DJZ News Schalenwild und Wald: Die NABU-Basis muckt auf

Schalenwild und Wald: Die NABU-Basis muckt auf

Der Naturschutzbund Deutschland fährt eine harte Politik gegen das Schalenwild. Abschießen, um den Wald zu retten, heißt die Devise.

Über die Bejagung des Schalenwildes beim notwendigen Waldumbau gibt es unterschiedliche Meinungen. Ein sachbezogener und faktenbasierter Dialog tut not. (Quelle: Rolf D. Baldus)

Erstaunlich, weil ansonsten ja alles Wild, selbst invasive Arten, vor Büchse, Flinte oder Falle geschützt werden soll.

An der Basis trifft diese Politik vielerorts schon längst nicht mehr auf Wohlwollen. Auch Naturfreunde wollen gelegentlich ihren Kindern ein Reh im Wald zeigen können.

Nun haben die Autoren Stefan Michel, Ralf Lohe und Matthias Scheffel ein Diskussionspapier zur „Koexistenz von heimischen mittleren und großen Pflanzenfressern mit Naturschutz und Ansprüchen von Landnutzern“ vorgelegt. Die Autoren gehören alle dem Bundesfachausschuss „Wald und Wild“ des NABU an. Wichtig: Es handelt sich um ein Diskussionspapier FÜR den NABU und nicht des NABU.

Die Autoren haben das Anliegen, das Finden einer NABU-Position zum Umgang mit Herbivorie – den Einflüssen heimischer mittlerer und großer Pflanzenfresser – zu unterstützen. Sie wollen generell die Diskussion in den Naturschutzverbänden, aber auch in den mit ihnen „programmatisch verbundenen Parteien“ sowie in der breiteren interessierten Öffentlichkeit anregen. Die Herangehensweise des NABU sollte dabei den Grundsätzen des Verbandes entsprechen, wie sie zum Beispiel der NABU-Strategie „Waldwirtschaft 2020“ aus dem Jahre 2008 formuliert sind. Darin heißt es: „Heimische Wildtiere wie Rothirsch, Reh und Wildschwein gehören zum Ökosystem Wald.

Dazu gehört auch, dass sie die Vegetation als Nahrungsgrundlage nutzen, Jungbäume verbeißen oder Rinden schälen und ggfs. selbst Beutegreifern wie Bär, Wolf und Luchs als Nahrung dienen. Nicht jede Lebensäußerung der heimischen Wildtiere kann als ‚Schaden‘ bezeichnet werden.“ Die drei Autoren des Diskussionspapiers: „Im Ergebnis sollte der NABU für ein angepasstes Management des Einflusses dieser Arten eintreten, statt pauschale Reduktionsforderungen mitzutragen.“

Neun Vorschläge werden dem NABU als Fazit an die Hand gegeben. Sie reichen von der Betrachtung der Pflanzenfresser als integralem Bestandteil der Ökosysteme, der Sicherung intakter Sozial- und Altersstrukturen, der Aufhebung der Rotwildbezirke bis hin zur Beweidung von Offenlandflächen durch wildlebende Pflanzenfresser und der modellhaften Umsetzung ihrer Vorschläge auf NABU-Flächen.

Der Naturschutzbund Deutschland hat sich zum Papier seiner Mitglieder noch nicht offiziell geäußert. Um es über den NABU hinaus der interessierten Öffentlichkeit, an die es sich auch wendet, zugänglich zu machen, hat der Verein Wildes Bayern das Papier deshalb auf seine Website gestellt.

rdb

Die mobile Version verlassen