WAFFEN & PATRONEN Waffen Für ganz Sparsame: Kettner Luger L99

Für ganz Sparsame: Kettner Luger L99


Die Aufmachung des Kettner Luger L99 Standard Repetierers ist äußerst einfach. Trotzdem soll die billige Büchse als „Arbeitspferd“ für den Revieralltag
herhalten.

Von Roland Zeitler

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Kettners Luger Repetierer ist eine einfache Büchse mit neuem Zastava-System. Auf die Testwaffe wurde ein Kettner-Zielfernrohr mit Brückenschwenkmontage montiert.

Vielversprechend die Assoziationen zum Namen „Luger“. Verbindet man doch mit ihm deutsche Waffengeschichte. Gerade die Original-Luger-Waffen verlangten ein enormes Maß an Präzision bei der Fertigung.

Schon im Äußeren kann der im ehemaligen Jugoslawien gefertigte Luger-Repetierer von Kettner da nicht mithalten. Der einfache, rotbraune Schaft weist nahezu keine Maserung auf. Hier steht er selbst einfachen amerikanischen Walnußschäften weit nach. Von glattem Schliff kann keine Rede sein: Der rauhe Schaft wurde einfach mit Öl behandelt. Da wundert es einen fast, daß die grobe Fischhaut recht sauber geschnitten und die Plastikkappen an Hinterschaftende und Pistolengriff korrekt angepaßt wurden. Die Einschleifspuren sind aber noch deutlich erkennbar. Der Hinterschaft weist einen kaum wahrnehmbaren Schweinsrücken und eine Deutsche Backe auf.

Einfaches System

Das Herz der Waffe (siehe Technik auf einen Blick) bildet ein Zastava-Standardsystem. Es orientiert sich stark am Mauser 98er System, oder man verwendet vielleicht gar alte Teile (Kammer) von diesem. Die gegenüber dem Mauser 98 etwas abgespeckte Hülse kommt ohne Daumenloch aus. Sie erscheint schlank und formschön. Der Zylinder verriegelt mit zwei kräftigen Warzen im Hülsenkopf. Eine dritte Warze im Hülsenbrückenbereich dient als Sicherungswarze.

„Original“ Mauser der lange, nichtrotierende Auszieher und der linksseitige manuelle Auswerfer. Beides bürgt für hohe Zuverlässigkeit. Selbst bei verschmutztem Patronenlager lassen sich in der Regel die Hülsen gut ausziehen.

Die seitliche Zweistellungsschiebesicherung blockiert auch nicht den Schlagstift direkt, sondern wirkt auf den Abzugsstollen und fungiert als Kammersperre. Die etwas „kratzende“ Schiebesicherung arbeitete recht geräuscharm. Jedenfalls störte in der jagdlichen Praxis das Entsichern nicht.

Das System verfügt über ein fünf Patronen fassendes Kastenmagazin mit Klappdeckel. Auf einen Magazinkasten oder einen Blecheinsatz verzichtete man. Das Schaftholz wurde einfach innen schwarz gestrichen. Der Klappdeckel läßt sich mittels seitlich am Abzugsbügel befindlichen Druckknopfes einfach öffnen. Das Entladen bereitet keine Probleme.

Nicht das „Gelbe vom Ei“

Der Abzugsbügel fiel für den Deutschen Stecher viel zu klein aus. Er ist wohl für einen Flintenabzug ausgelegt worden. So sind die Freiräume zwischen Abzugsbügel und Züngel, aber auch zwischen den beiden Züngeln, recht gering. Probleme gibt es da sicherlich mit Handschuhen. Das kann bei eingestochener Waffe schnell mal zur unbeabsichtigten Schußauslösung führen.

Der Abzug ist alles andere als „das Gelbe vom Ei“. Als Direktabzug benutzt, hat man erst mal einen acht Millimeter langen Vorzug zu überwinden. Danach kriecht der Abzug unglaublich kratzende drei Millimeter, ehe der Schuß bricht.

Auch der Widerstand von 3,1 Gramm (31 N) ist enorm. Einen präzisen Schuß mit dem Druckpunktabzug abzugeben, ist kaum möglich. Für das Einstechen benötigt man sechs Kilogramm (60N) Druck! Das Abzugszüngel steht eingestochen aber trocken, und der Schuß bricht nach 350 Gramm (3,5 N) Widerstand. Der Stecherwiderstand ist von außen justierbar.

In die Hülse wurde ein 60 Zentimeter langer, gehämmerter Jagdlauf eingeschraubt. Auf aufgelöteten Sätteln sitzt eine Art Williamsvisierung mit einem Rundkorn. Angenehm bei grellem Licht: der Kornschutz.

Das System wurde mit freiliegendem Lauf gut eingeschäftet. Auf der Brücke wurde mittels Kettner-Brückenschwenkmontage ein Kettner (Docter)-Zielfernrohr 3-12×56 mit Leuchtabsehen montiert. Bei niedriger Montage hätte man das Visier versetzen müssen. Vor allem „objektivdurchmesserschwache“ Zielfernrohre werden mit dieser Montage sehr hoch montiert.

Die Montage ließ sich einfach handhaben und gewährleistete gleichbleibende Treffpunktlage nach Ab- und Aufsetzen des Zielfernrohrs. Das schußfeste Glas hat sich in der Praxis gut bewährt. Es bot ein helles, kontrastreiches und sehr scharfes Bild. Der Vergrößerungswechsel ging geschmeidig, und der Leuchtpunkt ließ sich fein dimmen. Beim Nachtansitz auf Sauen erwies er sich durchaus als hilfreich.

Die Büchse im Kaliber .30-06 Springfield liegt gut im Anschlag, und sie läßt sich sicher greifen. Der nach hinten gebogene Kammerstengel mit unten abgeflachter Kugel läßt sich dagegen schlecht fassen, weil er zu nahe am Schaft anliegt.

Der Schloßgang ist rauh, hart und kratzend. Er schreit förmlich nach Arbeit. Und zwar für beides – zum Repetieren und für den Schloßgang. Das sorgfältige Polieren der Verschlußbahnen wäre hilfreich. Ich denke, die meisten Jäger würden für einen gut gleitenden Verschluß gerne einen Hunderter mehr auf den Tisch legen. Das sollte doch machbar sein.

Der Ölschaft erscheint im sehr einfachen Finish. Eine Lackschicht wäre sinnvoller, denn wird dieser rauhe Schaft erst mal richtig naß, dann kann es schnell zu Schaftverzug und mangelnder Schußleistung kommen. Die Metallteile hingegen wurden sehr glatt poliert und bestens tiefschwarz brüniert. Das ergibt einen sehr guten Korrosionsschutz.

Die Waffe wurde mit verschiedenen Patronen probegeschossen. Die Durchschnittsgruppen (5 Schuß auf 100 Meter) lagen zwischen 50 und 55 Millimetern. Das stellt eine gerade noch akzeptable Schußleistung dar.

Die Suche nach einer aus dem Lauf gut schießenden Laborierung lohnte sich aber, denn mit 10,7 Gramm Doppel-Kerngeschoß von RWS erbrachte die Luger Streukreise von 24 und 29 Millimetern, was hervorragend ist. Das Warmschußverhalten war gut und problemlos.

Kettners Luger stellt eine einfache, aber zuverlässige Jagdbüchse dar. Während das Metallfinish sehr gut ist, läßt der Schaft zu wünschen übrig. Er sollte einen besseren Nässeschutz erhalten. Den Schloßgang sollte man überarbeiten, und von einem Timney-Flintenabzug hätte der Jäger mehr als von dem mäßigen Stecher.

Einfach, aber heute durchaus üblich, ist die seitliche Schiebesicherung.

In der Praxis konnte sich die Waffe aber bewähren (siehe Vor- und Nachteile). Schließlich schießt sie zumindest mit einer Laborierung hervorragend, und an die kleinen Mängel kann man sich gewöhnen, wenn man das will.

Einfache Repetierer gibt es zuhauf. Frankonia bietet seine Bergfreund Repetierer ab 948 Mark an. Sie basieren ebenfalls auf Zastava-Systemen. Nicht außer Acht sollte man aber die nur etwas teureren Repetierer von Remington, Winchester und Browning lassen. Für wenig Geld bieten sie viel Waffe und sind äußerst praxisgerechte Gebrauchswaffen.Foto: Roland Zeitler

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Schmucklos ist untertrieben, der Schaft ist häßlich.
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