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Prominente Jäger – Walter Scheel

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„Meine Strecke ist in meinem Herzen“

Walter Scheel war von 1974 bis zu seinem Ausscheiden 1979 deutscher Bundespräsident. So endete eine rund 30-jährige Karriere als Spitzenpolitiker. Doch Scheel war auch ein halbes Leben lang begeisterter Jäger. Der heute 92-Jährige erinnert sich.

 

Walter Scheel
Walter Scheel war von 1974 bis 1979 Bundespräsident. Doch war er auch begeisterter Jäger. (Foto: H. J. Nagel)
Er ist bis heute der vom Eintrittsalter jüngste Bundes-präsident Deutschlands. 1974 wurde der gerade mal 55-jährig in das höchste Amt der Republik gewählt. 5 Jahre repräsentierte er das Land und sang sich zudem mit „Hoch auf dem gelben Wagen“ auf Platz 5 der Hitparade. 33 Jahre lang war Walter Scheel (FDP) auf der politischen Bühne aktiv. Und zwischenzeitlich sogar für 9 Tage Bundeskanzler. Nach dem Rücktritt von SPD-Kanzler Willy Brandt (7. Mai 1974) bis zur Wahl von Helmut Schmidt (16. Mai 1974) hatte Scheel dieses Amt inne. Genau in dieser Zeit wurde Walter Scheel Jäger. „Mir wurde die Urkunde am Tag von Brandts Rücktritt ausgehändigt“, erinnert sich Scheel. „Turbulente Tage – aber auch der Start in ein wunderschönes Jägerleben.“
 
Walter Scheel war schon als Kind klar, dass er irgendwann einmal den Jagdschein machen würde. Obwohl weder Vater, Onkel, noch Großvater zur Jagd gingen, sah der kleine Junge aus Höscheid (Nordrhein-Westfalen) im Weidwerk stets die Krönung von Naturerlebnis und Tierverbundenheit. Doch das „Grüne Abitur“ musste Scheel immer wieder verschieben. Erst kam das „zivile Abitur“, dann eine Banklehre.
 
Am 3. September 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. „Mein erster Kontakt zu Waffen. Ich war in einem Nachtjagdverband der Luftwaffe. Da hatten wir tagsüber Zeit. Die haben wir häufig mit Tontaubenschießen verbracht. Ich war ganz gut darin, und es hat mir viel Spaß gemacht“, erinnert sich der Oberleutnant a.D..
 
Nach dem Krieg standen auch für Walter Scheel andere Ziele im Vordergrund. Der Broterwerb und eine politische Karriere wurden ins Visier genommen. So gingen noch einmal 20 Jahre ins Land, ehe er endlich Mitglied der grünen Zunft wurde.
 

 

Walter Scheel Bär
Walter Scheel vor seinem Braunbären.(Foto: Hans Jörg Nagel)
DJZ: Was war Ihr schönstes jagdliches Erlebnis?
Bundespräsident Walter Scheel:
Da wären viele Geschichten zu erzählen. Aber eines der schönsten war zugleich auch das letzte: Die Erlegung eines Braunbären. Eine sehr spannende Jagd!
 
DJZ: Erzählen Sie mal!
Scheel:
Es war 1996 in den rumänischen Karparten. Im Revier des ehemaligen Staatspräsidenten Nicolae Ceausescu. Mein Jagdführer kannte den Ex-Diktator noch und machte einige Bemerkungen über dessen schwache Trefferquote. Am letzten Abend der Jagd kam der Bär spät aus einer Dickung. Ich hatte mir fest vorgenommen, ihn mit einem einzigen Schuss zu erlegen. Ich ließ ihn sehr nah kommen und schoss. Mein Jagdführer sprang sofort auf und schrie: „Repetieren, repetieren, repetieren!“ Der Bär war aber längst mausetot. Noch heute höre ich die panischen Rufe des Rumänen, der nicht verstehen konnte, dass eine einzige Kugel einen Bären strecken kann.
 
DJZ: Welche Jagdart bevorzugen Sie?
Scheel:
Die größte Freude hatte ich bei der Einzeljagd auf Bock und Hirsch. Vom Ansitz aus. Da war ich aber immer auf Einladungen angewiesen, da ich nie ein eigenes Revier besaß. Bevorzugt bin ich in heimatlichen Gefilden – im Rheinland und meinem zweiten Zuhause, Maria-Alm – zur Jagd gegangen. Niederwild habe ich wenig bejagt. Auf Drückjagden so manche Sau gestreckt.
 
DJZ: Haben Sie häufig im Ausland gejagt?
Scheel:
In fernen Ländern kaum. Mein jagdlicher Wirkungsbereich im Ausland begrenzte sich hauptsächlich auf die Schweiz, Österreich und später Ungarn.
 
DJZ: Welche Bedeutung hatte für Sie Trophäenstärke
oder -gewicht?
Scheel:
Überhaupt keine. Mir ging es stets nur um das jagdliche Erlebnis. Ich war süchtig nach „dem Gefühl eines Weidmanns“. Meine Strecke trage ich bis heute in meinem Herzen.
 
DJZ: Hatten Sie für die Jagd ausreichend Zeit?
Scheel:
Leider nein. Als Spitzenpolitiker oder gar Bundespräsident ist die Freizeit sehr knapp bemessen.
 
DJZ: Konnten Sie Ihre politischen Ämter und die Jagd verknüpfen?
Scheel:
Natürlich wurde ich einige Male von Regierungschefs zur Jagd eingeladen. Fast überall sprachen wir zumindest darüber. Und wenn ich mit einem nichtjagenden Politiker über das Weidwerk diskutiert hatte, war der danach „Jäger“ . . .
 
DJZ: Was ist für Sie ein guter Jäger?
Scheel:
Ein verantwortungsvoller! Respekt vor der Natur und dem Lebewesen sind für ihn selbstverständlich. Disziplin und Sachverstand gehören ebenfalls dazu.
 
DJZ: Gehen Sie mit Ihrer Passion als Jäger offensiv um?
Scheel:
Ich habe mich nie für diese Leidenschaft geschämt und sie auch nach außen getragen.
 
DJZ: Sie haben 1996 für sich beschlossen: „Jagd vorbei!“
Scheel:
Richtig. Schon damals hatte ich in meine Leistungsfähigkeit kein volles Vertrauen mehr. Unter anderem nahm meine Sehkraft merklich ab. Man muss wissen, wann es vorbei ist.
 
Das Interview führte Hans Jörg Nagel
 


 

 
 
 
 


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