Mit der Diskussion um Bleirückstände in Seeadlern fing es 2005 an. Naturschützer forderten, sofort auf bleifreie Büchsengeschosse umzustellen. Dagegen gab es aus jagdlicher Sicht Bedenken. Unter anderem aus Sicherheitsgründen. Um diese zu klären, läuft bei der DEVA zur Zeit ein Großversuch.
Ein Baumstamm wird von Büchsenmachermeister Heiko de Fries für die Verankerung angebohrt. |
Zusammen mit DEVA-Mitarbeiter Peter Jeuken wird er montiert. |
Schussentfernungen: 25 m, 50 m, 100 m.
Prellobjekte: Baumstamm (Fichte), Nato-Gebüsch (soll Äste simulieren), Steinplatten, weicher Boden, harter Boden sowie Seifendurchschüsse auf nachfolgende Prallmedien (Baum, Stein).
Schusswinkel: 2,5º, 5º, 10º, 15º, 25º (Baumstamm auch 45º und 90º).
Kräftige Scharten nach dem Beschuss |
Doch soviel ist schon in anderen Untersuchungen deutlich geworden: Die klare Einteilung alle bleifreien Geschosse verhalten sich stets so und Bleigeschosse immer anders, dieses Schwarz-Weiß-Klischee trifft nicht zu. Natürlich spielt das Geschossmaterial eine wichtige Rolle, doch ebenso von Bedeutung ist der Aufbau des Geschosses.
Nach dem Baumstammbeschuss hinterließen nicht nur Geschoss-, sondern auch Holzsplitter deutliche Spuren. |
Die Aufgabe der DEVA ist ganz strikt auf den Gefährdungsbereich ausgelegt. Mit Sicherheit die wichtigste Komponente beim Schießen in der jagdlichen Praxis. Wer möchte schon von seiner eigenen Kugel zurückgetroffen werden? Ebenso wichtig ist es, den möglichen Splitterbereich durch Ablenkungen zu wissen, um Mitjäger, Treiber, Hunde oder Waldbesucher nicht zu gefährden.
Das standardisierte Nato-Gebüsch sieht eher wie eine Halterung für Ess-Stäbchen aus. |
Die Folgen der Berührung sind jedoch 10 Meter weiter erheblich |
Trotzdem ist nicht zu erwarten, dass selbst durch diesen umfangreichen Versuch alle Fragen beantwortet sein werden. Dazu ist das Zusammenwirken der Komponenten zu komplex. Zu Geschossmaterial und aufbau kommt Geschwindigkeit, Entfernung und das Zielmedium. Was nützt ein Geschoss, das nicht splittert, aber im Wildkörper keine Wirkung entfaltet? Umgekehrt: Sofortiges Zusammenbrechen, aber kein Ausschuss und Splitterverteilung im ganzen Wildkörper mag bei Raubwild sinnvoll sein, aber wer wünscht sich das bei einem Stück Schalenwild?
Mit Seifenblöcken wird der Beschuss von Wild und das Verhalten des Geschosses nach Austritt aus dem Zielmedium simuliert |
Der Vorteil von Blei: Hohes spezifisches Gewicht und gute Verformbarkeit. Nur Gold hat vergleichbare Vorteile. Kupfer oder andere Alternativmaterialien sind leichter und müssen auf höhere Geschwindigkeit gebracht werden,um eine ähnliche Energie im Zielmedium abzugeben.
Fazit: Wenn es nur um den Seeadler geht, lässt sich dieses Problem bestimmt auch ohne ein Verbot von bleihaltiger Munition lösen. So wie es jetzt auch schon praktiziert wird.
Zur Zeit im Dauerbetrieb: die Ladepresse bei der DEVA |
Bis zum 31. Oktober wollen Ingo Rottenberger (links) und Helmut Kinsky die Ergebnisse abliefern |
Wird sich in dieser Hinsicht nach Abschluss der Forschungsauftrages etwas ändern?, lautet die Abschlussfrage an Helmut Kinsky. Ich glaube schon, meint der DEVA-Geschäftsführer, denn noch nie sind im Zivilbereich zu diesem Thema so umfangreiche Daten erhoben worden. Die DJZ wird selbstverständlich wieder berichten, wenn die Ergebnisse vom Ministerium freigegeben werden.