Im Frühjahr herrscht Rushhour in Wald und Flur: Das erste Grün lockt Pflanzenfresser. In der Folge steigt das Wildunfall-Risiko, zumeist betroffen ist das Reh. Vor allem zur Zeitumstellung sollten Autofahrer achtsam sein – über Nacht fällt der Berufsverkehr in die Dämmerung. Dann sind viele Wildtiere unterwegs.
Am 31. März werden die Uhren eine Stunde vorgestellt, der Berufsverkehr fällt über Nacht in die Dämmerung. Wildtiere kennen allerdings weder Winter- noch Sommerzeit. Mit zunehmender Tageslänge werden sie aktiver. Insbesondere Pflanzenäser wie das Reh schalten im Frühjahr den Energiesparmodus aus und sind vermehrt auf Futter- und Reviersuche. Die Hauptaktivität fällt dann in die Morgen- und Abenddämmerung, in der reger Berufsverkehr auf den Straßen herrscht. Damit steigt die Gefahr von Wildunfällen. Darauf macht der Deutsche Jagdverband (DJV) aufmerksam.
Keine andere große Säugetierart ist derart häufig in Verkehrsunfälle verwickelt wie das Reh, geht aus der aktuellen DJV-Statistik hervor: Allein in der Zeit vom 1. April 2017 bis 31. März 2018 ereigneten sich 191.590 Unfälle mit Rehen. Das sind mehr als 82 Prozent aller registrierten Kollisionen mit Paarhufern. Insgesamt verunglückten im vergangenen Jahr über 233.000 Rehe, Hirsche und Wildschweine auf deutschen Straßen – das entspricht einem Plus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Von allen Paarhufern ist das Reh mit 82,2 % die Wildart, die am häufigsten in Wildunfälle verwickelt ist (Foto: Sophia Lorenzoni)
Der DJV appelliert an alle Verkehrsteilnehmer, besonders in der Dämmerung auf Straßen entlang der Wald-Feld-Kante oder durch den Wald besonders umsichtig zu fahren und die Geschwindigkeit zu drosseln. Wenn ein Tier auf die Fahrbahn läuft, sollte der Fahrer kontrolliert bremsen, abblenden und hupen. Ist ein Zusammenstoß unvermeidbar: Bremspedal durchtreten, Lenkrad gut festhalten und Fahrtrichtung beibehalten. Unkontrollierte Ausweichmanöver erhöhen das Unfallrisiko. Nach einem Crash: Warnblinkanlage einschalten, Unfallstelle absichern und die Polizei verständigen.
Tierfund-Kataster – mehr Sicherheit für Mensch und Tier
Jeder kann helfen: Mit dem Tierfund-Kataster werden im Straßenverkehr getötete Wildtiere erstmals bundesweit systematisch erfasst. Die gesammelten Daten können helfen, Unfallschwerpunkte zu identifizieren und zu entschärfen. Über die Tierfund-Kataster-App lassen sich Daten unterwegs und schnell erfassen. Sie ist kostenlos und als iPhone- und Android-App erhältlich. Bisher haben etwa 11.000 Nutzer mehr als 55.000 Funde gemeldet.
Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein hat das Kataster entwickelt. Seit 2017 beteiligt sich der DJV mit dem Tierfund-Kataster an einem Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen mit dem Ziel, gemeinsam mit der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg herauszufinden, wie sich die Zahl der Wildunfälle reduzieren lässt.
PM DJV