Jagdhunde Hunde im Geschuppse: Kein Interesse an der Messe

Hunde im Geschuppse: Kein Interesse an der Messe


Geschuppse, Getöse, Gerangel. Der Messebesuch ist für einen Jagdhund kein Zuckerschlecken. Wie sich ein Dackel dabei fühlt, hat er exklusiv der DJZ verraten.
Autor: Armin Liese

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Zuhause wäre es so viel schöner. Kann mir jemand erklären, was ich auf so einer Messe soll? (Foto: Hans Jörg Nagel)
Ich, Waldi, ein stolzer Kurzhaarteckel, kauer direkt neben den Füßen meines Herrn. Dort ist etwas Schutz, denn Herrchen hat breite Schultern. Wäre sein Bauch noch etwas dicker, hätte ich noch Platz nach vorne. Mein Gott, schon wieder ein Fuß haarscharf an meinem Kopf vorbei. Wir stehen, beziehungsweise ich liege schon seit 20 Minuten auf dem Gang. Herrchen erzählt ohne Unterbrechung und amüsiert sich. Ich bange um mein Leben. Morgens geht es noch, aber gegen Mittag torkeln die ersten Menschen. Ich weiß nicht warum sie so hin- und herschwanken. Zuhause hat Herrchen gesagt, er würde nach Dortmund zum Einkaufen fahren … Spätestens nachmittags bekomme ich blaue Flecken. Den ganzen Tag herumliegen, ist langweilig – dafür aber sicher. Wenn ich nach 4 Stunden endlich mal mein Geschäft erledigen darf, wird es gefährlich. Menschen sind stumpf, die schauen nur waagerecht nach vorne. Dass ich unten herumlaufe, bemerkt kaum einer. Aus meiner Sicht Lebensgefahr!
 

Präsentiert den Hund

Draußen tummeln sich dann noch mehr Leidensgenossen. Alle müssen das stolze Herrchen begleiten, aber warum? Was sollen wir hier auf der Messe? Es gibt kein leckeres Essen für uns, was einen hier hinziehen würde. Die ausgestopften Tiere laufen nicht mehr weg: auch langweilig. Die paar lebenden Kreaturen, die keine Hunde sind, dürfen wir nicht jagen. Was soll ein Jagdhund wie ich in solch stickigen Hallen? Herrchen hat mich jetzt schon seit 3 Jahren. Im ersten Jahr hatte ich noch Schonfrist. Wahrscheinlich dachte er, dass ich noch nicht genug Manieren hätte. Jetzt benehme ich mich zwar nicht besser, aber mein Chef nimmt mich immer mit. Am liebsten, wenn er viele Zweibeiner trifft. Dort werde ich von ihm in höchsten Tönen gelobt. Aber ich könnte gut auf diese Ausflüge verzichten. Viel lieber gehe ich in den Wald, am liebsten zur Jagd. Auch Schwimmen im Fluss, vor allem wenn ein paar Enten da sind, liebe ich sehr. Sogar eine Nachsuche, die für mich kinderleicht ist, mache ich ohne zu murren. Aber wie kann ich ihm sagen, dass ich nie mehr auf eine Messe für Zweibeiner will?
 

Nette Bekanntschaft

Vorhin habe ich eine Langhaar-Dame gesehen. Mann, was für ein Gerät! Sie hat sich mit so viel Anmut und  Ausstrahlung auf der Bühne präsentiert, dass ich nervös wurde. Solch einen Auftritt hätte ich auch gerne einmal. Ohne groß zu überlegen, habe ich am nächsten Stand einen Rucksack markiert. Die Langhaarige soll schließlich wissen, dass sie einen glühenden Verehrer hat. Obwohl ich höchstens halb so groß bin wie sie, ist es Liebe auf den ersten Blick. Ein Zweibeiner stürzt hinter der Holztheke hervor. Er schreit mich an und wischt meinen Duft weg. Der hat einfach keine Ahnung, worauf es ankommt. Schließlich ist gut markiert schon halb gewonnen. Einen brauchbaren Geruchssinn besitzt der sicher nicht.
 

Die Luft brennt

Ein anderer Rüde drängt sich mit seinem Herrchen bei uns vorbei. Mir schwillt der Kamm. Die Rückenhaare stelle ich zu einer Bürste. Wahrscheinlich findet der arrogante Drahthaar die Langhaar-Dame auch so bezaubernd … Ich kann mich nicht mehr beherrschen und starte einen Angriff. Von schräg hinten ist es am sichersten, denn der Fang des schwarzen Riesen ist durchteinflößend. Beherzt beiße ich in Richtung Kehle. Mit einem heftigen Ruck, der mir fast das Genick bricht, fliege ich waagerecht durch die Luft zurück. Da habe ich einmal allen Mut zusammengenommen, und darf noch nicht einmal für meine Herzens-Dame kämpfen. Verstehe einer diese Menschen.
 
Anscheinend habe ich den Bogen überspannt. Mein Chef nimmt mich auf den Arm: Ein sensationeller Überblick! Keiner tritt mich mehr. Aber was nun? Zügig läuft Herrchen mit mir in Richtung Ausgang und packt mich in eine Aufbewahrungsbox. Hier ist es ruhiger und sicher, aber warum schließt er die Tür zu und geht weg? Ich versuche zu schlafen, fühle mich sehr allein. Ätzend! Ich beginne zu winseln. Zuhause wäre es so viel schöner. Kann mir jemand erklären, was ich auf so einer Messe soll?
 

 
Hundevorführung des Deutsch-Langhaar-Zuchtverbandes (Foto: Nicole Zens)
 


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