Jagdpraxis Auf Jagd Ausnahme-Jägerinnen

Ausnahme-Jägerinnen


Ernest Hemmingway und Kaiser Wilhelm II. kennt jeder. Man weiß, dass beide passionierte Jäger waren. Aber kennen Sie Patricia Strutt oder Annie Oakley? Es gibt nämlich auch „wilde Jägerinnen“. 2 Dänen berichten.

Von Jens Ulrik Høgh/Jens Peter Perto

 
Schon während des Mittelalters jagten Frauen aktiv. Dies veranschaulicht eine kostbare Handschrift aus dem 14. Jahrhundert: Queen Marys Psalter zeigt unter anderem eine Zeichnung von 2 Damen, die Kaninchen frettieren. Und auch während des vergangenen Jahrhunderts gab es jagdbegeis-terte Frauen. Eine Auswahl:
 
 

Reife Jägerin

 
Patricia Strutt. Foto Jens Ulrik Høgh
Patricia Strutt schoss in ihrem Leben etwa 2.000 Hirsche. Fotos: Jens Ulrik Høgh
Mit 19 Jahren heiratete Patricia Strutt (1911–2000) in einen schottischen Highland-Clan ein. Dort jagte sie für 70 aufeinanderfolgende Saisons. Viele Jahre lang nutzte sie ihre .275 Rigby nur mit offener Visierung. Erst zu ihrem 80. Geburtstag gönnte sie sich eine .25-06 mit Zielfernrohr. Die exzentrische Dame war Multi-Millionärin und berüchtigt für ihren zurückhaltenden Umgang mit Geld. Ihre Angestellten wussten, dass das größte Trinkgeld, auf das sie nach einem langen Jagdtag hoffen konnten, 1 oder 2 Schluck des günstigsten heimischen Whiskys waren. Auch im hohen Alter war sie noch in erstklassiger körperlicher Verfassung. Mit großer Freude erwartete sie jedes Jahr den 20. September, den Aufgang der Hirschjagd. In ihrem langen Jägerleben erlegte sie etwa 2.000 Rothirsche.
 
 

Unterbewaffnet

 
Die Indianerin Bella Twin erlegte einen Rekordbären mit einem Einzellader im Kaliber .22 lr
1953 war eine junge Indianerin namens Bella Twin mit ihrem Freund auf Grouse-Jagd in Alberta (Kanada), als ein starker Grizzly auf sie zukam. Anstatt wegzurennen, versteckten  sie sich – in der Hoffnung, dass der Bär an ihnen vorüberzöge. Die einzige Waffe, die die beiden hatten, war Bellas Einzellader im Kaliber .22 lr. Doch der Bär kam immer näher. Als er dicht genug heran war, feuerte Bella ihm eine Kugel ins Haupt, woraufhin er umgehend zusammenbrach. Zur Sicherheit jagte sie weitere 7 Kugeln in den Bärenschädel. Nebenbei bemerkt: Der Petz war jahrelang der Rekord im Boone?&?Crockett-Club. Nach wie vor ist er in der Liste vertreten.
 
 

Treffsicher

 
Treffsicher wie der legendäre Wilhelm Tell war die Amerikanerin Annie Oakley
6 Jahre alt war Annie Oakley (1860–1926) – Taufname Phoebe Ann Mosey – als ihr Vater infolge einer Lungenentzündung starb. Die Familie war bitterarm. Annie hatte eine schreckliche Kindheit. Aber sie verfügte über eine besondere Gabe: Sie schoss extrem  gut und schnell. Im Alter von 15 Jahren hatte sie bereits soviel Wild in den umliegenden Wäldern erlegt, dass ihr der Wildbreterlös reichte, um ihrer Mutter die kleine Farm abzukaufen. Mit einem Repetierer im Kaliber .22 traf sie ein fliegendes 10-Cent-Stück auf 30 Yards (etwa 27 Meter). Mit derselben Waffe schoss sie eine Spielkarte entzwei und durchlöcherte die obere Spielkartenhäfte mit weiteren 4–5 Schuss, bevor diese auf dem Erdboden landete. Sie schoss zielsicher Äpfel vom Kopf ihres Mannes oder Hundes herunter. Indianerhäuptling Sitting Bull gab ihr 1882 den Namen Little Sure Shot. Ab 1884 tourte Annie 17 Jahre lang mit Buffalo Bills legänderer Wild West Show. Während ihres Lebens gab Annie über 1 Million Schuss ab.
 
 

Großwildjagd

 
Agnes Herbert mit ihrem Mannlicher im Kaliber 6,5 x 53 R 1908 in Alaska fotografiert
Die Cousinen Cecily und Elsie Diana Agnes Herbert (etwa 1880–1963) gehören zu den ersten Großwildjägerinnen. Schon 1906 unternahmen sie auf eigene Faust eine Safari nach Somaliland – ohne Begleitung eines professional hunters (Berufsjägers). Die Jagdreise verlief dramatisch. So verdurstete ein Reisebegleiter, weil die Gruppe kein Wasser fand. Agnes Gewehrträger wurde durch ein angreifendes Nashorn zu Tode getrampelt. Und Cecily wurde von einem Löwen verletzt, den Agnes streckte, bevor Schlimmeres geschah. Die Abenteuerlust der beiden Damen war geweckt. In den kommenden Jahren weidwerkten die Cousinen auf Bär, Elch und Walross in Alaska, anschließend stellten sie im Kaukasus dem Thur nach.
 
 
Aus dem Englischen übersetzt von Peter Diekmann und Dr. Rolf Roosen

 
 


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