WAFFEN & PATRONEN Waffen Selbstladeflinte Benelli Montefeltro 20: Italienerin mit Schwung

Selbstladeflinte Benelli Montefeltro 20: Italienerin mit Schwung


Benellis 20er Selbstladeflinte Montefeltro wiegt nur 2,6 Kilogramm, ist ausgesprochen schlank und elegant.

Von Norbert Klups

Die Montefeltro im Kaliber 20/76. Der untere Teil des Systemkastens ist silbern und mit einer Gravur versehen.

Halbautomatische Schrotflinten sind lang, schwer und klobig. Diese Aussage hört man oft, wenn über Selbstladeflinten gesprochen wird. Wer einmal eine Benelli Montefeltro 20 in der Hand hatte, wird seine Meinung schnell ändern.

Bei einer Lauflänge von 66 Zentimetern ist die Flinte 119 Zentimeter lang und wiegt nur 2640 Gramm: eine echte 20er Flinte mit schmalem Systemkasten und sehr guter Gewichtsverteilung. Durch den Leichtmetallkasten und den 20er Schrotlauf stimmt hier im Gegensatz zu vielen 12er Halbautomaten die Balance – und die Montefeltro schwingt hervorragend.

Die Aufmachung ist ausgesprochen gut. Der untere Teil des Systemkastens ist silbern gehalten, links mit Enten und rechts mit einer Schnepfe graviert. Dieser Duo-Ton-Look lockert die sonst so technisch streng wirkende Kastenpartie eines Halbautomaten auf und wirkt zugleich elegant.

Rückstoßlader

Bei der Benelli ist nicht der Lauf angezapft, um den Verschluss über umgeleitete Pulvergase zu bedienen, sondern sie funktioniert als Rückstoßlader. Die Verschlussfeder sitzt aber nicht wie bei der legendären Browning Auto 5 unter dem Lauf, sondern ist hinten im Schaft platziert: unsichtbar für den Schützen und pflegeleicht. Beim Verschluss handelt es sich um einen Drehkopfverschluss.

High-Tech-Selbstladeflinten, die mit dem Gasdruckladesystem arbeiten, stellen sich selbstständig auf verschiedene Laborierungen ein und funktionieren mit den unterschiedlichsten Vorlagegewichten, weil ihre intelligente Technik immer nur die benötigte Gasmenge ableitet.

Das ist bei einem Rückstoßlader wie der Montefeltro natürlich nicht möglich. Bei der Testwaffe trat aber keine einzige Störung auf, obwohl während des Tests mehrere hundert Schuss mit verschiedenen Munitionssorten abgegeben wurden: Von der leichten 20/70 Skeetpatrone mit 24 Gramm Schrot bis hin zur knallharten Rottweil Magnum 52 Kaliber 20/76 mit 34 Gramm Vorlage verschoss die Montefeltro alles problemlos.

Der Abzug wies ein Abzugsgewicht von 2,1 Kilogramm auf und löste ohne Vorzug aus: für einen Halbautomaten ein wirklich guter Abzug, an dem es nichts zu verbessern gibt.

Vielseitig durch Wechselchokes

Die Benelli ist mit Wechselchokes ausgestattet. Die Choke-Einsätze haben ein Feingewinde und lassen sich mit dem beiliegenden Schlüssel problemlos wechseln. Eingeschraubt schließen die Einsätze bündig mit der Laufmündung ab. Zum Lieferumfang gehören fünf Chokeeinsätze (Zylinder-, 1/4-, 1/2-, 3/4- und Vollchoke). Damit lässt sich je nach Jagdgelegenheit die Streuleistung der Flinte entsprechend variieren.

Die acht Millimeter breite Laufschiene ist ventiliert und zusätzlich mit einem Mittelkorn versehen. Die Druckknopfsicherung liegt hinter dem Abzug. Der Spannhebel lässt sich durch die gute Formgebung und vor allem durch die ausreichend große Dimensionierung gut und bequem bedienen. Bei vielen Selbstladeflinten sind die Spannhebel zu zierlich, was in der Praxis oft zu Problemen führt.

Lackierter Schaft

Das Nussbaumholz des Schaftes zeigt eine schöne Längsmaserung. Der Schaft ist ausgesprochen schlank gehalten, und die am Pistolengriff und Vorderschaft angebrachte Fischhaut wurde sauber geschnitten. Als Schutz ist die Schaftoberfläche matt lackiert.

Der Hinterschaft wird durch eine 15 Millimeter dicke Gummikappe abgeschlossen: keine sehr glückliche Wahl, denn die stumpfe Gummikappe stört beim schnellen Anschlag erheblich und sollte deshalb beledert werden. Mit 36 Zentimeter liegt die Schaftlänge im Bereich der Standardmaße. Viel verlängern funktioniert hier aber nicht, weil ja schon eine Schaftkappe montiert ist.

Auf dem Schießstand

Bei der Justierung des Laufes hat Benelli ordentliche Arbeit geleistet. Die Flinte schoss auf 35 Meter Fleck, wenn beim Visieren das Korn auf der Schiene aufsitzt. Wird, wie jagdlich üblich, mit etwas sichtbarer Schiene geschossen, stellt sich der gewünschte leichte Hochschuss von selbst ein.

Um die Deckung zu überprüfen wurde der Halbchoke-Einsatz verwendet. Als Munition diente die sehr angenehm zu verschießende Fiocchi PL (3 mm Schrotgröße). Auf 35 Meter fanden sich 73 Prozent der Vorlage auf der 16-Felder-Scheibe. Das ist reichlich und zeigt, dass schon der Halbchoke-Einsatz sehr eng schießt.

Deckung und Regelmäßigkeit waren gut. Auffallend ist die starke Treffer-Verdichtung in der Scheibenmitte. Das findet sich aber gerade bei 20er Flinten häufiger. Für den universellen Jagdeinsatz ist der 1/4 Chokeeinsatz sicher vorzuziehen und für normale Entfernungen völlig ausreichend.

Resümee

Die Montefeltro von Benelli ist eine eher zierliche Selbstladeflinte und wirkt für einen Halbautomaten ausgesprochen elegant. Funktion und Schussleistung sind als sehr gut zu bezeichnen, und die Möglichkeit, Wechselchokes zu benutzen, macht die Flinte sehr universell. Mit leichten Laborierungen schießt sich die leichte Flinte weich und angenehm. Wer harte 76er Magnumpatronen in das Röhrenmagazin lädt, ist selbst schuld und muss halt mit blauen Flecken rechnen.

Geliefert wird die Benelli in einem formschönen Kunststoff-Koffer inklusive Choke-Einsätzen, Schlüssel, Bedienungsanleitung und sogar einer Flasche Waffenöl. Riemenbügel sind auch bereits ab Werk montiert: für 1.100 Euro ein interessantes Komplettangebot.Foto: Norbert Klups

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Zum Lieferumfang gehört auch ein praktischer Kunststoff-Koffer.
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