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DJV zum DFWR-Positionspapier: Wildbiologischer Sachverstand fehlt

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Forstwirtschaftsrat lässt wildbiologischen Sachverstand vermissen. Jäger fordern wildökologische Raumplanung als Teil des Bundeswaldgesetzes.

Bundeswaldgesetz: DJV fordert Berücksichtigung der wildökologischen Raumplanung (Foto: Vanell /AdobeStock)

„Es hält an Jahrzehnte alten, erfolglosen Theorien fest, statt zukunftsweisende Lösungen zu präsentieren. Wildbiologischer Sachverstand fehlt“, sagte Dr. Dirk-Henner Wellershoff, zuständig für Wald im DJV-Präsidium. Die Pauschalkritik an angeblich zu hohen Wildbeständen müsse abgelöst werden durch eine differenzierte Betrachtung. Wildschäden entstehen laut DJV zuallererst durch eine ungünstige Verteilung von Wildtieren im Raum. Schlüsselfaktoren für die positive Wildlenkung sind ausreichend Deckung und Nahrung. Dazu gehören ungestörte Äsungsflächen, Prossgehölze (Weichhölzer wie Birke) und Ruhezonen, gepaart mit einer Schwerpunktbejagung auf Aufforstungsflächen.

Forstwirtschaftliche Interessen dürfen keinesfalls über die Bedürfnisse von Wildtieren gestellt werden. Der DJV fordert deshalb eine wildökologische Raumplanung für ein integratives Wildtier- und Habitatmanagement auf ökologischer und sozio-ökonomischer Grundlage. Die Novellierung des Bundeswaldgesetzes bietet die Chance, in Bezug auf Waldbewirtschaftung und forstliche Rahmenplanung, die wildökologische Raumplanung zu implementieren. Dies wäre ein wesentlicher und innovativer Lösungsansatz im Forst-Jagd-Konflikt.

Verbissgutachten sind ungeeignet für Abschusspläne

Der DJV kritisiert stark, dass der DFWR auf Grundlage von Vegetationsgutachten die Höhe von Abschüssen festlegen will. Auch führende Wissenschaftler bestätigen, dass nur auf Basis von Vegetationsgutachten weder Rückschlüsse auf die Bestandshöhen noch auf die Abschusshöhen möglich sind. Diese eindimensionale Betrachtung lässt eine notwendige Lebensraumbewertung völlig außer acht. Vermehrte Wildschäden können beispielsweise dort entstehen, wo sich Wildtiere durch umliegende Störungen wie Wanderwege oder Straßen in Waldbereichen konzentrieren.

Die Intensität des Verbisses sagt dann allerdings nichts aus über die Höhe des Bestands von Wildtieren. Besonders kritisch sieht der DJV die Forderung, Mindestabschusspläne in der Jugendklasse und beim weiblichen Hochwild einzuführen. Dies würde zur Zerstörung der Altersstruktur führen und könnte das Geschlechterverhältnis verschieben. Insbesondere bei Gebirgsarten wie Stein- und Gamswild kann ein zu starker jagdlicher Eingriff in die Jugendklasse bestandsgefährdend sein, da witterungsbedingt sowieso bis zu 50 Prozent der Lämmer und Kitze den ersten Winter nicht überleben.

Saat und Pflanzung brauchen waldbauliche Schutzmaßnahmen

Die Naturverjüngung in einem vitalen Mischwald muss ohne Schutzmaßnahmen funktionieren, hier sind sich DJV und DFWR einig. Anders sieht es bei Saat und Pflanzung aus, die notwendig ist, um Nadelholzmonokulturen überhaupt erst zu Mischwäldern umzubauen. Betroffen sind 27 Prozent der Wälder in Deutschland. Vom Menschen eingebrachte Jungpflanzen sind besonders für Rehe hochattraktiv und schadensanfällig, selbst bei geringer Wilddichte. Ganz besonders gilt das für Pflanzen aus Baumschulen, da sie sehr nährstoffhaltig sind. Die Jagd muss in Aufforstungsflächen ohne Zweifel verstärkt werden. Alternativlos sind allerdings begleitende waldbauliche Schutzmaßnahmen.

Auf Bewegungsjagden im Januar verzichten

Bewegungsjagden im Herbst bis maximal Ende Dezember helfen, den Jagddruck übers Jahr gesehen zu reduzieren. Allerdings versäumt es der DFWR in seinem Jagdpapier, ausdrücklich auf Bewegungsjagden im Januar zu verzichten und so wildbiologische Erkenntnisse umzusetzen. Schalenwild lebt während des Winters im Energiesparmodus, die Reduzierung des Stoffwechsels ist über die Tageslänge gesteuert. Bewegungsjagden führen dann zu erheblichem Stress und erhöhen das Risiko von Wildschäden sogar noch.

Ausbildung intensivieren und Forstkräfte einstellen

Eine „Intensivierung der jagdlichen und forstlichen Ausbildung“ begrüßt der DJV. Damit wird das gegenseitige Verständnis von Forst- und Jagdseite gefördert. In beiden Ausbildungsrichtungen sollte unbedingt ein modernes Wildtiermanagement vermittelt werden. Die Jagd ist nur ein Instrument im Wildtiermanagement, mit ihr können Wildtierbestände reduziert und gelenkt werden. Weitere Instrumente zur Lenkung von Wildtieren sind unter anderem Wald- und Landbau, Besucherlenkung. Wildtierlenkung ist essenziell um Wildschäden vorzubeugen. Zudem braucht es im Forstbereich eine Ausbildungsinitiative. Durch Sparmaßnahmen wurden in den vergangen vier Jahrzehnten rund 60 Prozent der Forstarbeiter wegrationalisiert. Diese Arbeitskräfte fehlen jetzt für den notwendigen Waldumbau.

PM DJV

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