2019 haben der Deutsche Jagdverband gemeinsam mit der Firma Jagdstolz erstmals im Kant Kino Berlin den Sophie Award verliehen.
Mit dem Amateurfilm-Preis sollen Filme ausgezeichnet werden, die es auf eine besondere Art und Weise schaffen, die Jagd der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. DJV-Pressesprecherin und Online-Redakteurin Dr. Anna Martinsohn beantwortet Fragen zum Regelwerk, äußert sich zur Darstellung der Jagd in den sozialen Medien und gibt Tipps, die Teilnehmer des Wettbewerbs aufs Treppchen bringen könnten.
Videos und vor allem Fotos gab es in sozialen Netzwerken schon lange bevor der Sophie-Award ins Leben gerufen wurde. Viele Jäger veröffentlichen dort Bilder von und über die Jagd. Mit der Waidgerechtigkeit 2.0 wurde eine Art „Regelwerk“ im Umgang mit den sozialen Medien für Jäger erstellt. Warum war dieses „Regelwerk“ aus Ihrer Sicht notwendig und wozu soll es dienen?
“Waidgerechtigkeit 2.0” ist weniger Regelwerk als eine Art ethischer Kompass, den wir aus Verantwortungsbewusstsein freiwillig wählen. Es ist im Grunde ähnlich wie mit der “Waidgerechtigkeit 1.0”. Da steht nicht: “Du musst dein Stück verbrechen und verblasen!”, da steht zum Beispiel: “Jedes Tier hat ein höchstes Maß an Respekt, Verantwortung und Tierschutz verdient.” Mit anderen Worten: Es ist an dir, dich als Jäger in deinem Tun selbst zu reflektieren – mach’ was draus!
(Quelle: DJV)
Erhobene Zeigefinger sind fehl am Platz. Wir haben es mit mündigen Jägerinnen und Jägern zu tun. In der jungen Generation gibt es schon viele Jäger/innen, die bei der Darstellung der Jagd in den sozialen Medien instinktiv sehr klug handeln. Die Generation Y hat das quasi im Blut. Zudem gibt es für alle, die unsicher sind, jetzt die Waidgerechtigkeit 2.0 und für die, die einen Wink mit dem Zaunpfahl brauchen fähige Admins in Jagdgruppen – denn auch wenn diese Gruppen vermeintlich “geschlossen” sind, gibt es immer wieder Öffentlichkeit darüber.
Insbesondere der Unterpunkt „Tod und Bildnis“ fällt bei der Lektüre auf. Der Tod von Tieren gehört bei der Jagd zwingend zum Handwerk des Jagens. Für uns Jäger sind Bilder von Erlegungen deshalb „normal“. Auf einen Nichtjäger wirken diese jedoch in der Regel abstoßend. Soll deshalb auf die Veröffentlichung von Bildern von erlegtem Wild oder Abschussszenen in Gänze verzichtet werden?
Erlegtes Wild kann und sollte gezeigt werden, solange ein paar grundsätzliche Standards eingehalten werden und man sich vor dem Posten einmal kurz in jemanden hineinversetzt hat, der nicht tagtäglich mit toten Tieren zu tun hat. Wir Jäger sind neben Tierärzten und Metzgern die einzigen, die die “Lizenz zum Töten” haben. In erste Linie bedeutet das verdammt viel Verantwortung. Diese Verantwortung hört nach dem Schuss nicht auf. Wenn wir unser Handeln dokumentieren und das tun wir, indem wir fotografieren und auf Whatsapp, Facebook, Insta & Co. veröffentlichen, dann haben wir dieselbe Verantwortung wie bei der Schussabgabe. Ob ein sogenannter “Killshot” immer gezeigt werden muss, darüber kann man trefflich streiten. Fakt ist: Das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen, könnte nicht größer sein: Wir lieben Tiere. Wir töten Tiere. Wir richten ihnen Lebensräume ein und wir essen Tiere auf. Wenn man sich in diesem Spannungsfeld breit grinsend hinter ein sehr großes, sehr totes Schwein setzen, das aus dem Wurf schweißt, entsteht Erklärungsbedarf. “Waidmannsheil” reicht da definitiv nicht aus.
Der DJV veranstaltet Seminare zum Thema „Darstellung der Jagd in den sozialen Medien“. Was ist Inhalt dieser Seminare und wer sind die Teilnehmer dieser Fortbildungen?
In unseren Seminaren gehen wir auf die Notwendigkeit der Darstellung der Jagd in den sozialen Medien ein und geben Tipps, wie man’s machen kann, ohne dass man einen Shitstorm erntet. Humor in Schriftform und insbesondere in Kombination mit makaberen Fotos ist zum Beispiel so eine Sache, die schnell mal nach hinten losgehen kann. Das zeigt der – mittlerweile berühmte – Bock mit der Zigarette im Äser. Der Verfasser fand das lustig. 99,9 % der Jäger fanden es nicht lustig. 100% der Nicht-Jäger waren entsetzt. Wir erklären, wie man handwerklich gute Bilder macht, aber auch, wie man sich in andere nicht-jagende Menschen hineinversetzt. Empathie ist das Stichwort. Und die ist laut neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen erlernbar.
Nach der erfolgreichen Premiere des Sophie-Award im Jahr 2019 gibt es in diesem Jahr wieder eine Award-Verleihung. Wenn Sie den Teilnehmern einen Tipp geben dürften: Was müssten Sie in den eingereichten Beiträgen umsetzen, damit eine vordere Platzierung beim Sophie-Award winkt?
Im vergangenen Jahr haben viele Filme die Jagd erklärt, aus ganz unterschiedlichen Perspektiven (LINK einfügen: alle Filme sind übrigens hier anzuschauen. So ein ganzheitlicher Ansatz ist mutig – vor allem bei einer Maximallänge von 8 Minuten – aber er wird auf Dauer und in der Masse redundant. Die Jagd hat so viele Facetten. Von der Ausbildung des eigenen Hundes hin zur Reflektion der eigenen Motivation, einem Portrait, etwa was unser Antrieb ist, morgens um 4.30 Uhr aufzustehen oder nachts um 2.00 zu einem Wildunfall zu fahren, Familienfeste zu verpassen und Wildtieren zu helfen. Da gibt es so viele gute Geschichten, die berühren und bewegen. Bei uns zählt Inhalt vor fehlerfreier Umsetzung. Eine gute Idee, die vielleicht noch mit viel Emotion und Passion für die Jagd umgesetzt wird, hat genauso viele Chancen wie ein handwerklich einwandfreier Film, der holistischer daherkommt. Wir hatten im vergangenen Jahr mit “Ehrenschild” und “Toni hat den Wald gefunden” zwei wunderbare Filme, die definitiv auch einen Platz verdient gehabt hätten, es aber leider knapp nicht aufs Treppchen geschafft haben. Dafür haben wir dieses Jahr eine Lösung gefunden: Es wird erstmalig einen Publikumspreis geben.
(Der Sophie Award 2020 findet am 24. Juli in Berlin statt. Weitere Informationen zum Sophie Award, die Teilnahmebedingungen, die Richtlinie „Waidgerechtigkeit 2.0“, die Jury und die Gewinnerfilme 2019 findet man auf www.sophie-award.de und den offiziellen Sophie Award Social Media Kanälen. Das Einsendefenster für Filmbeiträge beginnt am 28. März 2020. Einsendeschluss ist der 28. Juni 2020)