WAFFEN & PATRONEN Waffen Steyr Mannlicher Duett Bockbüchsflinte

Steyr Mannlicher Duett Bockbüchsflinte


 

DJZ 02/2012

Steyr Mannlicher ist bekannt als Hersteller von Repetierbüchsen. Kipplaufwaffen gehörten bisher nicht ins Programm der Österreicher. Das änderte sich mit der IWA 2011, als am Steyr-Stand eine Bockbüchsflinte zu sehen war.

Von Norbert Klups

 
Die Abzugsgewichte liegen bei 1.400 und 1.700 Gramm
Bei der Konstriktion und Fertigung einiger Teile hat sich Steyr Unterstützung bei einem versierten  Kipplaufwaffenhersteller geholt. Der erste Gedanke ist natürlich „Ferlach“, aber sieht man sich die Duett  etwas genauer an, wird schnell klar, dass hier Merkel aus Suhl mitgewirkt hat. mitgewirkt hat. Die  Laufbrillen und der Schrotlauf stammen auch aus Suhler Produktion – alles andere fertigt Steyr Mannlicher selbst.
 
Die Basküle besteht aus Aluminium mit in den Stoßboden eingesetzten Stahleinsätzen und wird mit großen, einschiebbaren Seitenplatten bestückt. Bei der Testwaffe waren rechts Rotwild – mal wieder der klassisch röhrende Hirsch – und links Sauen abgebildet. Die flachen, mittels Laser gefertigten Gravuren, sind sicher keine große Kunst, passen aber zum modernen Stil der Waffe. Wer es klassisch haben will, kann zum Modell Duke greifen, bei dem die Gravuren flacher gestochen sind. Der Vorteil der eingeschobenen Platten ist, dass sie später jederzeit gewechselt werden können, wenn andere Motive besser gefallen.
 
Markantes Merkmal ist der große, modern gestaltete Öffnungshebel, der durchbrochen ist. Das Laufbündel ist mattiert und schwarz brüniert. Die matte Oberfläche unterstreicht den modernen Charakter der Duett. Mit zwei Schlossen Die Duett ist als Sicherheitswaffe mit Handspannung auf dem Kolbenhals konzipiert. Sie hat für jeden Lauf ein eigenes Schloss. Sie sind mit modernen Schraubenfedern ausgestattet. Der Spannschieber der Testwaffe lief weich und mit normalem Kraftaufwand. Um das gespannte Schloss wieder zu entspannen, wird der Knopf auf dem Spannschieber etwas vorgedrückt, wodurch er freigegeben wird und in seine Ausgangsstellung zurückgleitet. Das verursacht natürlich ein lautes Geräusch, so dass es ratsam ist, den Spannschieber mit dem Daumen abzubremsen. Beim Bedienen des Oberhebels wird die Duett automatisch entspannt. Der Spannschieber bleibt nur in vorderster Position, wenn der Oberhebel ganz in der Endstellung steht, die Waffe somit vollständig verriegelt ist. Wird die Waffe leise geschlossen, also der Oberhebel mit dem Daumen abgebremst, musste er bei der Testwaffe in die Endstellung gedrückt werden, sonst war Spannen nicht möglich.
 
Die Abzüge der Testwaffe waren trocken eingestellt und lösten bei 1.400 und 1.700 Gramm aus. Ein Stecher ist nicht vorhanden. Damit liegen die Abzugsgewichte gerade noch im akzeptablen Bereich, etwas weniger wäre aber sicher nicht schlecht.
 
 

Laufbündel

 
Der Kugellauf kann in seiner Treffpunktlage zum Schrotlauf verstellt werden. (Fotos: Norbert Klups)
Das 60 Zentimeter lange Laufbündel ist in einem Monoblock gefasst, der auch den einteiligen Auszieher aufnimmt. Die Duett verriegelt über einen breiten Laufhaken, der im Baskül in einen Schieber eingreift. Die Verriegelungsfläche ist ausreichend groß. Der oben liegende Schrotlauf im Kaliber 12/76 ist innen hart verchromt und hat einen Stahlschrotbeschuss. Bei der Testwaffe wurde ein Halbchoke gemessen, das ergibt bei der Verwendung von Stahlschrotpatronen eine Wirkung wie bei Vollchoke. Der an der Mündung 14 Millimeter starke Kugellauf kann sich ungehindert ausdehnen. Er wird durch ein am Schrotlauf angebrachtes Lager geführt und sitzt vorn in einer Art Brille, die ebenfalls am Schrotlauf angebracht ist. Bei Erwärmung kann sich der Kugellauf in der Laufbrille frei ausdehnen. Außerdem hat der Kugellauf in seinem hinteren Lager noch eine Justiereinrichtung über 2 Schrauben, mit der eine begrenzte Veränderung in Höhe und Seite zum Schrotlauf möglich ist. Damit lässt sich die Treffpunktlage der beiden Läufe zueinander einstellen. So ist ein gutes Zusammenschießen von Kugel und Flintenlaufgeschoss erreichbar, und auch beim Schrotschuss über das Zielfernrohr kann der Mittelpunkt der Schrotgarbe in Deckung mit dem Kugellauf gebracht werden.
 
Serienmäßig ist die Duett mit einer 11-Millimeter-Prismenschiene versehen, die hinten 2 Schlitze für Stoppstücke hat. Darüber lässt sich jede Aufkipp- oder Aufschubmontage anbringen. Es ist ratsam, eine Zielfernrohr-Montage zu verwenden, die auf der Unterseite einen angefrästen Steg hat, der in einen der beiden Schlitze eingreift. Damit sitzt das Glas immer an exakt derselben Stelle.
 
 

Steyr Mannlicher-Importeur

 
Schlanker Kasten, einteiliger Auszieher, futuristischer Oberhebel
AKAH stattete die Testwaffe mit einer einteiligen Schnellspann-Aufkippmontage von MAK aus, die einen solchen Steg an der Unterseite hat. Die Montage ist einteilig und kann wahlweise mit Ringen oder für Gläser mit Innenschiene geordert werden. Mit den langen Klemmbacken können Toleranzen bis zu 1 Millimeter ausgeglichen werden. Mit 2 Hebeln sind sie schnell und sicher arretiert. In der Praxis erwies sich die Montage als schussfest. Sie zeigte zudem eine hohe Wiederkehrgenauigkeit, wenn das Glas abgenommen und wieder aufgesetzt wurde.
 
Die Testwaffe war mit einem Kaps 1,5 – 6 x 42 mit beleuchtetem Absehen ausgestattet. Für den Schuss über Kimme und Korn ist eine moderne Fluchtvisierung vorhanden, die aus einer Kimme mit abgeschrägten Seiten und einem Balkenkorn besteht.Die Kimme lässt sich im Schwalbenschwanz seitlich verschieben, um die Treffpunktlage zu ändern. Das Kimmenblatt ist nicht umklappbar und hat einen recht engen Ausschnitt. Für den Kugelschuss brauchbar, für den schnellen Schrotschuss alles andere als optimal.
 
 

Gut liegender Schaft

 
Der Schaft aus dunklem Nussbaumholz hat eine fein geschliffene Oberfläche und Ölfinish. Die Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist scharf und sauber ausgeführt. Bayerische Backe, leichter Schweinsrücken und dünne Gummikappe sind die Ausstattungsmerkmale des Hinterschaftes. Der Pistolengriff hat rechtsseitig eine handfüllende Verdickung. Ebenso satt ist der Vorderschaft gestaltet. Er endet in einem leichten Schnabel und ist mittels Patentschnäpper am Laufbündel befestigt. Er stützt sich aber nicht an der Basküle ab, sondern wird an einem Zapfen befestigt, der im Monoblock sitzt. Über eine justierbare Halbkugel lässt sich die Spannung einstellen. Damit werden Verspannungen vermieden, die Schusspräzision steigt. Der Schaft ist für den Schuss über eine Zieloptik gefertigt. Wird über Kimme und Korn geschossen, muss der Schütze den Kopf etwas herunternehmen. In der Regel ist der Schuss über Kimme und Korn heute aber eher die Ausnahme.
 
 

Schussleistung

 
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Vorn wird der Kugellauf in einer Brille geführt
Die Testwaffe im Kaliber 8 x 57 IRS und 12/76 wurde zunächst auf dem 100 Meter-Stand mit dem Kugellauf geschossen. Mit der Brenneke-Laborierung (12,8-Gramm-TIG-Geschoss), die als Einschusslaborierung angegeben war, brachte die Waffe einen geringen Streukreis von 18 Millimetern bei 5 Schüssen aus kaltem Lauf. Für eine kombinierte Waffe ein hervorragendes Ergebnis. 3 schnell hintereinander abgegebene Schüsse lagen auf 15 Millimeter zusammen, es war kein Klettern festzustellen. Der Schrotlauf wurde auf 35 Meter auf die 16-Felder-Scheibe geschossen. Mit der 3,5-Millimeter-Waidmannsheil-Plastik von RWS schoss die Waffe über die Zieloptik genau Fleck und brachte 68 Trefferprozente auf die Scheibe. Eine Patrone mit Fettfilzpfropfen dürfte hier etwas offener schießen. Für den Fuchsansitz ist die enge Garbe aber gerade richtig. Die Deckung war gut.
 
3 Schüsse mit Brenneke Super MAG 12/76 lagen mit einem Streukreis von 58 Millimetern auf 50 Meter gut zusammen, wobei die Treffpunktlage genau der des Kugellaufes entsprach. Offenbar wurde das Laufbündel sehr penibel justiert. Trotz ihres geringen Gewichtes von lediglich 2,9 kg schießt sich die Duett durch die gute Schäftung noch sehr angenehm.
 
Der Preis beginnt bei 2.490 Euro für die Standard-Ausführung mit schwarzen, leicht gravierten Seitenplatten. Damit ist die Duett für eine Kombinierte preislich im Mittelklassebereich angesiedelt. Das vorgestellte Modell „Elegance“ mit Tierstückgravur kostet 2.790 Euro.
 


Vorteile & Nachteile

 
Vorteile
+ Zweischloss-Handspannsystem
+ verstellbarer Kugellauf
+ austauschbare Gravurplatten
+ entspannt automatischbeim Öffnen
+ sehr gute Präzision
Nachteile
– keine Klappkimme
 


Technik auf einen Blick

 
Hersteller Steyr Mannlicher
Modell Duett
Kaliber Testwaffe 8×57 IRS und 12/76.
Weitere verfügbare Kugelkaliber: .222 Rem., .243 Win., .308 Win., 7 x 65 R, .30-06 Springfield, .30R Blaser, 9,3 x 74 R
Verschluss Laufhakenverriegelung
Basküle Dural
Schloss Zweischloss-Handspannsystem
Abzug Doppelabzug
Abzugsgewichte 1.400 und 1.700 g
Laufbündel freiliegender justierbarer Kugellauf, innen hart verchromter Schrotlauf
Lauflänge 60 cm
Visierung Rechteckkimme und Balkenkorn auf Visiersätteln
Schaft Nussbaumholz mit Ölschliff, Hinterschaft mit Schweinsrücken und bayerischer Backe, Gummischaftkappe, Vorderschaft mit Schnabel. Fischhaut am Vorderschaft und am Pistolengriff
Montage MAK-Schnellspannmontage
Zielfernrohr Kaps 1,5–6 x 42
Gewicht 2.900 g (ohne Glas)
Gesamtlänge 102 cm
Preis ab 2.490 Euro (Standard-Modell)
 


 
 
 
 
 


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