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Alpenländische Dachsbracke

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„Brackieren“ kommt von Bracke. Doch wer hat diese Form der Hasenjagd schon einmal erlebt? Es handelt sich um eine Rarität! Die DJZ war dabei, als der Hundelaut von den Felswänden widerhallte.

Von Armin Liese

Maximilian hält den Hasen in der Hand. Eine rare Beute im Berg, denn auch hier werden die Langohren immer seltener. Die Freude über den erlegten Hasen durch die Teamarbeit mit seinem Hund ist dem jungen Jäger deutlich anzusehen. Doch bis dorthin war’s ein steiniger Weg …

Ganz in den Süden Deutschlands führte unsere Reise, um die Alpenländische Dachsbracke mal in ihrem ureigenen Element zu erleben: Brackieren auf den Hasen im Hochgebirge. Diese Jagdart kennt heute fast keiner mehr, immer häufiger werden die einstigen Hasenhunde als Stöberhunde auf Reh sowie Sau eingesetzt.

Doch wahre Brackenkenner schwärmen von der Hasenjagd. Die Zeiten ändern sich, und daher ist eine Reportage über eine Bracke in ihrem Element etwas ganz besonderes. Fast 2 Jahre hat es gedauert, bis der Termin stand. Keiner wollte so recht Hasen im Gebirge versprechen. Und dann noch einen erlegen … Doch dann kam Erhard Thiermeyer aus Oberammergau, der mit Unterstützung von Christine Baur Hoffnung machte.

Bereits am Vorabend sind wir angereist, um noch einmal schnell auf den Berg zu fahren. Einen ersten Eindruck, was uns am nächsten Tag erwartet, danach strategische Besprechungen. Sogar der Vorsitzende des Vereins Alpenländische Dachsbracke kommt noch im Wirtshaus vorbei. „Vielleicht, mit ganz, ganz viel Glück, werden wir einen Hasen finden. Einen Weißen anzutreffen, gleicht einem Sechser im Lotto“, erklärt Erhard, der uns damit nicht gerade Mut macht. Er kennt das Revier, in dem wir morgen suchen wollen, wie seine Westentasche. Er muss es also wissen …

Hasenjagd im Hochgebirge. Im Berg ist ohne den Vierläufer kaum Hasenjagd möglich (Fotos: Armin Liese)

Trotzdem wollen wir es versuchen. Mit 5 Mann und 4 Hunden geht es zeitig hinauf ins Gebirge. Hier im Staatsforst ist der Berg gut erschlossen, und so können wir bis zu einer urigen Holzhütte mit dem Auto hochfahren. Das erspart uns mindestens 2 Stunden Marsch. Zu Fuß gehen, wäre außerdem alles andere als angenehm und für die Fotoausrüstung kritisch, denn es schüttet in Strömen. Da zahlt sich die Hütte ganz besonders aus, in der wir uns hinsetzen, den Ofen einheizen und eine Brotzeit machen. „So lange es so schüttet, brauchen wir nichts versuchen“, erklärt Christine und schenkt noch einmal heißen Tee und Kaffee nach.

Mit tiefer Nase sucht die Dachsbracke im flotten Troll. Fitness ist im Berg unverzichtbar

Doppelschlag

Pünktlich zum Mittag lässt der Regen nach. Für uns der Startschuss zum Fertigmachen, denn vor der Bergjagd steht immer noch ein Aufstieg. Mit leichtem Marschgepäck stapfen wir knapp 1 Stunde hangaufwärts, bis wir den tropfenden Wald hinter uns gelassen haben. Hier oben beginnt die Latschenzone. Große Rasen sowie Felsen und Geröllfelder durchschneiden die undurchdringlichen grünen Dickungen aus Nadelbäumen.

Christine schnallt an einem aussichtsreichen Punkt ihre junge Hündin. Voller Freude donnert die zierliche Jagdhelferin los, denn sie musste aufgrund der Vorbereitung für die Gebrauchsprüfung in letzter Zeit gänzlich auf diese Freiheit verzichten. Um so mehr genießt die Hündin die weite Suche. Doch ein Hase ist nicht zu finden.

Auch Erhard und Maximilian schnallen ihre Hunde, aber in diesem Revierteil scheint kein Langohr zu sitzen. Das Wetter spielt aber mit, und es kommt sogar zeitweise die Sonne heraus. Wir entschließen uns, noch höher aufzusteigen. Erhard schickt Christine in ein Latschenfeld, welches sich unterhalb der Gipfelfelswand erstreckt. Plötzlich schreit Christine auf:

„Scheehase!“

Unser Herz klopft schneller. Jetzt nur keinen Fehler machen und schön ruhig halten. Plötzlich erscheint der fast weiße Hase auf einem Geröllfeld, der Hund lautjagend auf der Spur etwa 100 Meter hintendran. Es ist herrlich anzuschauen, wie die Hündin sich näher an den Schneehasen arbeitet, der alsbald in schneller Flucht wieder Abstand gewinnt. Bestimmt 20 Minuten erschallt der Laut – ein Hochgenuss für alle Hundeführerohren.

Nachdem Christine ihre Hündin wieder angeleint hat, darf Maximilian noch einen Versuch mit seinem Vierläufer machen. Er positioniert sich auf einer Freifläche zwischen 2 Latschenfeldern. Es dauert nicht einmal 3 Minuten, da wird sein Rüde laut. Keine 200 Meter oberhalb erscheint ein Hase. Ein Brauner, der hat Jagdzeit. Auf Zuruf von Erhard werden die Flinten gestopft. „Je länger der Hund jetzt den Hasen jagt, desto wahrscheinlicher schießt ihn einer“, erklärt Erhard auf meine Frage, ob Maximilian nun auf die Spur des Hasen „wechseln“ müsse.

Lautjagend verfolgt der Rüde den Hasen, und es passiert das Unglaubliche: 1 Schuss bricht, und Maximilian verschwindet hinter den Sträuchern. Wenige Sekunden später kommt er freudestrahlend zwischen den Latschen hervor, den Hasen in seiner Hand. Voller Freude liegen wir uns in den Armen. Damit hatte keiner gerechnet: Einen Schneehasen sehen, und dann einen Braunen erlegen. Und das Ganze in nicht einmal 30 Minuten.

Eine Gruppe glücklicher Hundeführer samt ausgetobter Vierläufer macht sich auf den Weg ins Tal. Keiner hatte wirklich geglaubt, dass wir unser Ziel erreichen – nur gehofft. Umso schöner, dass wir mit unserem Optimismus, der ortskundigen Führung und tollen Hunden alles erreicht haben. Ein grandioses Erlebnis!

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