AUSRÜSTUNG Zubehör Mehr als Quatschen – App sei Dank

Mehr als Quatschen – App sei Dank


 

Zuerst zogen Funkgeräte ins Revier ein. Dann kamen Mobiltelefone. Die sind heute Tausendsassas mit fast unbegrenzten Möglichkeiten. Wetter, Wild und Wasserwaage – Handys haben’s drauf.

 
Apps
UMTS, GPS und Apps haben Einzug ins Revier gehalten. Viele nutzen es, aber nicht jeder weiß, worum es sich bei diesen Abkürzungen handelt.
Handys sind längst nicht mehr das, was sie mal waren. Vollgepackt mit nützlichen Funktionen und „Spielereien“ geht es seit Jahren nicht mehr alleine um das Telefonieren. Wetterdaten, Landkarten und selbst Jagdsignale spuckt der „unverzichtbare Begleiter“ bei Bedarf aus. Die integrierte Kamera ist schon lange Standard.
Die Hightech-Geräte sind geeignet für den jägerischen Alltag. „Outdoortauglich“ – so werben einige Hersteller für spezielle Modelle. Mit gummierten Schalen und dank stabiler Bauweise sind diese Kommunikationsgeräte nicht nur stoß- sondern auch wasserresistent.
So begann´s
„Früher ging es doch auch ohne diesen Mist“, teilt Jäger Hermann vom Ansitz aus seiner Frau mit. Diese bejaht es und kocht weiter. Dann stellt der Jäger den Klingelton ab und aktiviert den Vibrationsalarm. Er schaut sich das ungeliebte Ding an und erinnert sich: Mitte der 1980er Jahre war es. Plötzlich standen Menschen am Bahnhof oder im Einkaufszentrum, hielten sich was ans Ohr und quatschten drauf los. Teuer waren die ersten Mobiltelefone und hingen als Koffer an Schultern. Aus der Kiste kam ein Kabel und am anderen Ende war ein Telefonhörer. Per „C-Netz“ wurde telefoniert. „Wer braucht so etwas? Es ist unbequem, überflüssig, sauteuer und nervtötend. Außerdem gibt’s doch Telefonzellen …“ Hermann war sich sicher: „So etwas kommt mir nicht ans Ohr!“ Und er blieb standhaft – erst einmal.
Mit der Zeit schrumpfte der Telefon-Koffer immer mehr – ebenso die Verbindungspreise.
Jäger Hermann beobachtete die Entwicklung zwar mit einem gewissen Interesse, aber im Willen ungebrochen. Nachtansitz am 20. Dezember 1988. Der Überläufer lag und Hermann zitterte noch am ganzen Leib. Spannende Jagd. Beim Abbaumen dann das Malheur: Die gefrorene Sprosse bricht und Hermann segelte rücklinks zu Boden. Das tat weh. Mit zusammengebissenen Zähnen ging’s Richtung Auto. Die Fahrt runter ins Dorf dauert etwa 20 Minuten. Von dort aus wurde Jagdfreund Klaus aus der Zelle angerufen und gebeten, ihm beim Bergen und Versorgen des jungen Keilers zur Hand zu gehen.
4 Tage später fand Hermann unter dem Weihnachtsbaum ein verdächtiges Paket. Er ahnte es bereits. Tatsächlich: ein Handy. „Nur so. Für den Notfall“, sprach seine Frau und ihr Gesicht ließ keinen Widerspruch zu.
Jahre vergingen. Notfälle blieben glücklicherweise aus. Trotzdem stieg Hermanns Handyrechnung von Monat zu Monat. Freunde riefen an und wurden zurückgerufen. Die Jagdkollegen spontan zum Kreisen eingeladen. Per „SMS“ wurde bei der großen Drückjagd der Zwischenstand abgefragt und als „MMS“ das Foto des erlegten Bocks an Klaus verschickt. „Ein schönes Spielzeug – zum Glück mit einem Ausschalter“, denkt sich der Jäger und nimmt seinen Blatter an den Mund.
 



 
Allzeit bereit. Mit Funkgeräten hält man nur Kontakt, mit Handys geht viel mehr
Freund und Helfer
Smart-Phones sind internettaugliche Handys. In ihren Speichern ist mehr „Wissen“ als in den Computern um die Jahrtausendwende. Nützliche „Tools“ (Werkzeuge) für den Jäger gibt es reichlich. Unspektakulär sind noch integrierte Taschenlampen, die mit LED-Lichtdioden die Jagdhütte ausleuchten. Auch die Möglichkeit, mit dem Mobiltelefon Fotos zu schießen oder Videos zu drehen haut keinen mehr vom Stuhl. Allein die Qualitätssteigerung der vergangenen Jahre ist enorm: Hochauflösende Fotos vom erlegten Bock mit bis zu 5 Megapixel können auf Postergröße gestreckt werden. Auch die Filmchen haben mittlerweile TV-Qualität. Per MMS können die Daten an andere Handys übermittelt werden.
Die Internettauglichkeit der Mobiltelefone eröffnet ganz neue Dimensionen. Plötzlich scheint fast alles möglich. Apps heißt das Zauberwort. Kleine Programme, die man aus dem Netz herunterlädt und die einem in fast allen Lebenslagen helfen (sollen). Davon gibt es mittlerweile über 100 000. Und täglich werden es mehr.
 

 


 
Kleine Auswahl der Apps, die für Jäger interessant sein können. Waffen- und Ballistikprogramme gibt’s auch
Hermann ist online
Der Gebrauch der elektronischen Tausendsassas kann in der jagdlichen Praxis so aussehen: Jäger Hermann gefällt der Himmel gar nicht. Handy raus und nachschauen, was wird. Das Wetter-App verspricht nach einem kurzen Regenschauer am Abend Sonnenschein. „Das passt“, denkt Hermann, will aber mehr wissen. Ein anderes App verkündet stetigen Ostwind. Das schränkt die Ansitzauswahl zwar ein, verhindert aber Nackenwind. Noch einen Blick auf den Jagdkalender: Dieses App ermittelt tages- und ortsgenau die Zeiten, an denen bestes Büchsenlicht herrscht. Daumen nach oben.
Weidmann Hermann hat seinen Sitz eingenommen. Mit dem Wasserwaagen-App kontrolliert er die Gewehrauflage. Etwas schräg. Da bekommt Klaus was zu hören. Hermann überprüft gleich noch die Temperatur. App sei Dank.
Heute spielt Deutschland im WM-Halbfinale gegen Spanien. Stöpsel ins Ohr und mit dem Handy Radio hören. Das bringt auch kein Glück. Kurz vor Ende des Büchsenlichts erscheint der Einstangenbock. Schießen muss er noch selbst, dass nimmt ihm kein App ab. Obwohl auch ein Ballistik-Rechner zum
App-Angebot gehört. Mit der Handy-Taschenlampe findet er später problemlos zum Gestreckten. Fix macht er ein Foto – natürlich mit dem Handy. Per MMS wird das Bild in Sekundenschnelle verschickt.
 

 


 
Lexikon
Ausgefunkt?
Die Kosten für ein Handy fallen ebenso rapide wie die Nutzungsgebühren. Bei Vertragsabschluss bekommt man in den meisten Fällen das Mobiltelefon geschenkt. Mit Telefon- und Internet-Flatrates (Pauschaltarifen) kommt es bei den Rechnungen zu keinen Überraschungen.
Trotzdem gibt es in Jägerkreisen noch immer Funkverkehr. Vor allem Stöberhund-Gruppen sind mit solchen Geräten ausgestattet. Vorteil: nur Anschaffungs- und keine Verbindungskosten. Gespräche werden von allen Hundeführern mitgehört. Und die Gefahr von „Funklöchern“ ist geringer oder berechenbarer als mit Mobiltelefonen.
Natürlich ist die Reichweite der Funkgeräte begrenzt. In ebenem Gelände bis zu 10 Kilometer, im hügeligen Revier reicht es gerade mal 2 bis 3 Kilometer. Aber im Normalfall genügt das.
Mit den Walkie-Talkies früherer Zeiten haben die modernen Handfunkgeräte nur noch wenig zu tun. Auch sie sind auf Hosentaschengröße geschrumpft. Die Gummiantennen sind nur noch so lang wie eine Zigarette. Freisprecheinrichtungen gibt es ebenso wie unterschiedliche Rufmelodien. Per Bluetooth sind Kopfhöher und Funkgerät kabellos verbunden.
Die Übertragungsqualität hat ebenfalls gewaltig zugelegt. Das Geknackse und Rauschen bei Gesprächen gehört der Vergangenheit an. Regen und grobe Behandlung können die Geräte ebenfalls ab. Fazit: absolut reviertauglich.
Hans Jörg Nagel
 

 


 
Apps für Jäger
 

 

 

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