nicht zu leicht, hat eine gute Fluchtvisierung und wird in den beiden bevorzugten deutschen Drückjagdkalibern geliefert. Der Abzug ist für eine US-Büchse hervorragend, die Dreistellungsschiebesicherung und das Einsteckmagazin sind sehr praxisgerecht. Für 999 Euro ein günstiges Angebot, zumal im Preis auch noch die Montageschiene und 40 Patronen enthalten sind. Wem der signalrote Schaft zu auffällig ist, kann die Version mit schwarzem Kunststoffschaft wählen.
Vorteile & Nachteile
Vorteile + handlich, aber nicht zu leicht + guter Abzug + Einsteckmagazin + Fluchtvisierung + pfl egeleichter Kunststoffschaft + gute Schussleitung + gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Nachteil – schlecht gleitende Gummikappe
Technik auf einen Blick
Hersteller Savage, USA Importeur Helmut Hofmann, Mellrichstadt Modell 111 FC Euro Kaliber 9,3 x 62 oder 8 x 57 IS Verschluss 2 Warzen im Kammerkopf Sicherung Schiebesicherung mit 3 Stellungen Abzug einstellbarer Flintenabzug Abzugsgewicht 1 050 g Lauflänge 50,8 cm Visierung LPA-Fluchtvisier, voll verstellbar Magazin herausnehmbares Kastenmagazin für 3 Patronen Gesamtlänge 104 cm Gewicht 3,41 kg Preis 999 Euro in Blaze Orange mit Montageschiene und 40 Hornady-Patronen, 949 Euro mit schwarzem Schaft