Die Kritik an Bleimunition wächst. Einige Forstverwaltungen haben sie bereits aus ihren Wäldern verbannt. Wer dort jagen will, muss auf bleifreie Alternativen zurückgreifen. Doch welches Geschoss soll man nehmen? Die DJZ verschafft Ihnen einen Überblick zur bleifreien Fabrikmunition.
Von Norbert Klups
Material und Fertigungstechniken
Vollgeschosse bestehen entweder aus Kupfer oder aus einer Legierung von Kupfer und Zink. Liegt der Kupferanteil bei dieser Legierung unter 80 Prozent, wird sie Messing genannt, liegt er über 80 Prozent heißt das Gemisch Tombak. Das Mischungsverhältnis allein sagt aber noch nicht viel aus, denn der für die Geschosswirkung und das innenballistische Verhalten wichtige Härtegrad lässt sich über weitere Zusätze und auch über eine Oberflächenbehandlung des fertigen Geschosses steuern. Dabei hat jede Firma ihr eigenes Rezept und macht meist ein Geheimnis daraus. Lange Zeit war die Fertigung auf CNC-gesteuerten Drehautomaten die einzige Möglichkeit, homogene Geschosse herzustellen. Das war früher nicht ganz billig, hatte aber den Vorteil, dass Veränderungen an der Form sehr einfach vorgenommen werden konnten und sich auch Kleinserien herstellen ließen. Heute sind die Werkzeugkosten für Drehautomaten gesunken, und Massivgeschosse können darauf wesentlich preiswerter produziert werden. Es gibt aber mittlerweile auch die Möglichkeit, Massivgeschosse im Pressverfahren herzustellen. Das ist für die Großserienfertigung wesentlich günstiger, und man kommt in den Preisbereich von herkömmlichen Mantelgeschossen. Die meisten bleifreien Projektile werden heute gepresst. Brenneke ging einen anderen Weg und fertigte herkömmliche Mantel-/Kern-Geschosse, bei denen anstelle von Blei Zinn verwendet wurde. Auch RWS entdeckte diese Variante bei dem neuen Evolution Green, und Barnes benutzt beim MRX eine Wolframlegierung als Kern.
Was bietet der Markt zur Zeit?
Nachfolgend werden die wichtigsten bleifreien Geschosskonstruktionen vorgestellt, für die es heute fabrikmäßig hergestellte Munition in Deutschland gibt. Zum Kostenvergleich wurde jeweils der Preis für eine Patrone im Kaliber .30-06 ermittelt (siehe Tabelle unten). Im europäischen Ausland gibt es noch interessante Patronen, etwa in Frankreich das G.P.A. von Cartouches Sologne oder das FIP von Sauvestre. Für diese Munition gibt es aber zurzeit keinen Importeur, so dass sie nicht berücksichtigt wurden. Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe von bleifreien Geschossen, die für Wiederlader erhältlich sind oder nur von kleinen gewerblichen Wiederladern als Munition angeboten werden. Hier wären etwa das HDB von Reichenberg oder das Aero und das Kieferle RS zu nennen. Auch auf ihre Vorstellung wurde verzichtet, um den Rahmen nicht zu sprengen.