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Rothirsch von Inzucht bedroht

Forscher der Universität Göttingen haben die genetische Vielfalt von 34 Rothirsch-Vorkommen in Deutschland untersucht und dafür 1.110 Proben ausgewertet.

Laut Wissenschaftlern ist der Inzuchtwert für den Rothirsch in Deutschland schlechter als auf der Insel Rum in Schottland. (Foto: Callum/AdobeStock)

Erschreckendes Ergebnis: „Nur zwei Vorkommen erreichen eine genetisch-effektive Populationsgröße von mehr als 500 Tieren, die langfristig vor Inzucht schützt“, berichtet der Deutsche Jagdverband (DJV) von der gemeinsam mit dem Landesjagdverband Sachsen-Anhalt und weiteren Verbänden geförderten Studie. Fast alle an der Abteilung Wildtierwissenschaften untersuchten Vorkommen seien voneinander isoliert, der genetische Austausch zwischen den meisten Vorkommen sei sehr gering. Dementsprechend sei der ermittelte Inzuchtwert in den Vorkommen oftmals so hoch wie bei Verpaarungen zwischen Halbgeschwistern oder Eltern-Kind-Verpaarungen.

Als Hauptursachen für die fehlende Vernetzung der Rothirsch-Vorkommen wurden Straßen, Siedlungen und behördlich verordnete rotwildfreie Gebiete identifiziert. Die Folge sei eine geringe genetische Vielfalt, die gravierende negative Auswirkungen auf die Fitness einzelner Tiere habe und somit auf die gesamte Population. Unterkieferverkürzungen als direkte Folge der Inzucht in sehr isolierten Rotwild-Vorkommen seien laut DJV bereits jetzt aus Schleswig-Holstein und Hessen bekannt.

Millionen für die Vernetzung

Vor diesem Hintergrund fordert der DJV die Politik auf, das zehn Jahre alte Bundesprogramm Wiedervernetzung endlich mit Leben zu füllen. „Im Haushaltsplan des Bundesverkehrsministeriums müssen mindestens 50 Millionen Euro pro Jahr dafür eingestellt werden“, so DJV-Präsidiumsmitglied Professor Jürgen Ellenberger. Es brauche mindestens 10 Querungshilfen pro Jahr über bestehende Verkehrswege, um Lebensräume für Rothirsch, Luchs oder Wildkatze wieder zu vernetzen. Zudem müssen laut DJV Wanderkorridore langfristig vor Bebauung bewahrt werden.

Darüber hinaus sollten die rotwildfreien Gebiete im Südwesten Deutschlands kurzfristig aufgehoben werden. Diese behördlich festgelegten Areale seien laut Studien ein doppelt so hohes Hindernis für den Genfluss, wie Flächen, in denen sich Rotwild frei bewegen dürfe. Nur im Norden und Nordosten Deutschlands, wo es keine rotwildfreien Gebiete gebe, sei häufig ein ausreichender Genfluss vorhanden.

Der mittlere Inzuchtwert für den Rothirsch in Deutschland sei laut den Wissenschaftlern derzeit sogar schlechter als auf der Insel Rum in Schottland.

PM DJV/fh

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