Jagdpraxis Auf Jagd Prominenter Jäger: Dr. Hans Riegel

Prominenter Jäger: Dr. Hans Riegel


Seit 73 Jahren geht der Haribo-Unternehmer Dr. Hans Riegel zur Jagd. Gerade die Pirsch auf Gämsen hat es dem heute 89-Jährigen besonders angetan. Sein Appell an junge Grünröcke: Seid standhaft!

 
Haribo_D1112_Dr. Hans Riegel (Foto: Hans Riegel)
Süße Bärchen, uriges Wild: Haribo-Unternehmer Dr. Hans Riegel ist leidenschaftlicher Jäger.(Foto: Hans Riegel)
Mit dem Papst bekommt man vermutlich leichter einen Termin, als mit Dr. Hans Riegel. Der Süßwaren-Unternehmer ist trotz seiner 89 Jahre ein „Hans Dampf in allen Gassen“. Und ist er mal nicht in Sachen „Goldbärchen“ unterwegs, gilt sein Interesse anderem Wild.
 
Jede freie Minute verbringt Hans Riegel, Bonn (Ha-Ri-Bo) auf der Jagd. Bevorzugt in seinem 4.800 Hektar Revier in der Steiermark/Österreich. Alternativ geht es in seine Jagdbezirke bei Boppard (Rheinland-Pfalz/380 Hektar) oder Wachtberg bei Bonn (520 Hektar).
 
Bis heute hat der Unternehmer 73 Jahresjagdscheine gelöst. Mit Sorge beobachtet er die Entwicklung und das Ansehen der Jagd in Deutschland: „Ich würde mir wünschen, dass unsere Politiker nicht nur die Missstände in der Jagd wahrnehmen, sondern ihr Augenmerk auf das nutzbringende Tun der Jäger hinsichtlich Wild und Umwelt richten“, sagt er. Denn den meisten Weidmännern ginge es wie ihm: „Ich jage, weil ich von Grund auf mit der Natur verbunden bin.“
 

 
Berghirsch: Diesen 14-Ender erlegte Dr. Hans Riegel 2008 in seinem steierischen Revier. (Foto: Hans Riegel)
DJZ: Wann sind Sie zur Jagd gekommen?
Dr. Hans Riegel: Mit 16 Jahren. Die nötigen Kenntnisse habe ich von meinem Vater erworben.
 
DJZ: Wie war ihr jagdlicher Werdegang?
Riegel:
Schon als kleiner Junge nahm ich an vielen Gesellschaftsjagden teil. Meist bei Freunden meines Vaters. Außerdem ging es mit ihm oft auf den Ansitz. Das machte mir unglaublich Freude, und schon damals war mir klar,
dass ich auch Jäger werde.
 
DJZ: Was ist Ihre Lieblingsjagdart?
Riegel:
Die Bergjagd. Sie fasziniert mich vor allem, weil hier körperliche und handwerkliche Herausforderungen abverlangt werden. Auch die weiten und dennoch sicheren, präzisen Schüsse sind eine echte Herausforderung.
 
DJZ: Welche Wildart bejagen Sie am liebsten?
Riegel:
Ganz klar: das Gamswild. Gerade die Pirsch auf einen guten Bock oder eine alte Geiß ist Spannung pur. Man muss jeden kleinen Fels als Deckung nutzen, um von dem aufmerksamen Wild nicht eräugt zu werden.
 
DJZ: Noch andere Wildarten?
Riegel: Auch die Murmeljagd ist etwas ganz Besonderes. Ich finde es unglaublich spannend, zum Beispiel im Vorfeld einen unauffälligen Schießschacht zu bauen, von dem aus man später die scheuen Nager bejagt.
 
DJZ: Ist Ihnen ein Jagderlebnis in besonderer Erinnerung?
Riegel: Ja, mein erster Berghirsch. Es war ein Spießer, den ich zusammen mit den Jagdhütern meines Vaters erlegen durfte. Auf knapp 200 Meter beschoss ich ihn. Er fiel im Feuer, und wir dachten, dass wir ihn nur noch bergen müssten. Aber am Anschuss fanden wir nichts – außer einem Tropfen Schweiß.
 
DJZ: Und wie ging es weiter?
Riegel: Wir riefen einen Hundeführer, und der suchte mit einem undefinierbaren Mischling nach. Ich habe bis heute keine bessere Nachsuche erlebt. Der Vierläufer verwieß uns jeden Tropfen Schweiß und blieb auch in einem Bach fest auf der Wundfährte. An einem Wasserfall endete die Nachsuche. Der Hirsch hatte einen Hohlschuss erhalten und war noch einige Kilometer gegangen.
 
DJZ: Welche Wildarten kommen in Ihrem Revier in der Steiermark vor?
Riegel: Rot-, Gams- und Rehwild sind die häufigsten Wildarten. Es gibt aber auch reichlich Murmeltiere, Auer-, Birk- und Haselwild. Gelegentlich fährten wir Braunbären. Die sind an Rehfütterungen und Bienenhäusern schon reichlich zu Schaden gegangen.
 
DJZ: Noch eine Besonderheit rund ums Revier?
Riegel: Naja, etwas ganz besonderes ist sicherlich die Sammelaktion. Zur Winterfütterung des Rotwildes fahren wir jedes Jahr einige Tonnen Kastanien und Eicheln ins Revier. Die haben zuvor unzählige Kinder aufgeklaubt und uns übergeben. Dafür bekommen sie Haribo-Süßwaren.
 
DJZ: Rundum sorglos?
Riegel: Naja, die österreichischen Behörden ärgern mich. Denen ist der Rotwildbestand im Revier zu hoch, obwohl meine Jagdgäste und ich alles daransetzen, den Bestand zu reduzieren. Gerade jüngst hat die Behörde einen zusätzlichen Abschuss von 300 Stück Rotwild angeordnet.
 
DJZ: Welche Waffe führen Sie vorrangig?
Riegel: Eine Sauer 200 im Kaliber .300 Weatherby Magnum.
 
DJZ: Und Hunde?
Riegel: Jetzt keine mehr. Früher habe ich bevorzugt hochläufige Hunde, unter anderem Griffons, geführt.
 
DJZ: Ein Wort an die Jäger?
Riegel:
Die Jagd fordert heutzutage Standfestigkeit bei Diskussionen. Wir haben nichts zu verbergen und Gutes mitzuteilen. Wir sollten uns gerade gegenüber Jagdgegnern und Uninformierten nicht klein machen. Ich habe es selbst mehrfach erlebt: Wenn man in Ruhe mit denen spricht, erntet der Jäger für sein Tun durchaus Verständnis.
 
DJZ: Ihre jagdlichen Wünsche für die Zukunft?
Riegel: Ich möchte noch viele Mondlicht- und Gesellschaftsjagden erleben, bei denen Jägerlatein keinesfalls fehlen darf.
 
Die Fragen stellte Hans Jörg Nagel
 


Steckbrief

 
Kleine Beute, großer Jäger. Der Frischling kam bei einer Drückjagd 2011 in Boppard zur Strecke. (Foto: Hans Riegel)
Hans Riegel wurde am 10. März 1923 in Bonn geboren. Er ist der älteste Sohn des Haribo-Gründers Hans Riegel sen. und erbte 1946 zusammen mit seinem inzwischen verstorbenen Bruder Paul (2009) den Süßwaren-Konzern. 1947 promovierte Hans Riegel im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Bonn. Aktuell arbeiten bei Haribo weltweit mehr als 6.100 Menschen in 110 Ländern. Aufgrund seiner vielfältigen sozialen Verdienste wurde Dr. Riegel unter anderem 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Dr. Hans Riegel hat nie geheiratet und ist kinderlos.
 
 
 
 
 
 


Die mobile Version verlassen