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Merkel Kurzrepetierer KR1

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Auf der IWA 2004 hat Merkel eine völlig neu konzipierte Repetierbüchse vorgestellt. Der Name Merkel steht eigentlich für Kipplaufwaffen, und die Suhler betraten hier Neuland.

Norbert Klups

Das geschlossene, glatte und kantige Verschlussgehäuse ruft Erinnerungen an die alte Mauser 66 wach, doch hier handelt es sich nicht um einen zweiteiligen Teleskopverschluss, der sich beim Öffnen des Verschlusses auseinanderzieht.
 
Bei der KR 1 wurde ein Verschlusskopf mit sechs Warzen, die direkt im Lauf verriegeln, in ein Verschlussgehäuse eingesetzt, das auf zwei außen liegenden Schienen geführt wird. Der eigentliche Verschlussschlitten ist hierbei länger als der Verschlusskopf und greift um die Laufwurzel herum. Durch die längere Verschlussführung wird ein sehr spielarmer und weicher Repetiervorgang erreicht.
 
Beim Anheben des Kammerstängels dreht sich der Verschlusskopf im Schlitten  und entriegelt. Hierzu reicht eine Verschlussbewegung von 60 Grad. Ist der Verschluss der KR 1 gespannt, ragt das Schlösschen deutlich sicht- und fühlbar hinten aus dem Verschlussgehäuse heraus. Der gesamte Verschluss ist sehr gut gegen Staub abgedichtet.
 
Die Sicherung ist griffgünstig auf dem Kolbenhals platziert. Der Sicherungsschieber hat drei Stellungen und sperrt in gesicherter Position die Kammer. In Mittelstellung kann der Verschluss bei gesichertem Abzug geöffnet werden. Um ein unbeabsichtigtes Entsichern auszuschließen, hat der Schieber einen gefederten Drücker, der beim Entsichern eingedrückt werden muss. Der entsicherte Zustand wird durch einen roten Signalpunkt angezeigt.
 
Repetierer mit Kurzsystem sind nichts Neues, und es sind bereits einige sehr kompakte Repetierbüchsen auf dem Markt, wie etwa die Blaser R 93 oder die alte Mauser 66. Hauptnachteil dieser Konstruktion ist das Magazin, das durch die Kürze des Systems unweigerlich über dem Abzug liegen muss – zumindest teilweise. Das beschränkt nicht nur die Magazinkapazität, was sich besonders bei Drückjagden als nachteilig erweisen kann, sondern verhindert auch die Bauweise mit nach unten herausnehmbarem Einsteckmagazin.
 
Bei nur von oben zugänglichen, fest eingebauten Magazinen muss jede Patrone einzeln herausrepetiert werden, und um die Waffe zu laden, ist es erforderlich, jede Patrone von oben in das Magazin zu drücken. Die meisten modernen Repetierbüchsen mit normaler Systemlänge haben daher heute herausnehmbare Einsteckmagazine – oder zumindest einen klappbaren Magazindeckel, der das schnelle Entladen der Patronen nach unten erlaubt.
 
Auch die KR 1 von Merkel hat ein herausnehmbares Magazin – trotz Kurzsystem! Dazu bedurfte es aber eines Kunstgriffes, denn der Abzug ist ja im Weg. Beim Magazin der Merkel handelt es sich nicht um ein herkömmliches Einsteckmagazin, das nach unten aus dem Magazinschacht gezogen werden kann, sondern um ein herausnehmbares Magazin, das entnommen werden kann, nachdem das Abzugsblech samt Abzug nach unten weggeklappt wird. Die Entriegelungstaste liegt vor dem Abzugsbügel. Wird sie betätigt, schwenkt die Abzugseinheit nach vorn und der Magazinschacht ist frei. Das Blechmagazin liegt frei im Schacht und fällt jetzt heraus.
 
Durch diese Konstruktion ist es möglich, trotz Kurzsystem ein herausnehmbares Kastenmagazin zu verwenden. Nicht ändern lässt sich allerdings die Magazinkapazität, da der Raum beschränkt ist. Das Magazin der Merkel fasst drei Patronen in Standard- und auch Magnumkalibern.
 
Drückjagdmagazine mit höherer Kapazität, wie sie bei herkömmlichen Waffen mit Einsteckmagazin verwendet werden können, sind hier nicht möglich. Ist ein Reservemagazin vorhanden, kann aber zumindest nachgeladen werden (am besten geht das, indem man die Waffe auf den Kopf dreht). Natürlich lässt sich das Magazin auch von oben füllen. Das Entladen ist aber deutlich bequemer als bei einem fest eingebauten Kastenmagazin.
 
Der Abzug verfügt über einen Rückstecher und lässt sich fast lautlos einstechen. Ungestochen wurde das Abzugsgewicht mit 980 Gramm gemessen. Damit kann auf Drückjagden auch sehr gut ohne Stecher geschossen werden. Der Abzug entsticht nicht automatisch beim Sichern der Waffe, aber beim Öffnen des Verschlusses oder Öffnen des Abzugbleches.
 
 
Peter Brade

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