Wechsel von Lauf und Verschlusskopf
Der 65,5 Zentimeter lange Lauf ist nicht mit dem System verschraubt. Befestigt wird er mit zwei Schrauben, die über unten am Lauf angebrachte Gewindestücke greifen. Die vordere Schraube geht durch den Vorderschaft, die hintere wird sichtbar, wenn das Abzugsblech abgeklappt wird. Werden die beiden Schrauben gelöst, kann der Lauf einfach nach oben abgenommen werden.
Ein sehr ähnliches System verwendet auch Blaser bei der R 93. Die Schrauben sind verliersicher befestigt, sie können nicht komplett entfernt werden. Beim Testschießen wurde der Lauf mehrmals aus- und wieder eingebaut, ohne dass sich die Treffpunktlage veränderte.
Soll von Standard- zu Magnumkalibern gewechselt werden, muss neben dem Magazin und dem Lauf auch der Verschlusskopf gewechselt werden. Das ist aber eine Arbeit, zu der man Muße braucht, denn es ist etwas fummelig.
Zu enge Visierung
Die Kimme mit zwei Millimeter breitem Rechteckausschnitt ist seitlich in einen aufgelöteten Visiersattel eingeschoben. Das Kimmenblatt ist schräggestellt und lässt sich im Schwalbenschwanz seitlich verstellen. Das drei Millimeter breite Balkenkorn ist federgelagert und lässt sich über eine Schraube in der Höhe regulieren. Die Visierung ist sehr eng und nur für Präzisionsschüsse brauchbar.
Sollen Kimme und Korn auch bei Drückjagden oder bei Nachsuchen zum Einsatz kommen, muss der Kimmenausschnitt erweitert oder gleich eine kontrastreichere, echte Drückjagdvisierung angebracht werden.
Zielfernrohr-Montage
Die Testwaffe war mit einem Zeiss-Zielfernrohr 1,5-6×42 bestückt, das mit der neuen, hauseigenen Merkel-Montage befestigt wird. Es handelt sich hier um eine Art Sattelmontage, die direkt in die Ausfräsungen des Laufes eingreift und keine aufgesetzten Unterteile benötigt. Das Prinzip ist der Blaser-Sattelmontage sehr ähnlich, nur arbeitet Merkel mit Klemmbacken, die über zwei Hebel in nach oben hinterfräste Schlitze in den Lauf eingreifen.
Werden die beiden Verriegelungshebel in die hintere Stellung gezogen, pressen sich die Klemmbacken in die Schlitze. Um das Zielfernrohr zusätzlich gegen Verrutschen in Längsrichtung zu sichern, hat der Lauf oben einen Querschlitz, in den wie bei der Weaver-Montage ein an der Montageunterseite angefräster Steg eingreift. Damit sitzt das Glas immer an exakt der gleichen Stelle. Die Montage ist einteilig und kann wahlweise mit Ringen oder für Gläser mit Innenschiene der Hersteller Schmidt&Bender, Zeiss oder Swarovski geordert werden.
Die Klemmhebel haben eine zusätzliche Sicherung über einen Drücker, der verhindert, dass sich die Hebel unbeabsichtigt lösen. Zum Abnehmen des Zielfernrohres müssen die Hebel mit eingedrücktem Sicherungsdrücker nach vorn geschwenkt werden. Das Glas lässt sich dann einfach nach oben abnehmen. Das Abnehmen und Aufsetzen des Zielfernrohres funktionierte problemlos, und es zeigte sich keine Veränderung der Treffpunktlage nach wiederholtem Glaswechsel.
Schlichter Schaft
Bei der Testwaffe handelt es sich um eine schlichte Standardausführung. Der Schaft aus geöltem, leicht rötlichem Nussbaumholz hat weder eine Backe noch einen Vorderschaftabschluss. Der steil gestellte Pistolengriff ist an der rechten Seite verdickt und füllt die Hand gut aus. Der Vorderschaft ist sehr zierlich gehalten und hat, wie auch der Pistolengriff, eine griffige, fein geschnittene Fischhaut. Als Schaft-Abschluss dient eine schmale, schwarze Kunststoffkappe.
Die Riemenbügel sind in das Schaftholz eingeschraubt, wobei der vordere Riemenbügel 27,5 Zentimeter von der Laufmündung entfernt liegt. Bei dem kurzen Lauf für Standardkaliber geht das gerade noch, wird eine Büchse im Magnumkaliber mit längerem Lauf gewählt, ist der vordere Riemenbügel für ein bequemes Tragen der Büchse falsch platziert.
Gute Präzision
Die KR 1 im Kaliber .30-06 wurde auf 100 Meter Entfernung mit Patronen der Hersteller RWS, Winchester und Blaser mit verschiedenen Geschossgewichten geschossen. Die Testwaffe zeigte eindeutig eine Vorliebe für schwere Geschosse. Das beste Schussbild von 2,8 Zentimetern bei fünf Schuss wurde mit dem 180 Grains schweren H-Mantel-Kupferhohlspitz-Geschoss von RWS erzielt.
Schnelle Schussserien machen dem dünnen Jagdlauf erstaunlich wenig aus. Fünf schnell hintereinander abgegebene Schüsse mit dem H-Mantel-Kupferhohlspitz lagen auf 2,8 Zentimeter zusammen. Nach dem letzten Schuss war aber deutliches Hitzeflimmern im Zielfernrohr zu sehen.
Die ohne Zieloptik nur 2.935 Gramm leichte KR 1 schießt sich trotz des geringen Gewichtes noch sehr angenehm. Der flache Kammerstängel macht zwar zunächst den Eindruck, dass er sehr eng anliegt, lässt sich aber trotzdem gut greifen und ermöglicht schnelles Repetieren im Anschlag. Zuführung der Patronen aus dem Magazin und Auswurf der leeren Hülsen funktionierten störungsfrei.
Kompakt und führig
Mit einer Gesamtlänge von nur 103 Zentimetern und einem Gewicht von weniger als drei Kilogramm ist die KR 1 ein sehr leichter und handlicher Jagdrepetierer. Der komplett verkleidete Verschluss sorgt für ein unverwechselbares und markantes Äußeres. Der Laufwechsel funktioniert problemlos, und durch den austauschbaren Verschlusskopf ist auch der Wechsel zu einer Kalibergruppe mit anderem Stoßboden-Durchmesser kostengünstig möglich.
Durch das herausnehmbare Magazin hat die KR 1 ganz klar einen Wettbewerbsvorteil zu anderen Kurzrepetierern. Die Beschränkung der Magazinkapazität auf nur drei Patronen muss dabei hingenommen werden. In der Jagdpraxis reicht das in fast allen Fällen aus, auch wenn das einigen Drückjagdschützen als zu wenig erscheinen mag.
Nachteilig ist das Fehlen einer Handspannung. Bei einer modernen Repetierbüchse hätte man das eigentlich erwartet. Mit einem Preis von 1.590 Euro bleibt Merkel deutlich unter dem Preis der direkten Konkurrenz.
Weitere Informationen:
Norbert Klups
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