AUSRÜSTUNG Optik Zwei starke Stücke: Spektive von Swarovski und Zeiss im Test

Zwei starke Stücke: Spektive von Swarovski und Zeiss im Test


Labortests? Schön und gut. Aber den Jäger interessiert mehr, was ein Spektiv im Jagd-Alltag taugt. Das Swarovski Teleskop ATS/STS 65HD und das Zeiss Diascope 85T*FL im Praxis-Test.

Von Roland Zeitler

Die Test-Kandidaten: Swarovski STS 65HD …

Bisher setzte man bei der Jagd in heimischen Revieren vor allem Auszieh-Spektive ein. Ihr Vorteil: Zusammengeschoben sind sie sehr kurz. Deshalb kann man sie bequem führen. Und ausgezogen lassen sie sich, am Bergstock angestrichen, gut einsetzen.

Ihr großer Nachteil: Sie sind nicht dicht. Der Grund: Beim Ausziehen wird Luft ins Spektiv-Innere gezogen. Und damit gelangen Feuchtigkeit und Schmutz in den Innenraum. Die Optik verschmutzt mit der Zeit und erfordert nach Jahren des Gebrauchs eine Reinigung.

Im ungünstigen Fall gelangt Feuchtigkeit ins Spektiv und führt zu Innenbeschlag. Filter sollen sowohl das Eindringen von Feuchtigkeit als auch Schmutz größtmöglich verhindern, aber: Wasserdicht kann kein Ausziehspektiv sein.

Hinzu kommt noch eine durchaus sichtbare schlechtere Abbildungsqualität der Ausziehspektive. Höhere Toleranzen durch den Auszug sowie viel schwierigere Blenden-Gestaltung führen zur qualitativen Bild-Minderung. Die Spektive oder Teleskope mit Festkörper weisen eine viel bessere Bildqualität auf, die auch dem ungeschulten Auge auffällt.

Neu auf dem Markt sind das Swarovski Teleskop ATS/STS 65HD und das Zeiss Diascope 85T*FL. Sicherlich sind reine Laborwerte bei beiden Spektiven aufgrund unterschiedlichen Objektivdurchmessers nicht miteinander vergleichbar (Deshalb wurde für Labormessungen auch ein Zeiss Diascope mit 65 Millimeter Objektiv verwendet).

Vielmehr interessiert die jagdliche Praxis. Hier war es interessant zu wissen, ob durch den größeren 85 Millimeter Objektivdurchmesser gegenüber 65 Millimeter-Objektiv die Einsatzdauer in der Dämmerung wesentlich erweitert wird. Beide Spektive waren mit abnehmbaren variablen Okularen 20- bis 60-fach ausgerüstet, und bei beiden Modellen können Brillenträger das gesamte Sehfeld nutzen.

Swarovski STS65HD

Das Swarovski Spektiv STS 65 HD hat einen Schrägeinblick im günstigen Winkel von rund 60 Grad. Wahlweise ist es mit Geradeeinblick (ATS65HD) zu haben. Das Festkörper-Teleskop überzeugt durch jagdliches Aussehen und äußerst ansprechendes Design.

Der Grundkörper aus einem Stück stabilen Aluminiums ist vollständig gummiarmiert, selbst der drehbare Stativring. Eine geschwunge Rille in der Armierung ist für das Auge auflockernd, zumal der Stativring ja abgesetzt ist. Er kann ohne Werkzeug stufenlos verstellt werden, besitzt aber zusätzlich acht Raststufen. Die gummiarmierte Feststell-Schraube ist dank Rillung sehr griffig.

Die Gummiarmierung hat bis auf ein schwarzes Stück im Okular-Anschlussbereich eine mattgrüne Farbe. Die leicht angeraute, fein strukturierte Oberfläche gewährleistet hohe Rutschsicherheit.

Der 5,5 Zentimeter breite Fokussier-Ring am hinteren Drittel des Teleskops wurde mit gerillter Gummiarmierung versehen. Es handelt sich um echte Innenfokussierung. Die ausziehbare Sonnenblende kann recht geräuscharm gehandhabt werden. In ausgezogenem Zustand rastet sie ein.

Als Besonderheit brachte Swarovski am Okular-Anschlussbereich rechtsseitig ein abnehmbares Kunststoff-Visier an. Es besteht aus einem dünnen Rohrtunnel, mit dessen Hilfe sich das Spektiv sehr schnell und perfekt zum Ziel hin ausrichten lässt. Das Okular 20- bis 60-fach ist außen kratzfest, matt harteloxiert.

Der breite Vergrößerungs-Verstellring kann dank geriffelter Gummiarmierung rutschsicher gehandhabt werden. Für den gesamten Verstellbereich benötigt man etwas mehr als eine Dritteldrehung. Das 20- bis 60-fache Vario-Okular lässt sich mittels Bajonettverschluss schnell aufsetzen. Es rastet ein und kann erst nach Betätigung eines kleinen Schiebers am Spektivkörper wieder gelöst werden.

Das Okular besitzt mit 25 Millimeter Durchmesser eine große Linse. Die Drehaugenmuschel kann zur Reinigung abgenommen werden. Das Spektivinnere wurde mittels vergüteter Glasplatte hermetisch abgeschlossen. So kann bei Okularwechsel weder Schmutz noch Wasser eindringen. Gegen Innenbeschlag ist das Teleskop mit Stickstoff gefüllt.

Kleine, aber sehr nützliche Besonderheit: Der weiche Okularschutzdeckel ist mit einer Schnur an der Okularseite befestigt. So kann er nicht verlorengehen und lässt sich sehr schnell ab- und aufsetzen, weil man ihn stets zur Hand hat.

Alle Glas-/Luftflächen wurden mit Swarotop mehrfach vergütet. Die Außenflächen von Objektiv und Okular wurden mit der sehr kratz- und abriebfesten Swarodur-Mehrschichtvergütung versehen. Bei der High Definition Ausführung (HD) verwendet man beim Objektiv Fluoridglas, mit dem eine hohe Farbtreue ohne Farbsäume sowie beste Detailerkennbarkeit erreicht wird.

Das Bild ist brillant: gestochen scharf, bei sehr hoher Randschärfe. Die Farbtreue ist extrem hoch. Gemessene 83 Prozent Lichttransmission ergeben ein helles Bild mit hervorragendem Kontrast; weder Abschattungen noch Farbringe oder ähnliches trübten den positiven Eindruck.

Das Spektiv ist mit Winkelokular 37,5 Zentimeter lang und wiegt 1 370 Gramm.

Zeiss Diascope 85T*FL

Das Design des Zeiss Diascope 85T*FL ist vom Aussehen her eher dem Space-Zeitalter zuzuordnen. Jagdliche Attribute fehlen. Das kräftige und stabile Aluminiumrohr wurde matt silberfarben, kratzfest harteloxiert. Da eine Vollarmierung fehlt, ist es geräuschvoller bei der Handhabung. Auf Entfernungen, bei denen man zur Jagd ein Spektiv benutzt, hat das in der Praxis keine Rolle gespielt.

Zur Okularseite hin wurde am Spektivboden eine dicke schwarze Gummiplatte mit zwei Gummifüßen angebracht. Sie ermöglicht einen rutschsicheren Stand und vermeidet Geräusche beim Aufstellen. Vom hellen Grundkörper sind Stativring, Sonnenblende und Fokussierung schwarz abgesetzt.

Die ausziehbare, gummiarmierte Sonnenblende hat keine Raststufe, und beim Anschlag klappert es laut. Eine Rille dient zum Visieren; allerdings ist sie etwas schwerer handhabbar als die Tunnelvisierung beim Swarovski-Spektiv. Der Stativring ist um 180 Grad stufenlos schwenkbar und besitzt umlaufend fünf Raststufen. Der Stativring lässt sich sehr bequem ohne Werkzeug verstellen.

Auf dem volumigen Ende des Spektivkörpers sitzen zwei kleine Fokussierräder für die echte Innenfokussierung. Beide sind dank geriffelter Gummiarmierung rutschsicher bedienbar. Das hintere Rad dient zur Schnellfokussierung, das vordere zur Feinjustierung der Schärfe.

Das 20- bis 60-fache Okular lässt sich mit seinem Bajonettverschluss schnell aufsetzen oder tauschen. Das Spektivinnere ist mit vergüteter Glasplatte hermetisch abgeschlossen, so dass bei Okularwechsel weder Wasser noch Schmutz eindringen kann. Stickstoff-Füllung gegen Innenbeschlag ist Standard.

Mit dem geriffelten Ring lässt sich die Vergrößerung bequem wählen. Der gesamte Vergrößerungsbereich wird mit etwas mehr als einer Dritteldrehung abgedeckt. Das Okular besitzt eine gummiarmierte, ausziehbare Augenmuschel. Durch Drehung ist sie arretierbar.

Zeiss setzt bei der FL-Ausführung ebenfalls das hochwertige Fluoridglas (Objektiv) ein, um hohe Bildqualität und optimale Farbtreue zu erhalten.

Alle Glas-/Luftflächen wurden mehrfach vergütet (T-Stern). Die Vergütung auf Okular- und Objektivaußenflächen erwies sich als kratz-und abriebfest. Die brillante Optik erzeugt, bei ebenfalls gemessenen 83 Prozent Lichttransmission, ein sehr helles, gestochen scharfes Bild mit guter Randschärfe. Kontrast und Farbtreue sind hervorragend: ebenfalls eine Optik der Spitzenklasse, die weder durch Reflexe noch sichtbare Farbringe getrübt wird.

Das Spektiv ist mit Okular 40,5 Zentimeter lang und wiegt 1 780 Gramm.Foto: Roland Zeitler

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… und Zeiss Diascope 85T*FL.
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