Jagdpraxis Auf Jagd Fuchsriegeln

Fuchsriegeln


 

DJZ 02/2012

Februar ist Fuchsmonat. Nicht nur der Ansitz am Luderplatz verspricht Beute, sondern auch das Fuchsriegeln. Wie macht man das?

Von Friedrich Karl v. Eggeling

 
In vielen Fabeln – so bei Äsop (um 600 v. Chr.) – wird berichtet, dass der Fuchs schlau sei. Ein gerissener Räuber. Reineke sei mit diesen beiden Eigenschaften so sehr gesegnet, dass er allen anderen Wildtieren in Feld und Wald weit überlegen sei. Und weil wir Jäger, wie alle Menschen, als Kinder solche Fabeln immer wieder erzählt bekamen oder sie lasen, sind wir auch als Erwachsene von der Wahrheit dieser Aussagen überzeugt. Dabei berichten Fabeln stets nur über einen Teil der Wahrheit, nämlich deren entweder ganz helle oder aber ganz dunkle Seite. Die lesenswerten Episoden vom Fuchs in der Fabel teilen uns nicht mit, dass der Fuchs ein überaus vorsichtiges, ja ängstliches Wildtier ist, dass er überschnell in Panik verfällt und dann schier kopflos reagiert. Alterfahrene Jäger wissen um diese Eigenschaften Reinekes und machen sie sich zunutze.
 
 

 
Lappjagd
 
Das beste Beispiel dafür war und ist die Lappjagd. Aber die ist so gut wie ausgestorben, denn sie erfordert außer dem sehr pflegebedürftigem Material (rechteckige Stofftücher) erhebliche Arbeit von mindestens 6 Helfern, die die notwendigen 2 Lapprollen tragen und spannen müssen. Auf jeder Rolle oder jedem Rahmen sind ungefähr 1 Kilometer Lappen (jeweils 50 Zentimeter auseinander) gerollt. Damit kann man etwa eine Fläche von 100 Hektar an 2 Seiten ablappen.
 
Wird dies richtig ausgeführt, gehen die Füchse nicht durch die Lappen. Das ist dann der Fall, wenn die Flatterbänder nicht zu hoch und nicht zu tief gespannt sind. Man benötigt für die Jagd nur so viele Weidleute, dass die unverlappte Seite unter Feuer genommen werden kann. Auf sie hin werden die wenigen Beunruhiger zutreiben. Im Extremfall können die Lappen so eng gespannt werden, dass ein einziger Schütze den Zwischenraum beherrscht. Der Fuchs kommt stets parallel zu den Lappen, meist im Abstand von um die 20 Meter. Die Eckposten sind daher auch stets die besten.
 
Als ich im Winter 1943 aus Russland auf Urlaub war, organisierte mein Vater eine kleine Lappjagd, bei der ich die besten Stände bekam. Am späten Nachmittag bei Tee und Kuchen fragte meine in jagdlichen Dingen nicht sehr sichere Mutter einen der schweigsamen Mitjäger: „Nun Herr Anders, wie war denn die Jagd heute?“ Woraufhin der Anders die zwar durchaus zutreffende, aber nicht ganz salonfähige Antwort gab: „Sch … war’s, gnä’ Frau. Der Junior hat alles geschossen.“ Es stimmte, ich hatte wahrhaftig 6 Füchse erlegt, alle entlang der uralten, mit Fratzen bemalten Lappstatt. Dies war und bleibt meine höchste Tagesstrecke.
 
 

 
Am Sauwechsel
 
Schade, das Einlappen der Füchse hat wohl ein endgültiges Ende gefunden. Aber eines bleibt auch noch in heutiger Zeit. Das ist die Furcht des Fuchses vor dem Unbekannten, vor dem Flatternden auf einem sonst so sicheren Wechsel. Wenn wir uns diese angeborene Furcht zunutze machen wollen, müssen wir vor allem das Revier kennen und in ihm die Pässe und Wege der Füchse. Leichter macht uns dies, dass wir mit gutem Gewissen davon ausgehen können, dass Sau und Fuchs in beinahe allen Fällen dieselben Fluchtwechsel nutzen.
 
Bei Schützenmangel sind also nur die Sauwechsel zu besetzen. Sind wir dessen nicht ganz sicher oder wissen um einen Nebenwechsel, machen wir dem Fuchs das, was der Oberbayer das „Gespenst“ nennt, wenn er vor allem die Gams noch neugieriger machen will, als sie ohnehin schon ist. Also: Wir besetzen also diejenigen Wechsel, die wir nicht durch Schützen absichern können, mit einer Vogelscheuche, die einen Jäger darstellt. Bunt soll sie sein, ein paar flatternde Bänder soll sie haben. Und sie muss so aufgestellt werden, dass sie der Rote beim Verlassen der Deckung unmittelbar eräugt. Es ist eine kleine Arbeit, solche Scheuchen in ausreichender Menge herzustellen.
 
Während meiner forstlichen Dienstzeit hatte ich nach Neuschnee stets ein paar solcher lappenbehängter Scheuchen im Auto. Mit ihnen sicherte ich ein oder mehrere Löcher in Kulturgattern ab. Dann begab ich mich an die Stelle, an der ich meinen Hund in die Kultur schickte. Mein Schussbuch der Jahre 1972 bis 1986 sagt mir, dass ich auf diese Weise nicht weniger als 17 Füchse schoss. Weitere 3 fing der Hund im Zaun und tat sie ab.
 
 

 
Fuchsdickungen
 
Die Regel ist solche Jagd nicht. Die Regel beim Fuchsriegeln ist die, dass sich ein paar Freunde zusammentun, um die bekannten Fuchsdickungen vorsichtig durchzudrücken. Möglichst bergauf. Parallel zum Hang ist ebenfalls machbar. Nur bergab taugt nichts. Denn der Fuchs „läuft“ nur ungern nach unten. Er drückt sich dann lieber oder geht durch die Treiberwehr.
 
Das Wetter sollte passen. Das bedeutet, dass es nicht regnen darf. Und schon gar nicht darf es stürmen, denn dann ist Reineke im Bau. Am besten ist ruhiges Winterwetter mit Sonne und Schnee. Dann liegt der Fuchs am Rande der Dickung, lässt sich die Wintersonne auf den Balg scheinen und verschläft den Tag. Aber leider kann man sich das Wetter nicht aussuchen. Wenn es ganz besonders scheußlich ist, sollte man die Jagd schon gleich am Morgen abblasen. Niemand wird das übelnehmen.
 
 

 
 
 


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