Hervorragende Eigenschaft der neuen Varmintbüchsen von Antonio Zoli und Swiss Precision: Matchläufe mit hoher Schussleistung. Sie sind, wie andere Varminter, gerade für die Ansitzjagd beliebt.
Von Roland Zeitler
Schmucker Schaft an der Antonio Zoli. Er sieht aus wie Kunststoff, ist aber aus Holz. |
Sogenannte Varmintbüchsen zeichnen sich durch starke Läufe, solide Systeme und hohe Schussleistung aus. Auch die Schäftung wird ganz auf hohe Präzision hin ausgelegt. Sie wurden ursprünglich in den USA für die Jagd auf Kleinwild wie Präriehunde oder Murmeltiere (Wood- und Rockchuks) entwickelt.
Da mussten sie vor allem für weite Schüsse geeignet sein. Es kamen hauptsächlich kleinkalibrige und rasante Kaliber im 5,6- und 6-mm-Bereich zum Einsatz. Inzwischen wurde diese Art Büchsen so beliebt, dass man sie nicht nur zur Raubwild-Jagd und zum sportlichem Wettkampf- bzw. Übungsschießen einsetzt. Man verwendet sie auch zunehmend zur Schalenwild-Jagd vom Ansitz.
Präzision hat noch nie geschadet. Und es gibt auch Situationen, bei denen mal ein weiter Schuss abgegeben werden muss. Außerdem sind es erstklassige Übungswaffen für den Schießstand, mit denen sich auch größere Schuss-Serien bei hoher Präzision bewältigen lassen.
Inzwischen werden solche Repetierer auch für Mittel- und rasante Magnum-Kaliber eingerichtet. Sie sind ideal für die mitteleuropäischen Schalenwildarten. Zudem sind die Waffen in der Regel robust und zuverlässig.
Neu am Markt sind die beiden Varmint-Büchsen: Antonio Zoli AZ1900 Sporter (Testwaffe im Kaliber .308 Win.) und die von Swiss Precision (im Firmenverbund mit Blaser und Sauer & Sohn) gefertigte Büchse SHR970 Match (Testwaffe in .300 Win. Mag.)
Unterschiedliche Schäfte
Antonio Zoli AZ1900
Der Schaft der Antonio Zoli AZ1900 Sporter präsentiert sich in einem außergewöhnlichen silbergrauen Finish mit kleinen schwarzen Rechtecken. Ein glattes und matt gehaltenes Schaftfinish, das einen Kunststoff-Schaft vermuten lässt. Doch es handelt sich um einen Holzschaft, auf dem dieses Lackfinish sowie eine Folie aufgebracht worden ist.
Das System mit freiliegendem Lauf wurde herkömmlich eingeschäftet. Im Bereich des Hülsenkopfes und Rückstoßstollens wurde es in Kunststoff gebettet. Das Schaft-Design erinnert an Match- und Weatherby-Schaft gleichzeitig. Der Vorderschaft verjüngt sich nur geringfügig. Er ist unten flach und in der Mitte 51 Millimeter breit. Oben erfährt er eine Verjüngung und hat durchgehende beidseitige Fingermulden, die im Hülsenbrückenbereich im eleganten Schwung enden.
Der Griff, vor allem bei aufgelegtem Schuss mit Handunterstützung, wie man ihn vom Hochsitz aus abgibt, ist erstklassig. Aber auch zum freihändigen Schuss kann man die Büchse gut mit der Hand abstützen.
Der Monte-Carlo-Hinterschaft weist einen griffigen Pistolengriff mit Fischhaut sowie eine Monte Carlo-Backe auf. Er schließt mit schmaler Gummischaftkappe ab.
Dagegen ist der schwarzgraue Kunststoff-Schaft der SHR970 viel schlichter. Aber mehr jagdlich und viel praxisgerechter. Die Vorteile eines Kunststoff-Schaftes wie Wetterunempfindlichkeit, kein relevanter Verzug und hohe Robustheit sprechen für ihn. Bei der Antonio Zoli platzten im harten Gebrauch kleine Stückchen der Lackierung ab.
SHR970
Der einfache, gespritzte Kunststoffschaft der SHR970 erwies sich als robust und bruchsicher. In der Praxis war er nicht lauter als ein Holzschaft, obwohl der Hinterschaft hohl ist.
Der SHR970 Schaft verjüngt sich vorne gering. Er ist schlanker als der Antonio Zoli Schaft. In der Mitte misst die flache Unterseite nur 40 Millimeter. Er kann aber auch sehr gut und fest gegriffen werden.
Der Hinterschaft mit Pistolengriff hat einen geraden Rücken und schließt mit schmaler Gummischaftkappe ab. Vorderschaft und Pistolengriff haben eine Fischhaut. Die Schaftform lässt starken Rückstoß sehr gut verkraften. Gut: Das System wurde im Schaft auf Pillars (Distanzröhrchen um Systemschrauben) gebettet.
Bewährtes System
Das Antonio Zoli-System stammt von dem schwedischen Husqvarna-System ab. Die ausreichend stark dimensionierte Hülse weist ein großes Hülsenfenster auf. Sie beinhaltet die gut polierten Verschlussbahnen. Der Verschluss wird über seinen Warzen darin verkantungsfrei geführt.
Die rechte Warze enthält dazu eine überstehende Schiene, die in einer Nut der Hülse gleitet. Unten weist die Kammer eine Ausfräsung auf, in der der Kammerstopper läuft. Die Entriegelung der Kammer findet über Druckhebel neben der Hülsenbrücke und gleichzeitiges Abzugziehen statt.
Verriegelt wird mit zwei kräftigen Warzen im Hülsenkopf. Im Stoßboden sitzt der Auswerferstift, und der das Patronenende umgebende Bund wird vom Auszieher durchbrochen (Stoßboden wurde zurückversetzt).
Das geschlossene Schlösschen schützt gut vor dem Eindringen von Nässe und Schmutz. Durch ein hinterseitiges Loch kann man leider nur bei gutem Licht sehen, ob der Schlagstift gespannt oder entspannt ist.
Der hell vernickelte, leicht nach hinten gebogene Kammerstängel ist sehr griffig. Hülse und Schlösschen wurden matt vernickelt, die Kammer erhielt einen Sonnenschliff. Die seitliche Zweistellungsschiebesicherung wirkt auf die Abzugsstange und blockiert die Kammer. Sie verursacht geringe kratzende Geräusche, und mit Handschuhen kann sie schlecht bedient werden.
Das Kastenmagazin aus hellem Leichtmetall (auch die Bodenplatte) enthält einen Klappdeckel (Entriegelung im Abzugsbügel). Es fasst fünf Patronen.
Der von außen justierbare Kombiabzug steht trocken. Als Direktabzug benutzt brach er bei 1,6 Kilogramm (16 N) Widerstand. Eingestochen waren es 200 Gramm (2 N Fabrikeinstellung). Das System der SHR970 ist aufwändiger, weil es auch die Möglichkeit des Laufwechsels bietet. In der ausreichend stark dimensionierten Hülse mit etwas schmalerem Ladefenster als bei der Antonio Zoli wird der Verschluss ausgezeichnet verkantungsfrei geführt. Die drei Verschlusswarzen am Kammerkopf stehen über den Zylinder nicht hinaus, so dass der gesamte Verschlusszylinder eine Führung in der Hülse erfährt. Die drei Warzen ermöglichen einen um 30 Grad geringeren Öffnungswinkel von nur 60 Grad.
Der Stoßboden wurde im Kammerkopf zurückversetzt, so dass das Patronenende von einem Stahlbund umgeben ist. Im Bund sitzt der Auszieher und im Stoßboden der Ausstoßerstift. Verriegelt wird mit drei Warzen direkt im Lauf. Die Schlossentnahme durch Entriegelung mittels Knopfes an der linken Hülsenseite gestaltet sich bedienungsfreundlicher als an der Italienerin.
Auch das Schlösschen der SHR970 schützt gut vor dem Eindringen von Nässe oder Schmutz. Im gespannten Zustand tritt hinten eine gut fühl- und sichtbare Signalschiene aus. Der elegant nach hinten geschwungene Kammerstängel ist weniger griffig, weil er zu nahe am Schaft liegt. Mit Handschuhen bekommt man da Probleme.
Der trocken stehende Flintenabzug wurde im Werk auf 1,2 Kilogramm (12 N) Widerstand einreguliert. Er ist nur in geringem Umfang justierbar. Wahlweise wird ein Rückstecher offeriert. Die rechts neben der Hülsenbrücke liegende Dreistellungs-Wippsicherung (Schiebesicherung) kann gerade noch gut bedient werden. Bei den einzelnen Rastschritten sind leise Klicks hörbar, die jedoch nicht jagdstörend waren. Die Sicherung wirkt auf den Abzugsstollen und blockiert die Kammer. In Mittelstellung kann gefahrlos entladen werden.
Im Abzugsbügel befindet sich die Magazinentriegelung. Das drei Patronen fassende, herausnehmbare Kastenmagazin springt etwas heraus: Das hört man weithin. Es ließ sich nur schwer entnehmen und rastet auch nur mit lautem Klick ein. Im Laufe des Gebrauchs rostete das Stahlblech stark.
Die Bodenplatte besteht aus hellgrauem Leichtmetall. Hülse und Lauf wurden sandgestrahlt und vernickelt.
Laufwechsel möglich
Der Hülsenkopf wurde unten geschlitzt und enthält beidseitig zwei Klemmblöcke. Mittels zweier Inbusschrauben werden sie zusammengepresst und halten so den Lauf sicher fest. Der Lauf kann gewechselt werden. Er enthält hinten die außen glatte, zylindrische Verschlusshülse, die man in den Hülsenkopf steckt und festklemmt.
Der Verschluss-Abstand wird über die Verriegelung im Lauf beziehungsweise der daran befindlichen Verschlusshülse gebildet. Eine Ausfräsung an der Wurzel sorgt dafür, dass der Lauf immer in der richtigen Stellung im Hülsenkopf liegt (äußerst wichtig wegen der korrekten Verriegelung). System mit Lauf kann nach Lösen der Systemschrauben mit einem Kreuzschraubendreher leicht aus dem Schaft entnommen werden.
Innerhalb einer Kalibergruppe braucht man nur den Lauf tauschen. Bei Kaliberwechsel mit anderem Patronenbodendurchmesser muss auch die Kammer (evtl. auch das Magazin) getauscht werden.
Die SHR970 ist mit einem achtfach gefluteten, fast zylindrischen Matchlauf mit Mündungsbremse ausgestattet. An der Mündung ist er 21,6 Millimeter stark. Die letzten 3,7 Zentimeter wurden als Kompressionskammer ohne Drall ausgebildet (Innenstärke 11,6 Millimeter) und oben mit vier 3,5 Millimeter starken Schlitzen versehen. Die Mündungsbremse reduziert den unangenehmen Hochschlag der Waffe deutlich. Sie produziert aber auch starkes, nach oben gerichtetes Mündungsfeuer.
Die Kammer der Waffe wurde hell belassen. Schlösschen und Kammerstängel sind mit Ilaflon kunststoffbeschichtet. Lauf und Hülse hat man silberfarben matt vernickelt. Auf Hülsenkopf und brücke sitzt eine Weaverschiene (aufgeschraubt).
Mittels ebenfalls rostanfälliger Festmontage wurde ein Zeiss Diavari V 3-12x56T* montiert. In den Hülsenkopf der Antonio Zoli wurde ein 60 Zentimeter langer, ebenfalls fast zylindrischer und matt vernickelter Matchlauf mit sauberer Matchsenkung an der Mündung geschraubt. Er ist an der Mündung noch 20 Millimeter stark.
Mittels spezieller Rapid-Montage (ähnlich Leupold Quick Release) wurde ein Leupold Vari XIII 6,5-20×50 mit Parallaxenausgleich montiert. Die Montage gewährleistet gleichbleibende Treffpunktlage nach Ab- und Aufsetzen des Zielfernrohrs.
Beide Waffen waren sehr sauber verarbeitet.
Handhabung und Schussleistung
Die Funktion bei weichem Schlossgang war bei beiden Waffen ausgezeichnet. Die Patronen wurden fehlerfrei zugeführt und die Hülsen korrekt ausgezogen. Mit beiden Waffen wurden jeweils rund 200 Schuss abgefeuert. Zuverlässigkeitsprobleme traten keine auf.
Aber die Sicherung konnte bei keiner Waffe begeistern. Bei der Antonio Zoli ist das Geräusch deutlich vernehmbar. Beide Sicherungen lassen sich nur schwer greifen und laufen nicht glatt. Besonders mit Handschuhen gab es da Probleme.
Der Abzug der SHR970 ist für eine Präzisionswaffe ungenügend regulierbar. Hier sollte man einen Rückstecher wie bei der Antonio Zoli wählen, um dieses Problem zu umgehen. Der Kammerstängel an der Antonio Zoli ließ sich viel besser greifen als der der SHR970 (zu eng anliegend).
Das Kastenmagazin mit Klappdeckel überzeugte ebenfalls besser als das unter lauten Geräuschen herausnehmbare Magazin der SHR970. Zumal es sich auch nur kratzig im Magazinschacht bewegt. Außerdem rostete es stark.
Welcher Schaft einem besser liegt, ist mehr Erfahrungs- und Übungssache. Ich kam mit beiden sehr gut zurecht. Der Antonio Zoli-Schaft ist bestens für den Schuss übers Zielfernrohr ausgelegt und ermöglicht wegen der hohen Backe eine mehr gerade Kopfhaltung, was vielen deutschen Jägern entgegenkommt.
Der Vorderschaft liegt exzellent beim aufgelegten Schuss in der Hand. Er ist weniger gut für angestrichenes Schießen, obwohl auch das damit funktioniert. Vorteile hinsichtlich Verzugsfreiheit, Robustheit und Klima-Unempfindlichkeit bietet der Kunststoff-Schaft der SHR970: ein typischer Jagdschaft, der schon ein Hineinlegen des Kopfes (gerader Rücken) erfordert. Ich ziehe diese Haltung vor. Die Schaftform ist zudem für das starke Magnum-Kaliber ideal.
Dank Waffengewicht und Mündungsbremse bei SHR970 ist der Rückstoß bei beiden Waffen kein Thema.
Führig ist dagegen keine der beiden Waffen. In schwierigem Gelände sind sie unbrauchbar, und auch Pirschgänge wird man mit ihnen eher kurz halten. Sie eignen sich für Ansitz und Schießstand.
Die Italienerin ist mit 114,5 Zentimeter Länge und 3,97 Kilogramm Gewicht nicht graziös. Die Schweizer Büchse wiegt 3,78 Kilogramm bei 114 Zentimeter Länge. Die Präzision der Büchsen wurde ausgiebig erprobt. Mit mehreren Laborierungen schossen sie hervorragend, und das konstant.
Die Schussgruppen mit einer Laborierung wichen nur wenige Millimeter voneinander ab. Der Vorteil: Man kann sich auf die Schussleistung verlassen. In dem halbjährigen Testzeitraum trat keine Treffpunktverlagerung auf. Fünf-Schuss-Gruppen auf 100 Meter von 21 Millimeter (Antonio Zoli) und 18 Millimeter (SHR970) sprechen für sich.
Die Entscheidung für die eine oder andere Waffe bestimmt mehr der persönliche Geschmack als es Sachargumente tun. Beide sind für ihren Aufgabenbereich bestens geeignet. Nicht täuschen lassen sollte man sich vom Schaftfinish der Antonio Zoli, das einen Kunststoffschaft vortäuscht.
Und die hellen Läufe bestehen nicht aus Stainless-Stahl, sondern sind nur zum Korrosionsschutz vernickelt. Die meisten amerikanischen Varminter weisen Stainlessläufe auf. Die aus dem herkömmlichem Kohlenstoffstahl gefertigten Läufe der Testwaffen leiten die Wärme aber schneller ab als Stainlessläufe.
Konkurrenten sind die Varmintbüchsen Remington 700, Winchester 70, Tikka oder die Sako 76.
Bei der SHR 960 Match handelt es sich um einen einfachen Kunststoff-Schaft. |