Mit ganzem Herzen Münsterländer Jäger
Geht es um Zwieback, denkt man unwillkürlich an Brandt. Seit 1984 ist Carl-Jürgen Brandt Chef des Hagener Unternehmens. Der heute 67-Jährige hat seit fast 50 Jahren den Jagdschein. Brandts besondere Passion gilt dem Niederwild seiner Heimat. Aber er hat auch schon Menschenfresser gejagt.
Carl-Jürgen Brandt muss nicht lange nachdenken. Auf die Frage nach seinem spannendsten Jagderlebnis kommt der Bericht wie aus der Pistole geschossen: Am gefährlichsten war sicher die Erlegung eines Menschenfressers. Details bitte! Das war Ende der 1980er Jahre in Simbawe. Im Jagdcamp war überraschend ein Bote der Regierung eingetroffen, der eine Lizenz zur Erlegung des Maneaters hatte. Ich wurde gefragt, ob ich es tun will und sagte sofort zu. Es handelte sich um ein gewaltiges Krokodil, das schon so manchen Einheimischen gerissen hatte.
Mehrere Tage lang setzten sich Brandt und sein Jagdführer am Rand eines Gewässers an. 2 Impala-Köder gingen drauf, ohne dass die Riesenechse beschossen wurde. Es ging einfach zu schnell, erinnert sich der Jäger. Erst bei der dritten Begegnung wurde es ernst: Im Zeitlupentempo schwamm das Reptil seitlich Richtung Ufer. Ich sah nur Augen. Mein Schuss traf genau die Schläfe der Echse.
Trotz aller Warnung sprang der Jäger sofort auf und rannte zu dem Stück, um ihm einen weiteren Schuss anzutragen. Das war natürlich absolut unvernünftig aber ich wollte die Menschen hier endgültig von dem Schrecken befreien, erinnert sich Brandt. Doch das Krokodil war bereits verendet. Der glückliche Erleger stand vor einem Prachtexemplar von 6 Metern.
Dramatische Großwildjagd in Afrika. Aber: Der Unternehmer nennt sich selbst keinen großen Jagdtouristen. Er hat zwar in Südafrika und Namibia auf Büffel und Antilopen gejagt, Rehen in Skandinavien nachgestellt und Hirsche in den schottischen Highlands erlegt. Er betont allerdings: Ich bin und bleibe im Herzen ein Münsterländer Jäger! Das heißt? Carl-Jürgen Brandt: Mir geht nichts über die Jagd auf Rehwild, Hase und Fasan in meiner schönen Heimat.
Brandt-Junior als Schweißhund
Diesen Hirsch erlegte Carl-Jürgen Brandt 2010 während einer Drückjagd in Timisoura/Rumänien |
Als Spross einer alten Hagener Familie kam Carl-Jürgen Brandt schon früh mit dem Weidwerk in Berührung. Sein Vater war Pächter eines 350-Hektar-Niederwildreviers im münsterländischen Ascheberg. Brandt: Bereits mit 5 Jahren nahm er mich mit zur Jagd. Damals diente ich allerdings vor allem als Rucksack-Träger.
Lange Bockansitze mit seinem Vater sind ihm ebenfalls noch in bester Erinnerung. Das konnten durchaus schon mal 3 Stunden sein. So lernte er Sitzfleisch produzieren. Und er machte sich bei der Jagd durchaus verdient, berichtet Carl-Jürgen Brandt: Ich erinnere mich noch an eine Nachsuche auf ein Stück Rehwild. Der Hundeführer und mein Vater folgten dem Schweißhund in die eine Richtung, ich schlug eine andere ein. Nach rund 250 Metern stand ich am bereits verendeten Bock. Meine erste erfolgreiche Nachsuche!
Schließlich hätten auch spannende Treibjagden mit durchschnittlich 50 Hasen, 50 Fasanen und 30 Rebhühnern auf der Strecke in ihm schon früh die Entscheidung reifen lassen: Ich werde auch mal Jäger!
Waffe scharf, Bockjagd futsch
Der Hagener Unternehmer ist begeisterter Flintenschütze. Die gefiederte Beute machte er 2010 im französischen Rambojel. |
Gerade mal 18 Jahre alt, machte er das Grüne Abitur in Hagen. Sein Vater hatte mittlerweile ein weiteres Revier im sauerländischen Olpe gepachtet. Und hier machte der Jungjäger seine erste Beute: Das war im Mai 1964. Es galt einem Bock, auf den ich schon mehrfach angesessen hatte.
Während eines Abendansitzes erschien das begehrte Stück an der gegenüberliegenden Waldkante. Langsam zog es Richtung Wiese. Ich ließ es bis auf 80 Meter herankommen, dann krachte mein Schuss, erinnert sich der Münsterländer. Nach kurzer Todesflucht verendete der Bock. Der Jungjäger nahm sein erstes Stück in Besitz: Es war ein alter Sechser mit extrem dunkler Decke. Ich werde diesen Moment nie vergessen.
Jagdliches Lehrgeld musste der junge Brandt allerdings auch zahlen. Sein Vater war ein strenger Lehrprinz. Der heute 67-Jährige erinnert sich an einen beispielhaften Vorfall: Es muss im Juli 1965 gewesen sein. Mein Vater und ich wollten gemeinsam auf Böcke blatten. Am Hochsitz ließ er mir den Vortritt. Kaum hatte ich meinen Fuß auf die erste Sprosse gesetzt, zog er mich zurück. Er ließ sich meine Büchse zeigen und stellte fest, dass diese schon geladen war.
Die Strafe des Vaters folgte auf dem Fuß. Umgehend ging es zurück nach Hause, und die Jagd während der Blattzeit war in diesem Jahr für den unvorsichtigen Jungjäger gestrichen. Da ließ sich mein Vater auch von meinem Zetern und Jammern nicht erweichen. Mir ist so etwas nie mehr passiert, zeigt sich der gestandene Weidmann heute einsichtig.
Lebenstraum: Förster und Jäger
Beachtlichen Anteil an einer Sauenstrecke in Thüringen hatte er ebenfalls 2011. |
Die Jagd bei Olpe führte Carl-Jürgen Brandt bis 2004 weiter. Bereits 6 Jahre zuvor erfüllte er sich einen jagdlichen Traum, den er bis heute lebt: 1998 habe ich im Bergischen Land eine Eigenjagd mit Forstbetrieb erworben. Seitdem kann ich hier die Kombination Weidwerk und Holzwirtschaft ausleben. Beides gehört für ihn untrennbar zusammen.
Es sei durchaus möglich, bei gutem Schalenwildbestand auch Edelhölzer hochzukriegen. Er weiß: Wild braucht Äsung. Deshalb sorge ich für genügend Freiflächen im Wald. Ich helle bewusst Bereiche auf. Hier kann Kraut und Unterbewuchs gedeihen. Reh- und Rotwild haben so keinen Grund, Triebe zu verbeißen oder zu schälen. Der Schaden ist minimal. Rund 100 Hektar umfasst die Brandt´sche Eigenjagd. Etwa 300 Hektar hat der Hagener dazugepachtet. Wald-/Feldanteil etwa gleich. Zwischen 15 und 20 Stück Rehwild und im Schnitt 10 Sauen erlegt der Hagener Unternehmer hier jährlich.
Kritisch sieht der Jäger allerdings die angedachte Gesetzesnovellierung, nach der es in NRW künftig für das Rehwild keinen Abschussplan mehr geben soll. Brandt: So ein Plan diszipliniert die Jäger. Ich befürchte, dass ohne jagdliche Begrenzung gerade in den Kleinstrevieren mit vielen Büchsen ordentlich aufgeräumt werden wird.
Sein Rehwild erlegt der 67-Jährige vor allem vom Ansitz aus. Im Herbst lockt ihn die ruhige Pirsch. Dabei führt er sehr gerne eine Doppelbüchse im Kaliber 9,3 x 74R, die er sich in Landshut anfertigen ließ. Bei Drückjagden verlässt er sich auf eine Blaser R8 (Kaliber .30-06), auf Großwild im Ausland führt er eine Steyr Mannlicher (.375).
Steckbrief
Carl-Jürgen Brandt (geboren 27. Februar 1946) ist der Adoptivsohn der Firmengründer Carl und Betty Brandt. 1984 übernahm er das 1911 gegründete Unternehmen. Die Großbäckerei beschäftigt derzeit rund 800 Mitarbeiter und hat einen Jahresumsatz von 175 Mio Euro. Der begeisterte Niederwildjäger machte 1964 in Hagen die Jägerprüfung. Seit 1998 betreut er eine forstlich genutzte Eigenjagd im Sauerland. Carl-Jürgen Brandt ist verheiratet und hat zwei jagende Söhne und eine Tochter.