Wildäsungsflächen bereichern die Artenvielfalt. Sie werden für das Wild angelegt, erfüllen zudem vielfältige ökologische Funktionen.
Von Hans Joachim Steinbach
Wildacker im Frühjahr und im Sommer. Im Frühjahr erfolgt die Einsaat, dann folgt das Auslaufen. Wird der Wildacker nur wenig beunruhigt, geht der Schalenwild-Verbiss im Wald zurück. |
Warum legt der Revierinhaber zusätzliche Äsungsflächen an?
In der heutigen Agrarlandschaft werden in großräumigen Strukturen nur noch wenige Marktfrüchte, dafür überwiegend Getreide in großen Monokulturen angebaut. Durch die intensive Produktionsweise geht die Artenvielfalt verloren. Mit Wildäckern will der Revierinhaber zusätzlich Pflanzenbestände schaffen, die reich an blühfreudigen Arten sind, es werden Zwischenstrukturen auf Ackerflächen, Stilllegungsstreifen, Gewässer- und Waldrändern zur Erhöhung der Artenvielfalt geschaffen. Es entstehen damit bessere Wildlebensräume.
Der Revierinhaber baut deshalb ausgewählte Gräser, Kräuter, Früchte zusätzlich an, um den speziellen Äsungsbedarf des Wildes besser zu decken und fehlende natürliche, artgemäße Äsungsvielfalt zu ersetzen. Äsungsflächen bewirken zusätzlich eine „biologische“ Wildschadensverhütung. Die Anlage von Wildäsungsflächen ist überall dort eine zwingend notwendige Maßnahme, wo die natürliche Äsungsvielfalt nicht gegeben ist.
Welche Arten von Wildäsungsflächen kann der Revierinhaber anlegen?
Es gibt einjährige Wildäsungsflächen, die jedes Jahr wieder neu angelegt werden, und Daueräsungsflächen, die mehrere Jahre Bestand haben und nur turnusmäßig erneuert werden, wenn der Artenreichtum nachlässt und sich wenige dominante Gräser und Kräuter durchgesetzt haben oder sie verkahlt sind. Einjährige Wildäcker können in speziellen Saat-Mischungen an Bodenart und Lage sowie an die Bedürfnisse des Wildes angepasst werden.
Sie sind in der Regel sehr reich an Leguminosen (Stickstoffsammler) und haben einen hohen Futterwert (Ackerbohne, Felderbse, Buchweizen, Inkarnatklee, Futtermalve, Markstammkohl, Sonnenblume). Ziel ist die Schaffung von artenreichen Blühflächen in der offenen Feldflur. Als mehrjährige Äsungsflächen bieten sich Klee-Gras-Gemische an (Knaulgras, Wiesenschwingel, -lieschgras, -rispe, -fuchsschwanz, Weiß-, Gelb-,Rot- und Hornklee, Luzerne, Esparsette).
Worauf muss der Revierinhaber bei der Auswahl der Saatmischungen achten?
Die Boden- und Lage-Bedingungen müssen sich mit dem Saatgut vertragen. Jede Pflanze stellt bestimmte Ansprüche an ihr Wachstum. Lupinen und Ginster gedeihen beispielsweise nur auf sauren Böden, nicht auf Kalkböden. Frische, gründige Löß-, Lößlehm und Keuperböden sind grundverschieden von erosionsdisponierten, sommertrockenen Keuper- und Muschelkalk-Verwitterungsböden.
Der Revierinhaber muss das Ziel seiner Maßnahme auf die Hauptwildarten im Einstand ausrichten. Entweder will er einen Hasengarten (Hasenapotheke), eine Schwarzwild-Ablenkung, eine Winterbegrünung als Spätherbst-Winteräsung, eine Niederwilddeckungsfläche oder einen universellen Lebensraum. Die Aussaat-Mischungen nach Wuchshöhe, nach Gräser- und Kräuteranteil und nach Futterwert werden sehr unterschiedlich sein.
Wie werden Wildäcker hergerichtet und bewirtschaftet?
Auch das Betreiben von Wildäckern setzt grundsätzliche landwirtschaftliche Kenntnisse voraus. Eine Zusammenarbeit mit ortsansässigen Landwirten ist deshalb zweckmäßig. Aber anders als bei intensiver Pflanzenproduktion sollten Wildäcker nur extensiv bewirtschaftet werden. Das heißt weniger Aussaatmenge (wilde Pflanzen sollen zusätzlich aufwachsen können), nur eine Grunddüngung, kein Einsatz von Herbiziden und Insektiziden. Einmalige, späte Mahd zur Heugewinnung (nur mehrjährige).
Welche spezielle Form von Daueräsungsflächen braucht nur geringe Pflege?
Wildwiesen und Dauergrünlandflächen. Diese Flächen stehen dem Wild zur dauernden Äsung zur Verfügung. Sie sollten zur Aufwertung im Frühjahr stark geeggt (schwarz geeggt) werden, das fördert die Bestockung. Eine Kalkung ist bei Bedarf sinnvoll und verhindert das Versauern). Zusätzlich können Klee- und Kräuterarten eingesät werden.
Wildwiesen werden vorzugsweise gemäht, um im Winter für Rot- und Muffelwild ausreichend Heu zur Verfügung zu haben. Im Fall von Heugewinnung ist eine mäßige Düngergabe notwendig, damit der Aufwuchs ausreichend ist.
Foto: Dieter Hopf