Schleswig-Holsteins Wälder sind weiter in einem stabilen Zustand. Das zeigt der jüngste Waldzustandsbericht, der Ende Dezember veröffentlicht wurde.
„Der Bericht ist wie eine Anamnese unseres Waldes“, sagte Umweltminister Robert Habeck. „Er zeigt, wie es den Bäumen geht. Das ist gerade in Schleswig-Holstein als waldarmes Land besonders wichtig. Schließlich haben unsere Wälder sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Funktionen.“ Ziel der Landesregierung sei es daher, den Wald in seiner Vielfalt zu erhalten, ihn robuster gegen klimatische Veränderungen zu machen und durch abgestimmte forstliche Maßnahmen naturnah und nachhaltig zu bewirtschaften. Zudem solle der Waldanteil langfristig auf 12 Prozent der Landesfläche gesteigert werden, so der Minister.
Jetzt gibt’s Klarheit: Der Waldzustand in Schleswig-Holstein ist stabil
Einen entscheidenden Einfluss auf den Zustand der Wälder im Land wird künftig vor allem das Klima haben: „Es deutet sich gegenwärtig zwar eine Stabilisierung der Kronenschäden an, aber das Risiko von Witterungsextremen nimmt mit der Klimaerwärmung weiter zu. Daher wird die richtige Baumartenwahl, die Suche nach geeigneten Standorten, der Aufbau von vitalen, stressresistenten Wälder sowie die Pflege der bereits vorhandenen Waldbestände immer wichtiger für die schleswig-holsteinische Forstwirtschaft und stellt eine große Herausforderung dar“, sagte Habeck.
Wie es den Wäldern geht, zeigt sich im Wesentlichen an der sogenannten mittleren Kronenverlichtung – dem Indikator für den Gesundheitszustand der Bäume. Dem Bericht zufolge liegen die Verlichtungswerte auch in diesem Jahr mit 15 Prozent auf einem konstanten Niveau – und damit insgesamt deutlich unter dem Wert des Jahres 2004, in dem der höchste Wert im Beobachtungszeitraum (24 Prozent) erreicht wurde.
Bei älteren Buchen sind die Verlichtungswerte gegenüber 2016 zurückgegangen, bei den anderen Baumarten wurden nur geringe Veränderungen verzeichnet. Die Witterungsbedingungen in diesem Jahr waren für das Wachstum und die Laubentwicklung der Waldbäume günstig, Schäden durch Insekten und Pilze sind (mit Ausnahme des Eschentriebsterbens) nur im geringen Umfang aufgetreten. Auch der Anteil starker Schäden blieb stabil (2 Prozent), die Absterberate war 2017 mit 0,4 Prozent überdurchschnittlich.
Der Stichprobe zufolge ergibt sich in Schleswig-Holstein für die Buche ein Anteil von 24 Prozent, die Fichte ist mit 17 Prozent, die Eiche mit 14 Prozent und die Kiefer mit 6 Prozent auf den Flächen vertreten. Die anderen Laub- und Nadelbäume nehmen zusammen einen Anteil von 39 Prozent ein.
Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen einen deutlichen Alterstrend: Die mittlere Kronenverlichtung der über 60-jährigen Waldbestände liegt mit 20 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die der jüngeren Waldbestände (8 Prozent). Bei den Laubbaumarten Buche und Eiche haben sich die Kronenverlichtungswerte im Erhebungszeitraum deutlich erhöht. Die Entwicklung der Kronenverlichtung der älteren Buche ist durch starke Schwankungen gekennzeichnet, in diesem Jahr beträgt die mittlere Kronenverlichtung 21 Prozent. Höchstwerte der Kronenverlichtung wurden hier in den Jahren 2000 und 2004 (38 Prozent) ermittelt. Diese Entwicklung ist mit beeinflusst durch die Fruchtbildung der Buche.
Der Verlauf der mittleren Kronenverlichtung der älteren Eiche (2017: 23 Prozent) wird durch die Populationsdynamik der Eichenfraßgesellschaft mitbestimmt. Bei der älteren Fichte wird seit Beginn der Zeitreihe der Waldzustandserhebung ein anhaltend hoher Verlichtungsgrad festgestellt. Der höchste Wert wurde 2006 ermittelt (37 Prozent). Seit 2013 haben die Verlichtungswerte schrittweise abgenommen, mit einer mittleren Kronenverlichtung von 20 Prozent wird in diesem Jahr der niedrigste Wert in der Zeitreihe erreicht.
Die ältere Kiefer zeigt im Beobachtungszeitraum ebenfalls Schwankungen, 2004 war die mittlere Kronenverlichtung am höchsten (27 Prozent). Zurzeit sind die Verlichtungswerte niedriger (2017: 16 Prozent). Im Jahr 2017 lag die mittlere Kronenverlichtung der anderen Laub- und Nadelbäume (alle Alter) bei 16 bzw. 9 Prozent.
Hintergrund: Mit einem Waldflächenanteil von 11 Prozent liegt Schleswig-Holstein deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 32 Prozent. Dennoch sind in der lebenden ober- und unterirdischen Baumbiomasse rund 18 Millionen Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Ein weiterer Speicher ist der Waldboden mit nochmal rund 32 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Durch stoffliche und energetische Substitution anderer Materialien bzw. fossiler Brennstoffe durch Holzprodukte aus der Bewirtschaftung Schleswig-Holsteinischer Wälder ergibt bis 2042 ein Substitutionspotential von etwa 32,5 Millionen Tonnen Kohlenstoff und dient so als CO2-Minderungspotential.
PM