Bis zu 92 Prozent der Rötelmäuse im Landkreis Osnabrück tragen Hantaviren in sich, die beim Menschen starke grippeähnliche Krankheiten auslösen können. Einwohner*innen des Landkreises sollten für die Gefahr sensibilisiert sein.
„Es ist nicht nur ein hoher Anteil von Rötelmäusen mit Hantaviren durchseucht. Aufgrund eines milden Winters und eines großen Nahrungsangebotes von Bucheckern ist die Population der Rötelmäuse insgesamt hoch. Für die Bevölkerung des Landkreises gilt daher besondere Vorsicht aufgrund der möglicherweise erhöhten Infektionsgefahr“, warnt Dr. Johannes Dreesman, Leiter der Abteilung Infektionsschutz am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt. Die Übertragung der Viren erfolgt zumeist über direkten Kontakt oder über die Ausscheidungen infizierter Nagetiere,
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deren Exkremente mit Staub aufgewirbelt und eingeatmet werden. Bei Tätigkeiten mit hohem Übertragungsrisiko wie dem Ausfegen, Aufräumen oder Ausbauen von Lagerräumen (z.B. Ställen, Schuppen, Garagen), der Gartenarbeit oder dem Verarbeiten von gelagertem Holz sollte darauf geachtet werden, Schutzkleidung zu tragen und Staubaufwirbelung zu vermeiden, beispielsweise durch Befeuchten der Umgebung. Falls doch Stäube entstehen, sollte eine enganliegende Maske getragen werden, empfohlen wird eine FFP3-Maske. Wohnhäuser und Nebengebäude sollten vor dem Eindringen von Nagetieren geschützt werden.
Hantavirus-Ausbruchsjahre werden in Deutschland meist in Abständen von 2 bis 3 Jahren beobachtet, zuletzt in 2019. Im Landkreis Osnabrück kam es in den vergangenen Jahren zu den meisten in Niedersachsen gemeldeten Hantavirus-Infektionen mit besonders hohen Fallzahlen in den Jahren 2010, 2012, 2017 und 2019. Auch in diesem Jahr könnte es zu überdurchschnittlich vielen Übertragungen kommen: An vier von fünf untersuchten Fangorten im Landkreis Osnabrück tragen in diesem Jahr bis zu 92 Prozent der Rötelmäuse Hantaviren, wie aktuelle Untersuchungen des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), des Julius Kühn-Instituts (JKI), des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts (NLGA) und des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) im Rahmen des Zoonoseforschungsverbundes RoBoPub zeigen.
Hintergrundinformationen
Das Auftreten von Hantavirus-Ausbruchsjahren kann durch Massenvermehrungen der Rötelmaus erklärt werden; in Deutschland und anderen Ländern Mittel- und Westeuropas wird diese Massenvermehrung durch eine starke Samenproduktion der Buche („Mastjahr“) verursacht. Bei allen bisherigen Ausbruchsjahren 2007, 2010, 2012, 2017 und 2019 gab es Hinweise auf eine starke Samenproduktion bei der Buche im jeweiligen Vorjahr. Charakteristisch ist bei einer Infektion mit dem Hantavirus ein Fieber mit über 38°C und das schwere Krankheitsgefühl mit Kopf-, Muskel- und Flanken- bzw. Rückenschmerzen. Auch Schwindel und Sehstörungen, Bauchschmerzen, Diarrhöen, Nierenfunktionsstörungen, Hautausschlag und ein trockener Reizhusten können auftreten. Häufig verläuft die Infektion aber auch asymptomatisch oder lediglich mit leichten grippeähnlichen Beschwerden und wird selten als solche erkannt.
PM/ NLGA jb