Jagdpraxis Wild In Wald und Feld

In Wald und Feld


Rehe kommen sowohl im Wald als auch im Feld vor, ihr bevorzugter Lebensraum sind die Waldränder.

Von Hans Joachim Steinbach

Rehwild bildet in der vegetationslosen Zeit vom Spätherbst bis ins zeitige Frühjahr Sprünge.

Zu welcher Familie gehört unser heimisches Rehwild?

Rehe gehören zu den Cerviden (Cervidae) – lateinisch cervus = Hirsch. Neben den Boviden (Hornträger) sind die Hirsche die zweite Familie der Wiederkäuer. Im Unterschied zu den Boviden bilden die Cerviden jährlich ein neues Geweih aus, dass sie abwerfen. Nur die männlichen Cerviden (außer Rentiere) sind Geweihträger.

Die Cerviden haben keine Gallenblase an der Leber. Es gibt zwei Unterfamilien: Echte Hirsche – bei uns Rot-, Dam- und Sikawild – und Trughirsche. Zu diesen zählt das Rehwild und das Elchwild.

Mit welchen Drüsen markieren Rehe ihr Territorium?

Rehe haben Duftdrüsen (Hautdrüsen), mit denen sie ihr Territorium (Revier) markieren. Die Absonderungen bestehen aus einem Gemisch von Talg und Duftstoffen, die einem Rivalen anzeigen, dass das Revier bereits besetzt ist. Sowohl Böcke als auch Ricken besetzen ein Revier. Rehe markieren mit der Stirndrüse, diese sitzt bei den Böcken zwischen den Gehörnstangen (Markieren beim Fegen), den Zwischenzehen-Drüsen (Markieren beim Plätzen) und der Laufbürste (Markieren durch Umherstreifen.

Was versteht man beim Rehwild unter Revier-Verhalten?

Revier-Verhalten sind Verhaltensweisen zur Abgrenzung, Kennzeichnung (Markierung) oder Verteidigung eines Territoriums. Rehe markieren durch Duftdrüsen. Territoriale Rehböcke vertreiben beispielsweise andere Böcke aus ihrem Territorium.

Beim Rehwild besteht die Besonderheit, dass im Herbst das Territorial-Verhalten aufgegeben wird und sich die Reh-Sippen zu unterschiedlich großen Sprüngen vereinigen. Die Sprungbildung dient der Sicherheit in Zeiten mit geringerer Deckung. Mehrere Stücke einer Gruppe warnen sich so gegenseitig bei Gefahr.

Was muss der Jungjäger zum Jahresverlauf des Rehwildes wissen?

  • Januar: Ende der Keimruhe, Beginn der Entwicklung des Embryos.
  • Februar: Bockkitze tragen ihr Erstlingsgehörn.
  • März/April: Auflösung der Sprünge, Böcke und Ricken suchen neue Territorien, ältere Böcke fegen ihr Gehörn.
  • Mai: Beginn des Haarwechsels (junge Rehe färben eher als alte), Beginn der Setzzeit, junge Böcke (Jährlinge) fegen ihr Gehörn, Zahnwechsel abgeschlossen.Beginn Jagdzeit auf Rehböcke und Schmalrehe.
  • Juni: Ende der Setzzeit, Haarwechsel abgeschlossen.
  • Juli/August: Blattzeit – Rehwildbrunft.
  • September: Jagdzeit auf Ricken, Schmalrehe und Kitze beginnt. Haarwechsel setzt ein (junge Rehe färben früher als alte).
  • Oktober: Haarwechsel, am 15. endet die Bockjagd, alte Böcke werfen ihr Gehörn ab.
  • November: Böcke werfen ihr Gehörn ab, Rehe haben die Territorien aufgelöst und vereinigen sich zu Sprüngen. Böcke schieben ein neues Gehörn (bis zum Mai – in der Regel werfen alte Böcke zuerst ab, schieben früher und fegen zuerst).

    Woran kann man Böcke und weibliche Stücke im Winter unterscheiden?

    Bei geringer Entfernung wird man Böcke auch ohne Gehörn (abgeworfen) und Ricken auch an der Form des Hauptes unterscheiden können, weil bei Böcken, die abgeworfen haben, das Haupt eine breite, eckige Form hat. Zusätzlich erkennt man bei Böcken im Winterhaar deutlich den Pinsel (Brunftrute).

    Weibliche Stücke unterscheiden sich von Böcken sowohl in der Form des Spiegels (weißes Haar rund um das Weidloch) als auch durch die Schürze (Wedel), die bei männlichen Stücken fehlt. Bei männlichen Stücken ist der Spiegel nierenförmig und größer als der umgekehrt herzförmige Spiegel der weiblichen Stücke.

    Hat der Spiegel des Rehwildes eine besondere Funktion?

    Ja. Das weiße dichte Haar um Weidloch und Wedel (Schürze) hat Signalfunktion für andere Rehe. Bei Erregung oder Gefahr wird das Haar weit gespreizt, so dass der Spiegel besonders groß und weiß erscheint. So wird bei der Flucht gewarnt und den nachfolgenden Sippenmitglieder ein optisches Signal gegeben.

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