Äsungsflächen


 

Zusätzliche Äsungsflächen werden mit dem Ziel angelegt, dem Wild abwechslungsreiche Äsung sowie Deckung zu schaffen und Wildschäden zu minimieren.

Von Hans Joachim Steinbach

Rotklee und Luzerne geben bis zum Herbst gute Äsung, wenn die Felder schon abgeerntet sind.

Die Art der Äsungsflächen richtet sich sowohl nach der Revier-Beschaffenheit als auch danach, welche Hauptwild-Arten im Revier vorkommen (Nahrungsbedarf) und in welcher Zeit zusätzliche Äsung und Deckung zur Verfügung stehen sollen. Daraus ergeben sich grundlegend unterschiedliche Ansprüche an Wald- und Feld-Reviere.

Generell gilt, je höher der Wildbestand, desto größer ist der Äsungsdruck auf die vorhandene Vegetation im Einstandsgebiet und auf die anderen zur Verfügung stehenden Äsungsflächen in der den Wald umgebenden Feldmark. Dabei wird die Feldmark in der Hauptvegetationszeit selbst zum Einstandsgebiet, weil Getreide-, Mais- und Raps-Äcker bis zur Ernte Äsung und Deckung spenden. Entscheidend ist aber auch, wie ruhig, also störungsarm ein Revier ist, damit das Wild auch tagsüber (und nicht nur in den Nachtstunden) die vorhandenen Äsungsflächen nutzen kann. Die Verbesserung der Äsungsbedingungen ist eine Hege-Maßnahme. Das Jagdrecht nimmt dabei Jäger und Grundeigentümer gleichermaßen in die Pflicht.

Die Wildarten haben unterschiedliche Ansprüche an die Äsung und den Lebensraum. Rotwild und Schwarzwild bevorzugen Waldeinstände mit feuchten Brüchen, wo die Möglichkeit zum Suhlen gegeben ist. Überwiegend leben die jagdbaren Wiederkäuer und das Schwarzwild in den ruhigen Waldteilen und nutzen in der Dämmerung, im Morgengrauen und in den Nachtstunden lichte Althölzer und die Felder als Äsungsplätze.

Rot-, Dam- und Muffelwild haben andere Äsungsansprüche als Rehwild. Rehe sind wählerische Konzentrat-Selektierer, sie „naschen“ eine viel größere Artenzahl. Sauen sind Allesfresser, die bevorzugt Baumfrüchte aufnehmen, aber auch die Feldfrüchte. Diese unterschiedlichen Nahrungsansprüche müssen bei der Standortwahl der Wildäcker und bei der Auswahl der Pflanzenzusammensetzung unbedingt berücksichtigt werden.

Wildäcker im Wald

In Wald-Revieren kommen vorrangig die natürlich existierenden Wildäsungsflächen in Form von Waldwiesen und Blößen an Leitungstrassen, Wegerändern und Böschungen als zusätzliche Äsungsflächen in Frage. Je nach Waldform sind ein bis drei Prozent der Waldfläche als Äsungsflächen anzustreben. In naturnahen Mischwäldern kann der Anteil geringer sein, in monotonen Wäldern sollte er höher liegen. Es ist nicht immer sinnvoll, im Wald besondere Wildacker-Flächen einzurichten. Zudem ist es in einigen Bundesländern wie Hessen verboten, Wildäcker im Wald anzulegen.

Wildwiesen bieten dem Wild hauptsächlich Sommer-Äsung an. Günstig ist es deshalb, den ersten Schnitt zu Heu oder Silage zu verarbeiten. Hochwild-Revieren in Höhenlagen steht damit zusätzliches Futter – für die Winterfütterung in wirklichen Notzeiten – zur Verfügung. Bei der Mahd ist darauf zu achten, dass der Mähtermin nicht zu früh liegt, um Jungwild und Bodenbrüter nicht zu gefährden. Um die vorhandenen Wildwiesen möglichst ertragreich zu nutzen, können diese im Frühjahr regelmäßig gekalkt werden. Soll zusätzlich gedüngt werden, kann eine Analyse der Bodenproben zeigen, welche Stoffe fehlen.

Leitungstrassen und Wegebankette sollten gemulcht werden. Darauf können dann entsprechende Saat-Mischungen ausgebracht werden. Entlang von Wegen bieten sich Klee-Mischungen an, unter gut bearbeitbaren Leitungstrassen sind Wildäcker mit winterharten Pflanzen sinnvoll. Es ist wichtig, dem Wild Äsung im ausgehenden Herbst und im Winter zu bieten. Weniger bedeutungsvoll ist es, dem Wild in der Hauptvegetationszeit, in der der Tisch ohnehin reich gedeckt ist, zusätzliche Äsung anzubieten.

Auch dabei spielen die Standort-Ansprüche eine große Rolle. Bei der Zusammensetzung des Pflanzengemischs ist es wichtig, Arten mit einheitlichen Ansprüchen zu verwenden. Auf sauren Böden gedeihen andere Pflanzen als auf kalkhaltigen und ebenso groß sind die Unterschiede auf staunassen oder trockenen, auf sonnigen oder schattigen Standorten. Wegetrassen eignen sich aber auch besonders zur Anpflanzung von masttragenden Baumarten oder zum Pflanzen von Verbissgehölzen, die den Verbissdruck von den Haupt-Baumarten lenken sollen. Im Wald sind mehrjährige Wildäsungsflächen oft besser als einjährige, weil der Aufwand für jährliche Neubestellung groß und der Nutzen sehr gering wäre.

Bei der Anlage von Waldwildäckern und Wegebepflanzungen sollte sich der Jagdpächter immer mit dem zuständigen Revierleiter des Forstbetriebes beraten. Schnell ist aus einem Äsungsstreifen ein Holzlagerplatz geworden. Durch Gespräche im Vorfeld entstehen solche Probleme erst gar nicht.

Wildäcker im Feld

In Niederwild-Revieren mit Hasen, Rebhühnern und Fasanen sind artenreiche Wildäcker sinnvoll. Spezielle Einsaaten zur Sommeräsung bringen die nötige Abwechslung zu großen, einheitlichen Schlägen. Es sei noch auf die „Hasenapotheke“ hingewiesen, die den „Krummen“ wertvolle Äsung bietet. Große Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die „Ackerrandstreifen“.

Sie bieten dem Wild zusätzliche Äsung, erleichtern aber auch die Bejagung des Schwarzwildes und ermöglichen damit die Reduzierung des Wildschadens. Mais als Wildackerpflanze eignet sich immer, wenn er im Herbst stehen bleibt und dem Wild noch lange Zeit Deckung und Äsung bietet.

Ebenso günstig sind als Futterpflanzen in der Nacherntezeit die „Stoppelsaaten“ und landwirtschaftlichen Zwischenfrüchte wie Futterraps, Winterwicken, Senf, Ölrettich, Furchenkohl, Winterroggen, Stoppelrüben, Markstammkohl oder Leguminosen-Gemische aus Erbsen und Lupinen. In Schwarzwild-Revieren ist Topinambur eine gute Wildacker-Pflanze, die einerseits Deckung spendet, aber auch Blatt- und Knollenäsung bietet.

Um geeignete Flächen zu gewinnen, muss sich der Jagdpächter mit den Landwirten verständigen. Ein gutes Einvernehmen mit den Landwirten ist Grundvoraussetzung für die Gestaltung des Reviers, nicht nur hinsichtlich der Schaffung von Äsungs- und Deckungsmöglichkeiten, auch zur Wildschadensverhütung, der Biotopverbesserung, der Anlage von Hecken und Remisen, von Feuchtbiotopen oder Daueräsungsflächen.Foto: Hans-Joachim Steinbach

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